Julia Collection Band 25
gesehen hatte?
„Natürlich wirst du mich jetzt nicht mehr heiraten wollen. Wie könntest du?“ Sie wunderte sich, wie ruhig sie klang. Wie distanziert von den rasenden Qualen, die ihr gerade das Herz zerschnitten. „Ich sollte besser nach Hause gehen und alle informieren.“
„Lucy.“
Sie bemerkte nicht einmal, dass Marcus den Abstand zwischen ihnen geschlossen hatte. Als er ihr Gesicht umfasste, stiegen ihr Tränen in die Augen. „Bitte mach es mir nicht noch schwerer, Marcus. Ich weiß, was du jetzt denkst und wie du dich fühlst.“
„Tust du das?“, fragte er so schroff, dass sie zusammenzuckte. „Nein, ich glaube nicht.“ Er ließ sie los und trat zurück. „Du kannst nicht wissen, was es für mich heißt, dass du diesem … diesem Dreck ausgesetzt worden bist. Dass man dich so erniedrigt hat.“
„Marcus, ich bin das nicht“, wiederholte Lucy, obwohl ihr klar war, dass er ihr nicht glauben würde, es nicht konnte. Nicht mit den Fotos als Beweis.
Finster sah er sie an. Wahrscheinlich dachte er, dass sie alles noch schlimmer machte, indem sie log.
„Ich weiß, dass du das nicht bist.“ Dabei zuckte er geradezu herablassend mit den Schultern.
Marcus glaubte ihr?
„Du weißt, dass ich das nicht bin?“, fragte sie vorsichtig nach, weil sie ihren Ohren nicht traute.
„Ja, natürlich“, erwiderte er mit der ihr vertrauten Ungeduld.
„Wie denn? Woher kannst du das wissen?“
„Abgesehen von allem anderen, hast du ein kleines Muttermal oben am linken Oberschenkel. Und die Frau auf den Fotos hat keins.“
„Oh!“ Verrückt, dass ein kleines Muttermal den Unterschied zwischen Glück und Elend, Vertrauen und Zweifel, einer Heirat mit Marcus und seiner Zurückweisung ausmachte.
„Ganz offensichtlich hat jemand dein Gesicht auf den Körper einer anderen Frau kopiert.“
„Aber ohne mein Muttermal“, warf Lucy so locker wie möglich ein.
Wieder einmal legte er ihretwegen die Stirn in Falten. „Das fehlende Muttermal bestätigt nur, was ich ohnehin weiß“, meinte er kühl. „Ich brauche nur meine Urteilskraft, um zu wissen, dass du nicht die Frau auf den Fotos sein kannst.“
Er wollte Lucy an sich ziehen und ihr sagen, dass er denjenigen umbringen würde, der dafür verantwortlich war. Nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen wisse er schließlich, dass sie bei so etwas niemals mitmachen würde. Er wollte ihr sagen, ihm sei völlig klar, dass eine sinnliche Frau wie sie die Intimität zwischen zwei Menschen liebe und ihre Weiblichkeit zelebriere, indem sie ihre Lust mit nur einem Mann teile.
Wie war es möglich, dass er so empfand? Er empfand Dinge nicht, sondern durchdachte seine Entscheidungen ruhig und logisch, anstatt sie „nach dem Gefühl“ zu treffen. Er ließ nicht zu, dass Emotionen sein Urteil beeinflussten. Und vor allem erlaubte er sich nicht zu spüren, wie sich ihm vor Qual das Herz in der Brust umdrehte, weil Lucys Leid sein Leid war. Wenn er das tun würde, bedeutete es …
Wütend verdrängte er das Wissen, das er nicht akzeptieren wollte.
„Warum sollte jemand so etwas machen?“, fragte Lucy und gab ihm damit etwas Logisches, auf das er sich konzentrieren konnte. „Ganz zu schweigen davon, dir diese … diese Sachen zu schicken?“
„Wahrscheinlich ist es nur ein Spaß.“
„Ein Spaß?“
„Ja, so etwas kommt ständig vor. Junge Idioten wie dein Cousin Johnny, zum Beispiel, die nichts Besseres zu tun haben und …“
„Marcus, das ist doch kein Spaß mehr!“, protestierte Lucy.
„Hör zu, vergessen wir es einfach, ja? Bestenfalls ist es ein dummer und sehr geschmackloser Streich und schlimmstenfalls ein böswilliger Versuch, unsere Beziehung kaputt zu machen.“
„Aber wer würde so etwas tun?“, fragte Lucy beunruhigt.
„Keine Ahnung. Lass es uns einfach vergessen“, wiederholte Marcus, doch er war ihr gegenüber nicht offen. Gerade hatte er erfahren, dass die Frau, wegen deren Nick Lucy verlassen hatte, ihn hinausgeworfen hatte. Angeblich stand er jetzt so gut wie mittellos da. In dem Päckchen lag kein Brief, aber Marcus hatte den Verdacht, dass die Fotos und das Video der Auftakt zu einem plumpen Erpressungsversuch waren. Vermutlich sollte er für die Originale zahlen. So ein Schmuddelkram passte zu Nick, aber Marcus wollte Lucy nichts davon sagen, weil er sie nicht noch mehr aufregen wollte.
Oder aus Sorge, sie könnte in Versuchung geraten, zu Nick zurückzukehren, wenn sie erfuhr, dass er wieder frei
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