Julia Collection Band 25
Taufe an, die Dorland – ganz typisch für ihn – in der A-List Life dieser Woche als Aufmacher benutzt hatte. Auf einem besonders guten Foto von ihr hielt sie ihren Patensohn, und Marcus stand dicht neben ihr.
Ihn zu heiraten ist richtig, sagte sie sich energisch.
Als es klopfte, drehte sie sich erwartungsvoll zur Tür, obwohl Marcus heute nach Manchester gefahren war, um sich mit einem Kunden zu treffen.
„Gut, ich hatte gehofft, dass Sie hier sind, Lucy.“
Andrew Walker.
Bestürzt sah sie ihn an. „Oh! Andrew. Sie haben meinen Brief doch bekommen, oder?“
„Ja.“ Er ging an ihr vorbei und stellte sich vors Fenster, sodass er ihr Gesicht deutlich erkennen konnte, während sich seines nur unscharf und dunkel gegen die sonnenbeschienene Scheibe abhob. „Ich bedauere es sehr, dass Sie unsere Pläne nicht verwirklichen wollen. Tatsächlich bin ich so enttäuscht, dass ich dachte, ich komme mal vorbei und sehe, ob ich Sie nicht irgendwie umstimmen kann.“
Bildete sie sich das nur ein, oder enthielten die Worte tatsächlich eine Drohung?
„Ich habe es Ihnen in meinem Brief doch erklärt, Andrew. Ich heirate und …“
„Marcus Canning, glaube ich.“
„Ja. Und nach der Hochzeit möchte er mein Teilhaber bei Prêt a Party werden“, flunkerte sie. Das müsste ihm doch klarmachen, dass er sich jetzt nicht mehr nur mit ihr allein auseinanderzusetzen hatte.
„Wirklich?“
Irgendetwas an seinem Ton machte ihr Angst.
„Sie lehnen eine großartige Chance ab, Lucy. Und Ihren Ehemann Teilhaber werden zu lassen … Heutzutage kann man nie wissen, was aus einer Ehe wird. Moderne Ehen sind bestenfalls sehr windige Konstruktionen, meinen Sie nicht auch? Für eine vernünftige Frau ist es sicher besser, finanziell unabhängig zu bleiben.“
Fast hätte Lucy laut nach Atem gerungen. Konnte Andrew Walker ihre Gedanken lesen? Genau das hatte sie selbst erst vor Kurzem gedacht.
„Meine Geschäftspartner und ich sind bereit, Ihnen ein großzügiges Angebot zu machen, um uns in Prêt a Party einzukaufen. Und ich versichere Ihnen, dass alles sehr diskret abgewickelt wird. Wir zahlen das Geld auf ein Konto im Ausland ein, wenn Sie es wünschen. Außer uns braucht niemand von der Transaktion zu erfahren.“
Wenn Sie nicht die Wahrheit über ihn gewusst hätte, wäre sie in Versuchung gewesen, sein Angebot anzunehmen. Weil die Angst, dass ihre Ehe ohne Liebe nicht überleben konnte, einfach nicht verschwand. Allein diese Angst hielt sie davon ab, Marcus’ Vorschlag anzunehmen, ihre Schulden zu bezahlen und in die Firma einzusteigen.
Aber Andrew Walkers Worte erinnerten Lucy auch an alles, was Dorland ihr erzählt hatte. „Auch nicht die armen Menschen, deren Leben Sie ruiniert haben, um das Geld überhaupt erst zu bekommen“, platzte sie heraus. „Ich weiß, was Sie treiben und warum Sie Prêt a Party haben wollen.“
Nach einem kurzen spannungsgeladenen Schweigen sagte Andrew Walker scharf: „Ach ja?“
Um Himmels willen! Sie hatte einen weiteren Fehler gemacht. Einen sehr schlimmen. Wie hatte sie Andrew Walkers Gesicht nur jemals nichtssagend und freundlich finden können? Jetzt kam er drohend auf sie zu, ganz ohne Maske.
Dorland hatte recht. Dies war ein böser Mensch. Vor Angst verkrampfte sich Lucy. Und trotzdem konnte sie sich nicht davon abhalten zu wiederholen: „Ich weiß, womit Sie und Ihre Geschäftspartner Ihr Geld machen und warum Sie Prêt a Party haben wollen.“
„Sie sollten wirklich nicht auf den Klatsch neidischer und unzuverlässiger Informanten hören, Lucy“, erwiderte Andrew Walker gelassen. „Warum befolgen Sie nicht meinen Rat und denken noch einmal gründlich über unser Angebot nach? Und darüber, Marcus Canning Teilhaber werden zu lassen. Das wäre kein guter Schachzug, und meinen Kollegen würde das gar nicht gefallen. Wie gesagt, nichts ist sicher im Leben, besonders nicht die Ehe. Sie sind schon einmal verheiratet gewesen und …“
„Mir Geld anzubieten ist zwecklos“, unterbrach ihn Lucy heftig. „Ich will es nicht, und ich werde meine Meinung nicht ändern.“
„Glauben Sie wirklich, dass Sie das Richtige tun, wenn Sie Marcus Canning heiraten?“
„Ja, natürlich“, log sie. „Ich liebe ihn.“ Zumindest das stimmte. „Ich habe ihn immer geliebt“, fügte sie trotzig hinzu.
Ganz eindeutig passte ihm ihre Erklärung nicht. Zweifellos wusste er, dass er Marcus nicht so täuschen und einschüchtern konnte wie sie.
„Ich rate Ihnen, sehr gründlich über
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