Julia Collection Band 28
hatten sich vor zwei Monaten auf einer Party kennengelernt. Und dann war es eben passiert. Dieses eine Mal. Verdammt!
Zwei Wochen vor der Party hatten Jared und Megan Phillips, eine hübsche Rothaarige von den Cheerleadern, sich getrennt. Auf der Party hatte er noch mächtig Liebeskummer gehabt, na ja, so lange zumindest, bis Olivia mit zwei Gläsern eines billigen Fruchtweins zu ihm gekommen war.
Mit ihrem netten Lächeln hatte sie ihn vergessen lassen, dass Megan ihn wegen eines eingebildeten Schnösels vom College hatte fallen lassen.
Jared und Olivia waren nicht unerfahren gewesen. Trotzdem war es irgendwie nicht sonderlich gut gelaufen, und hinterher war er das Gefühl nicht losgeworden, dass sie enttäuscht war. Er hatte sie nach Hause gebracht, und sie hatten Telefonnummern ausgetauscht. Doch dieses Treffen heute war der erste Kontakt seit der Party. Es hatte ihn schon überrascht, plötzlich von ihr zu hören. Ganz zu schweigen von den Neuigkeiten, die sie hatte …
„Vielleicht könnten wir uns jetzt öfters sehen, damit wir uns näher kennenlernen“, schlug sie vor.
Öfters sehen? Seine Eltern würden einen Herzinfarkt bekommen, wenn er ein Mädchen mit nach Hause brachte, das nicht zu ihm passte. Sie rechneten fest damit, dass ihr Sohn eines Tages ein Mädchen der besseren Gesellschaft kennenlernen würde.
Seine Eltern hingen an ihm und wollten das Beste für ihn. Sobald er auf die Universität ging, würden sie nach Scottsdale umziehen. Zwar behaupteten sie, den Wohnort nur aus beruflichen Gründen zu wechseln, doch er vermutete, dass sie ihm als ihrem einzigen Kind in Phoenix nahe sein wollten. Ja, seine Eltern würden definitiv einen Herzinfarkt bekommen, wenn er seine Zukunft durch ein Kind ruinieren würde.
„Was denkst du?“, drängte Olivia.
Verdammt, er dachte ans College, an Football und die Ausbildung zum Juristen oder Geschäftsmann. Und das alles konnte er in den Wind schießen, wenn erst mal das Baby auf der Welt war.
Daher fiel ihm nur eine Lösung ein. „Ich bezahle die Abtreibung.“
„Was?“, rief Olivia geschockt.
„Abtreibung. Ich gebe dir das Geld, bringe dich hin und warte, bis es vorbei ist. Auf die Art erfährt deine Mutter nichts.“
„Ausgeschlossen! Ein Kind kommt uns zwar beiden ungelegen, aber ich behalte es.“
Das war doch nicht ihr Ernst! Olivia lebte mit ihrer Mutter in einem heruntergekommenen rostigen Wohnwagen am Stadtrand. Wie wollte sie da ein Kind großziehen?
Und selbst wenn sie neben der Schule eine Arbeit in einem Schnellrestaurant annahm, er konnte nicht viel Geld für den Unterhalt beisteuern. Schließlich würde er bald Student sein. Es war eine schlechte Idee, das Kind zu behalten – für sie beide.
„Du hast noch dein ganzes Leben vor dir“, hielt er ihr vor. „Warum willst du dich jetzt schon binden?“
„Weil Kinder ein Segen sind, und ich bin bestimmt aus guten Gründen schwanger geworden. Der Himmel wollte es so.“
Jared seufzte. Seiner Meinung nach hatte der Himmel nichts mit dem Fehler zu tun, den sie begangen hatten. In seinem Alter betrachtete er ein Kind jedenfalls nicht als Segen.
1. KAPITEL
Portland, Oregon – 2004
„Ich bin schwanger.“
Lissa Cartwright ließ beinahe die Kaffeetasse fallen, so schnell richtete sie sich in dem Terrassenstuhl auf. „Was bist du?“
„Schwanger“, wiederholte ihre Schwester strahlend.
„Großartig! Ich gratuliere!“
Ihre Schwester hatte letztes Jahr die Liebe ihres Lebens geheiratet, und der Mann verehrte sie aufrichtig. Außerdem hatte Eileen sich schon immer ein Kind gewünscht. Das galt allerdings auch für Lissa, und darum entwickelte sie jetzt gemischte Gefühle.
„Du scheinst überrascht zu sein.“
Das stimmte nicht, Lissa war vielmehr ein wenig neidisch – wie jedes Mal, wenn ihre Schwester ein großes Ziel erreichte. „Ich habe nicht so bald mit einer solchen Überraschung gerechnet, schon gar nicht so zeitig am Morgen.“
„Hast du gedacht, ich würde nur wegen des Frühstücks den weiten Weg zum Weingut auf mich nehmen?“, fragte Eileen lachend.
„Nein.“ Lissa liebte ihre jüngere Schwester. Eileen war im Gegensatz zu ihr ein Morgenmensch. Sie waren einander eigentlich überhaupt nicht ähnlich, und dafür gab es einen guten Grund. Eileen war sieben Monate nach Lissas Adoption auf die Welt gekommen.
Heute konnte Lissa nicht mehr genau sagen, wann sie begonnen hatte, sich als Außenseiterin zu fühlen. Vielleicht war es der Tag gewesen, an dem ihre
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