Julia Collection Band 25
Generationen weitergeben musste, konnte es sich nicht leisten, von seinen Gefühlen beherrscht zu werden.
Wie ein kleiner Fehler in einem ansonsten perfekten Diamanten störte Nick Blayne jedoch das Szenario. Silas war nicht bereit, sich durch Julias Verwicklung in eine schmutzige Scheidung seine Pläne kaputt machen zu lassen. Im Moment würde er die Sache jedoch nicht forcieren. Schließlich hatte er schon Julias Loyalität zu ihrer Freundin ausgenutzt und einen Keil zwischen Nick und Julia getrieben, indem er die vorgetäuschte Beziehung vorgeschlagen hatte. Dadurch waren Julia und er immerhin schon zusammen, und es war die reine Ironie, dass er das ohne Nick nicht so schnell erreicht hätte. Außerdem würde Nick an diesem Nachmittag mit seiner Frau nach London zurückfliegen, während er sich vor Ort darum kümmern wollte, dass Julia bei ihrer Rückkehr nach Großbritannien mit den Hochzeitsvorbereitungen begann.
Zugegeben, da war noch das lästige Problem mit einer verzogenen amerikanischen Millionenerbin, die überall herumposaunte, wie leidenschaftlich sie ihn liebte. In der New Yorker High Society war es kein Geheimnis, dass psychische Labilität in ihrer Familie ein verbreitetes Leiden war. Ob nun erblich vorbelastet oder nicht, Silas hatte ihr dramatisches und überemotionales Benehmen nicht ertragen können. Was nicht hieß, dass er wirklich mit ihr zusammen gewesen wäre. Doch sie verfolgte ihn ständig und hielt das anscheinend für eine Beziehung. Einmal hatte sie ihm sogar ein Video geschickt, das sie beim Sex mit zwei gut ausgestatteten Muskelmännern zeigte. Als ob sie ihn damit für sich gewinnen könnte! Egal, um was für eine Frau es sich handelte, Silas würde niemals so dumm sein, sich zu verlieben.
Das war der nützliche Nebeneffekt seiner Beziehung zu Julia: Wenn er erst seine Verlobung mit ihr bekannt gab, würde Aimee endlich zur Vernunft kommen. Falls sie so etwas überhaupt besaß.
Julia hatte es geschafft, das Hotel zu verlassen, ohne aufgehalten zu werden. Ihr Herz schlug schneller, als sie in die schmale Gasse einbog, die zum Schuhladen führte.
Natürlich sollte sie sich schämen, und zweifellos würde sie das später auch tun, doch im Moment konnte sie nur an Schuhe denken. Und da, im Schaufenster, standen sie: elegante Pumps mit hohen Absätzen und tief ausgeschnittenem Vorderteil, das ein perfektes Zehendekolleté zeigen würde.
Begeistert wie sie war, könnte sie den ganzen Tag hier stehen und diese Traumschuhe anschauen. Aber dann würde eine andere Kundin sie ihr vielleicht wegschnappen, und das durfte nicht sein. Schnell stieß Julia die Ladentür auf.
Eine Stunde später kam sie mit zwei Tragetaschen aus dem Geschäft, die Wangen gerötet vor Glück. Sich zwischen den Pumps mit Stilettoabsatz und denen mit Keilabsatz zu entscheiden war völlig unmöglich gewesen, also hatte sie beide nehmen müssen.
„Weißt du, wo Nick ist?“, fragte Silas Lucy, als sie in den angenehm schattigen Innenhof des Hotels kam.
„Er hat in der Stadt noch etwas zu erledigen. Ich habe gerade versucht, ihn anzurufen, aber er muss sein Handy ausgeschaltet haben.“
Ihre arglose Erklärung bestätigte seinen Verdacht, und fast hätte Silas vorgeschlagen, Lucy solle es stattdessen mit Julias Nummer versuchen.
„Hoffentlich kommt er bald zurück. Dorland hat eben angerufen und völlig aufgelöst erzählt, dass in der Villa nackte Panik herrscht. Das Collier von Tiffany ist verschwunden.“
„Er ist doch nicht etwa überrascht? Schließlich ist Martina für ihre Habgier bekannt, und es wird nicht das erste Mal sein, dass sie ein Schmuckstück nicht zurückgeben will.“
„Aber Dorland muss es bezahlen. Sie haben es ihm geliehen, nicht ihr“, warf Lucy aufgeregt ein.
„Die ein oder zwei Millionen reißen bestimmt kein großes Loch in Dorlands Vermögen. Mich würde es nicht wundern, wenn die ganze Sache nur ein Publicitytrick ist. Vermutlich hat Dorland zuerst die Medien und nicht die Polizei informiert.“
„Silas, du bist viel zu zynisch“, sagte Lucy.
„Das ist kein Zynismus, sondern gesunder Menschenverstand.“ Silas blickte auf seine Armbanduhr. „Julia ist vorhin in die Stadt gegangen und sollte inzwischen auf dem Rückweg sein. Ich mache einen Spaziergang und sehe mal, ob ich sie finde.“
„Sie ist in die Stadt gegangen?“ Überrascht runzelte Lucy die Stirn. „Gestern Abend hat sie mir erzählt, sie wolle den Vormittag mit dir verbringen.“
„Da hatte sie
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