Julia Collection Band 28
einen Geschäftstermin handelte, nicht mehr und nicht weniger. Was sollte schon ein gut aussehender und erfolgreicher Mann wie Sullivan Grayson in einer Frau wie ihr sehen? Ach, wahrscheinlich nahm er nicht einmal zur Kenntnis, dass sie eine Frau war.
Er blickte sich um und entdeckte das dreifarbige Fellbündel, das in der Ecke neben dem Ofen an einem roten Gummibällchen kaute. „Das ist ein süßer Welpe.“
„Danke. Er heißt Barney.“
„Ich mag Hunde“, erwiderte Sullivan mit diesem Lächeln, das sie glatt aus dem Gleichgewicht brachte. „Und ich mag Menschen, die Hunde mögen.“
Sie räusperte sich erneut und hoffte, möglichst bald wieder klar denken zu können. „Wir können auf meinen Vater warten oder schon anfangen. Wie wäre es Ihnen denn recht?“
„Ich richte mich völlig nach Ihren Wünschen.“
Nein, das würde er ganz sicher nicht tun …
„Ihr Vater hat erwähnt, dass Sie eine neue Weinsorte entwickelt haben“, bemerkte er.
„Genauer gesagt handelt es sich um eine neue Mischung von Traubensorten.“ Lissa verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch ineinander und war froh, nicht länger an die schottischen Highlands zu denken. Hier ging es schließlich um die Valencia Vineyards.
Männer wie Sullivan Grayson schenkten einer Frau wie ihr keinen zweiten Blick. Und hätte er es getan, hätte sie schon ein Plätzchen gefunden, wohin sie sich blitzschnell verkriechen konnte.
Sullivan betrachtete die Tochter seines neuen Klienten sehr genau. Lissa Cartwright war eine attraktive Frau, doch sie schien es nicht zu wissen. Anders konnte er sich ihr schmuckloses Aussehen nicht erklären – das Haar zum altmodischen Knoten geschlungen, die Figur unter einer weiten grauen Hose und einer farblosen Bluse versteckt.
Sie war keine Schönheit, aber Sullivan hatte sich trotzdem auf den ersten Blick zu ihr hingezogen gefühlt. Vielleicht lag es an ihren faszinierenden grünen Augen, dass er ihr ein Lächeln entlocken wollte. Lissa Cartwright hatte etwas, das ihn vom ersten Blick an gefangen nahm. Und wenn er ihre Nervosität richtig interpretierte, ging es ihr nicht anders.
Er stieß einen innerlichen Seufzer aus. Lissa Cartwright war tabu für ihn, vollkommen tabu. Sullivan mischte nie Geschäft mit Vergnügen, und da er für ihren Vater arbeiten sollte, würde er sich völlig auf das Weingut konzentrieren.
Dazu kam, dass Lissa Cartwright eine tüchtige Geschäftsfrau war. Das wusste er, weil er sich über die Valencia Vineyards informiert hatte. Sie ging ganz in ihrer Arbeit auf und kam daher nicht infrage für einen Mann, der wie er aufgrund bitterer Erfahrungen nur noch oberflächliche und bedeutungslose Beziehungen einging.
Seit seiner Scheidung im reifen Alter von fünfundzwanzig Jahren bevorzugte Sullivan Frauen, die nichts weiter als ein hübsches Gesicht, einen tollen Körper und eine beachtliche Stellung in der Gesellschaft vorzuweisen hatten.
Die Tür öffnete sich. Ken Cartwright kam herein und reichte Sullivan die Hand. „Entschuldigen Sie die Verspätung. Meine Tochter Eileen hat uns soeben informiert, dass sie ein Kind erwartet. Ich musste wenigstens so lange bleiben, bis meine Frau wieder mit beiden Beinen auf der Erde gelandet war.“
Sullivan lächelte. „Vermutlich steht sie jetzt sicher auf festem Boden.“
„Wenn Auf-rosa-Wolken-Schweben zum festen Boden dazugehört, dann ja“, entgegnete Ken lachend. „Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr meine Frau Babys liebt.“
„Du vielleicht nicht?“, fragte Lissa scherzhaft.
„Ja, gut, ich gebe es zu“, erwiderte Ken. „Meine Frau und ich schmelzen beim Anblick eines zahnlosen Lächelns dahin.“
„Erhebt sich die Frage, wie es den beiden in einem Altersheim ergehen würde“, bemerkte Lissa und schenkte Sullivan ein Lächeln, das ihm durch und durch ging.
Er konnte ihrem Blick nicht ausweichen. Solche Augen hatte er noch nie gesehen, und ihr Gesicht strahlte, wenn sie lächelte.
„Wollen wir zum Geschäftlichen kommen?“, fragte Ken.
„Ja“, erwiderte Sullivan eine Spur zu hastig. Er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren und nicht auf leuchtend grüne Augen, die ihn viel zu sehr ablenkten.
Mittags brachten Lissas Mutter Donna und Eileen ein Tablett mit Sandwichs und eine Kanne mit Eistee ins Büro. Eileen war sichtlich begeistert von Sullivan und nickte Lissa immer wieder aufmunternd zu, wenn er mal nicht in ihre Richtung schaute.
Am liebsten hätte Lissa ihre Schwester aus dem Raum gejagt.
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