Julia Collection Band 27
vorbei.“
Nachdem er aufgelegt hatte, dachte Keith erneut an Andrea, aber nur für einen Moment. Seufzend stellte er fest, dass er sich selbst nicht verstand, wenn es um diese Frau ging.
Das alte, elegante Clubhaus und das tadellos gepflegte Grundstück wirkten märchenhaft am Abend des Balles. Die Büsche und Bäume waren mit Hunderten von kleinen Lichtern geschmückt, und alle Fenster des Gebäudes erstrahlten in warmem Glanz.
Im Schneckentempo fuhren die Luxusautos vor und entließen die festlich gekleideten Gäste direkt vor dem Eingang. Ungeduldig saß Andrea auf dem Rücksitz der Limousine, mit der der Club sie hatte abholen lassen. In diesem Jahr hatte sie sich dazu überreden lassen, an diesem Ereignis teilzunehmen, doch sie schwor sich, dass das nie wieder passieren würde. Sie hasste es, in einer Nobelkarosse vorzufahren. Sie war kein Mensch für solchen Luxus und fühlte sich schrecklich fehl am Platz.
Auch dafür machte sie Keith Owens verantwortlich. Bestimmt hatte er dieses ganze Szenario nur arrangiert, um sie in Verlegenheit zu bringen. Und das Schlimmste war, dass sie auch noch höflich und freundlich zu ihm sein musste, obwohl sie ihn nicht leiden konnte.
Immer wenn sie sich zufällig einmal trafen – was sich in einer Kleinstadt wie Royal nicht vermeiden ließ –, stellten sich ihr die Nackenhärchen auf, eine Reaktion, die sie auf extreme Spannung und Abneigung schob. Schließlich hatte er ihr damals fast das Herz gebrochen. In jener Nacht, als sie so naiv gewesen war, einen Heiratsantrag zu erwarten, und Keith ihr stattdessen eine geschäftliche Partnerschaft angeboten hatte. Schon damals war er völlig von sich überzeugt gewesen und war es vermutlich immer noch.
Sie war total niedergeschlagen gewesen und hatte ihm in einem furchtbaren Streit klar gemacht, dass sie eine Lehrerausbildung machen würde. Mit seinen Geschäftsplänen wollte sie nichts zu tun haben. Um alles noch schlimmer zu machen, hatte Keith sich über ihre Berufswahl mokiert und mit seinen Ambitionen angegeben. Obwohl Keith mit seiner Computer-Software ein Vermögen verdient hatte, bereute Andrea ihre Berufswahl bis heute nicht. Geld war nicht alles.
Bevor sie sich weiter mit diesen unangenehmen Erinnerungen herumplagen konnte, hielt die Limousine vor dem Club, und ein Angestellter half ihr beim Aussteigen. Vor dem Eingang wimmelte es von elegant gekleideten Leuten, und deren Lachen und Gespräche vermischten sich mit der Musik, die aus dem Club herausdrang.
Andrea ging auf den Eingang zu und schnappte überrascht nach Luft, als jemand ihren Arm ergriff.
„Guten Abend“, sagte Keith, wobei er mit seinen Lippen viel zu nahe an ihr Ohr kam. „Ich war nicht sicher, ob du allein oder in Begleitung kommen würdest, also habe ich auf dich gewartet. Da du allein bist, ernenne ich mich hiermit zu deiner Eskorte für den heutigen Abend.“
Trotz ihrer Verärgerung entging Andrea nicht, wie gut Keith aussah, was sie jedoch nur noch wütender machte. Er trug einen Smoking, der farblich genau zu seinem karamellfarbenen Haar passte. Das schiefe Lächeln, mit dem er damals auf dem College ihr Herz erobert hatte, war immer noch sein markantestes Merkmal, obwohl die von dichten Wimpern umgebenen dunkelbraunen Augen dem kaum nachstanden. Die Bewunderung von Keiths gutem Aussehen hatte ihr auf dem College nur Schmerz bereitet. Das Erwachsensein hatte zum Glück ein paar Vorteile, wovon einer war, dass sie inzwischen gelernt hatte, dem Aussehen nicht so viel Bedeutung beizumessen. Das hatte sie einige Jahre nach ihrem Studium herausgefunden, denn der Mann, den sie geheiratet hatte, hatte gut ausgesehen, wenn auch nicht so umwerfend wie Keith. Offen gestanden störte sie alles an Keith, vor allem seine überhebliche Annahme, dass er sich selbst als ihre Eskorte für den Abend ernennen konnte.
„Ich glaube nicht“, sagte sie kühl und versuchte, ihm ihren Arm zu entziehen.
„Es gehört aber zum Protokoll, dass unser Ehrengast eine Begleitung hat“, meinte Keith, während er sie einer eingehenden Musterung unterzog. Sie sah wunderschön aus. Auf dem College war sie mit ihrem langen schwarzen Haar und den blauen Augen hübsch gewesen. Verflixt, schon als Kind hatte sie niedlich ausgesehen, eine Tatsache, an die er sich gut erinnerte, weil sie als Nachbarn aufgewachsen waren. Aber niedlich und hübsch waren einfach nicht die richtigen Worte, um zu beschreiben, wie sie jetzt aussah. Sie hatte eine traumhafte Figur und wirkte heute
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