Julia Collection Band 25
keine Ahnung, was emotionsloser Sex ist, sagte er sich grimmig. Außerdem hat sie selbst zugegeben, dass sie sich nur davor schützen will, wieder so verletzt zu werden, wie es ihr als Kind passiert ist. Deswegen leugnete sie hartnäckig, dass ihre Gefühle längst ebenso gefährlich beteiligt waren wie seine. Was nach dieser Kindheit wirklich kein Wunder war. Nach solchen Erfahrungen würde wohl jeder Mensch versuchen, sich zu schützen. Und trotzdem hatte sie sich ihm völlig hingegeben, genauso wie er völligen Anspruch auf sie erhoben hatte.
Sie hatten angehalten, um in einem kleinen Café etwas zu trinken. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Blatt Papier mit den Berechnungen für den Kauf von Prêt a Party. Während er darauf wartete, dass Carly von der Toilette zurückkehrte, schaute Ricardo gleichgültig auf die Zahlen. Es interessierte ihn nicht mehr, wie rentabel die Agentur war oder ob er sie nun bekam oder nicht. Eigentlich wollte er nur noch das Exklusivrecht auf Carly – am liebsten durch eine Heiratsurkunde.
Wo blieb sie nur so lange? Plötzlich bekam er fürchterliche Angst, sie zu verlieren, und verkrampfte sich, doch als er sie ein paar Sekunden später auf sich zukommen sah, ließ seine Anspannung schlagartig nach. Zwei Männer am Nachbartisch musterten Carly voller Wohlwollen, und am liebsten wäre Ricardo aufgestanden und hätte ihnen klargemacht, zu wem sie gehörte.
Stattdessen gab er dem Kellner ein Zeichen, dass er zahlen wollte. „Wir müssen noch bei einer Drogerie anhalten“, sagte er zu Carly.
Besorgt sah sie ihn an.
„Kondome.“
„Oh!“ Sie wurde rot.
„Nicht wegen eines Gesundheitsrisikos für einen von uns beiden, aber ich nehme an, du bist nicht vor einer Schwangerschaft geschützt?“
„Ja. Ich meine, nein. Nein, bin ich nicht“, bestätigte Carly schuldbewusst. Wie hatte sie etwas so Wichtiges nur vergessen können?
Das Schloss, das einem Rockstar und seiner bildschönen amerikanischen Ehefrau gehörte, lag im Loire-Tal, mitten in einem der berühmten Weinanbaugebiete Frankreichs. Aus Zeitschriften wusste Carly, dass die Frau, die aus einer vornehmen alten Familie stammte, etliche Antiquitätenhändler in ganz Europa aufgesucht und die besten Handwerker beschäftigt hatte, um das Schloss restaurieren und unauffällig mit allem modernen Komfort ausstatten zu lassen. Die Prunkstücke der Restaurierungsarbeiten waren der Park und ein Spiegelsaal – ähnlich dem in Versailles.
Von den drei Events, die Ricardo mit ihr zusammen besuchte, war dieser bei Weitem der größte. Eingeladen war ungefähr jeder, der in der Glamourwelt einen Namen hatte. Insgesamt fünfhundert prominente Gäste, hauptsächlich aus dem Musik- und Filmgeschäft, der Modewelt und der High Society.
Für das sechsgängige Menü war einer der führenden Köche der Welt engagiert worden. Der Ball nach dem Abendessen sollte mit einem Feuerwerk beendet werden. Außerdem wollte die Ehefrau des Rockstars, dass Zauberkünstler zwischen den Tischen umherliefen und die Gäste mit ihren Kunststücken unterhielten. Als dominierende Farben hatte sie Creme, Gold und Schwarz gewählt, und sie hatte darauf bestanden, dass die Blumen für die Tischdekoration nicht dufteten. In dem riesigen Zelt sollte es einzig und allein nach den Kerzen duften, die mit ihrem Lieblingsraumduft parfümiert waren.
Das Zelt selbst war schwarz, mit cremefarbenen und goldenen Verzierungen. Die Stühle waren cremefarben mit schwarzen Kordelschleifen, während der Fußboden goldfarben glänzte und wie Seidenpapier mit lauter funkelnden Glassplittern aussah.
Wenige Kilometer vom Schloss entfernt hatte Ricardo ein Haus in einer malerischen Kleinstadt am Ufer der Loire gemietet. Es war ein hohes, schmales, honigfarbenes Steingebäude, behaglich eingezwängt zwischen anderen, ähnlich schmalen alten Häusern in einer engen, gewundenen und mit Kopfstein gepflasterten Straße. Hinter dem Haus lag ein wunderschöner mittelalterlicher Hof, und vom Balkon im zweiten Stock konnte man die Loire sehen.
Der Mietpreis schloss Madame Bouton ein, die sie schon erwartete, um sich vorzustellen und ihnen das Haus zu zeigen. Nach einer Führung durch die Räume erklärte sie ihnen, sie würde jeden Morgen zum Saubermachen kommen. Und bei Bedarf würde sie auch Lebensmittel für sie einkaufen.
„Was soll dieser Blick?“, fragte Ricardo, nachdem Madame Bouton gegangen war.
„Ich sehne mich so nach dir“, gestand Carly.
Die Empfindung, die dieser Satz bei
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