Julia Collection Band 25
das nachzudenken, was ich gesagt habe. Ach, und an Ihrer Stelle würde ich Marcus Canning nichts von unserem Gespräch erzählen … um Ihretwillen und um seinetwillen.“ Damit ging ihr Besucher an ihr vorbei und öffnete die Bürotür. „Ich melde mich, Lucy.“
Er war weg. Vor Erleichterung wurde ihr übel. Als sie aufstehen wollte, um die Tür abzuschließen, trugen ihre Beine sie nicht mehr.
Jetzt muss ich Prêt a Party ganz dichtmachen, dachte sie zittrig. Denn ihr fiel keine andere Möglichkeit ein, um sich und ihre Firma zu schützen.
Wenn Marcus fragte, warum sie die Agentur aufgab, um die sie so gekämpft hatte, würde sie ihm erklären, dass sie sich auf ihre Ehe und die gemeinsame Zukunft konzentrieren wolle.
Mit anderen Worten, sie würde ihn anlügen.
Das Übelkeitsgefühl wurde stärker.
Aber hatte sie denn eine andere Wahl? Wenn sie ihm jetzt die Wahrheit sagte, würde er sie so ansehen, wie er es getan hatte, als sie ihm mitteilen musste, dass Nick ihr nicht nur untreu gewesen war, sondern auch Firmengelder unterschlagen hatte: wütend, ungläubig, gereizt und verächtlich. Das könnte sie nicht ertragen.
„Angeblich soll es Pech bringen, wenn du mich vor der Hochzeit in meinem Kleid siehst“, beschwerte Lucy sich vorwurfsvoll.
Marcus hatte sie bei ihren Eltern abgeholt, und jetzt betraten sie gerade sein Haus.
„Aber du hast dein Brautkleid nicht an. Es sei denn, du hast vor, in Jeans zu heiraten.“
„Sei nicht albern. Ich hatte es an, als du gekommen bist.“
„Aber ich habe dich nicht darin gesehen“, versicherte ihr Marcus.
Doch Lucy sah, wie er sich dabei die Daumen drückte, und unwillkürlich lächelte sie, wenn auch nur matt. Die vergangenen Wochen waren so anstrengend gewesen.
„Kopf hoch, bald ist es ja vorbei“, tröstete Marcus sie, als hätte er erraten, wie sie sich fühlte. „In den Flitterwochen kannst du dich dann richtig entspannen.“
„Ich kann es kaum erwarten.“
Ein kurzes wirkungsvolles Schweigen folgte.
„Ich auch nicht“, meinte Marcus.
Bei seinem Blick schlug ihr Herz schneller. „Die paar Wochen sind mir sehr lang vorgekommen“, flüsterte sie atemlos.
Während er dastand und sie ansah, wurde sich Marcus plötzlich einer sehr seltsamen Empfindung bewusst. Er verspürte den fast unwiderstehlichen Drang, Lucy in die Arme zu schließen und …
Kopfschüttelnd verdrängte er die fremden Emotionen, die ihn gepackt hatten. „Warum gehen wir nicht?“, begann er und runzelte missbilligend die Stirn, als es klingelte.
Lucy sah zu, wie er die Tür aufmachte, ein Päckchen entgegennahm und den Empfang quittierte.
„Machst du uns beiden schon mal einen Drink, während ich nachsehe, was das hier ist?“, bat er und öffnete dabei den gefütterten Umschlag. Als er den Inhalt herauszog, fielen zwei Fotos zu Boden.
Automatisch bückte sich Lucy, um sie aufzuheben.
„Nein! Lass sie liegen!“, befahl Marcus scharf.
„Was ist …?“ Sie verstummte und blickte starr auf das Foto in ihrer Hand. Bis zu diesem Augenblick hatte sie nicht geglaubt, die Redewendung, dass „das Blut einem in den Adern gefror“, tatsächlich als körperliche Empfindung erleben zu können. „Marcus …“, flüsterte sie schockiert. Das Foto zeigte sie: lächelnd, mit vor Erregung und Wonne strahlenden Augen, nackt und mit ausgebreiteten Armen und Beinen, von vier Paar Männerhänden aufs Bett gedrückt, während ein fünfter Mann Sex mit ihr hatte.
Wie in Trance bückte sie sich und hob das andere Foto auf.
„Lucy! Nein!“
Doch sie ignorierte ihn und drehte das zweite Foto um, das noch schlimmer war als das erste. Eine zweite Frau war dazugekommen, sie trug einen Dildo, und sie und die Männer machten die schmutzigsten Dinge miteinander. Und Lucy machte bereitwillig mit.
Marcus hielt noch mehr Fotos und ein Video in der Hand. Auf der Kassette klebte ein Bild von ihr, nackt, mit gespreizten Beinen. Darüber stand: „Sexy Lucy in Aktion.“
Ihr drehte sich der Magen um. Sie stürzte ins Badezimmer und übergab sich heftig. Zitternd vor Ekel putzte sie sich die Zähne und wusch sich das Gesicht.
„Lucy.“
Marcus stand an der offenen Tür. Vage glaubte sie, Schmerz in seinem Blick zu erkennen, doch sie wusste, dass es Abscheu sein musste.
„Ich bin das nicht“, erklärte sie zitternd. „Die Frau sieht aus wie ich, aber ich bin es nicht.“
Schweigen.
Was hatte sie erwartet? Dass Marcus sie an sich ziehen und sagen würde, er liebe sie? Nachdem er das
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