Julia Collection Band 28
das Sofa und der Sessel hatten bunte Bezüge.
„Nachts wird es hier ziemlich kühl.“ Sie deutete auf den Thermostat an der mit heller Eiche getäfelten Wand. „Stellen Sie die Heizung nach Ihren Wünschen ein.“
Er deutete auf den gemauerten Kamin mit Feuerholz und Streichhölzern. „Mir ist ein richtiges Feuer lieber.“
So ging es ihr auch. Flammen im Kamin waren gemütlicher und vor allem romantischer.
Ach, jetzt wirkten sich diese schrecklichen Romane schon wieder bei ihr aus! Es war höchste Zeit, die Bücher einzusammeln und zu verheizen! Am besten gleich hier in diesem Kamin.
„Hier ist eine winzige Küche, falls Sie lieber allein essen möchten“, erklärte sie. „Aber wie ich meine Mom kenne, wird sie darauf bestehen, dass Sie sich uns anschließen.“
„Da ich meistens in Restaurants essen muss, freue ich mich auf richtige Hausmannskost.“
„Das wird meine Mom gerne hören.“ Ganz zu schweigen von Lissa. „Ich zeige Ihnen noch den Rest des Häuschens.“
Vom Korridor aus sah sie durch die offene Tür die blauweiß karierte Decke, die sie gestern auf dem Doppelbett im Schlafzimmer ausgebreitet hatte. Und sie fing den Duft des Mannes auf, der dicht hinter ihr stand. Sie drehte sich um und hielt den Atem an.
„Hübsches Zimmer“, urteilte er.
Sullivan stand dicht vor ihr und sah sie an. Und dabei lächelte er nicht wie vorhin. Irgendetwas knisterte zwischen ihnen. Was bloß? Erotische Spannung?
Hallo? Völlig unmöglich, zumindest von seiner Seite aus!
Sie räusperte sich schon wieder, was sie sonst so gut wie nie machte. Mit dem Räuspern hatte sie erst heute angefangen. Wenigstens lernte man nicht aus! „Das Badezimmer befindet sich am Ende des Korridors gleich neben dem Wäscheschrank. Im Schrank finden Sie alles, was Sie brauchen.“
„Danke“, erwiderte er, und seine Stimme wärmte sie wie eine Decke in einer kalten Winternacht.
Ach, du liebe Zeit! Die Romane landeten so schnell wie möglich in der nächsten Mülltonne!
„Gut.“ Lissa versuchte, ganz ruhig zu bleiben. „Dann gehe ich jetzt, damit Sie auspacken können.“
„Nein“, bat er.
„Wie bitte?“
„Gehen Sie noch nicht“, sagte er und lächelte jungenhaft. „Ich habe auf der Küchentheke eine Flasche Wein gesehen.“
„Das ist ein Sauvignon Blanc. Ich dachte, Sie würden gern ein Glas probieren.“
„Aber gerne. Möchten Sie mir dabei auf der Veranda Gesellschaft leisten?“
Die Frage überraschte und erregte sie. Vergeblich redete sie sich ein, dass es hier nur um Berufliches ging. Sie sollten sich bei einem Glas entspannen, wie das bei Geschäftsleuten üblich war.
Trotzdem sah sie in der Einladung mehr, als für ihr unberührtes Herz gut war – ein Herz, das bereit war, verschenkt … und verletzt zu werden.
2. KAPITEL
Von der Veranda des Gästehauses überblickte man das Haupthaus und den Weinberg. Sullivan und Lissa saßen an einem Glastisch mit schmiedeeisernem Gestell, tranken Wein und genossen den sagenhaften Ausblick und den Sonnenuntergang.
„Ihre Schwester sieht Ihnen gar nicht ähnlich“, bemerkte Sullivan nebenbei. Ihm war die starke Ähnlichkeit zwischen Eileen und ihrer Mutter aufgefallen, als die beiden das Essen ins Büro brachten.
Lissa sah irgendwie auch ganz anders als ihr Vater aus. Ken Cartwright war ziemlich klein und gedrungen und hatte schütteres blondes Haar und eine rötliche Haut. Er war nicht sonderlich attraktiv, dafür aber sehr nett.
Lissa drehte ihr Glas hin und her, als wäre ihr das Thema unangenehm. Es tat Sullivan leid, dass er es zur Sprache gebracht hatte, doch nun konnte er die Worte nicht zurücknehmen.
„Ich sehe niemandem in der Familie ähnlich“, erwiderte sie, „weil ich adoptiert wurde.“
Ups! So persönlich hatte er nicht werden wollen, und er wusste jetzt nicht, wie er die ungeschickte Bemerkung überspielen sollte. Daher nickte er bloß und sagte: „Sie haben eine nette Familie.“
„Ja, das stimmt.“ Sie trank einen Schluck Wein. „Haben Sie Geschwister?“
„Nein, ich bin ein Einzelkind.“
„Und tut Ihnen das leid?“
Er zuckte mit den Schultern. Seine Kindheit war ziemlich schlecht gewesen, doch das hatte nichts mit fehlenden Geschwistern zu tun. „Ich hatte zahlreiche Cousins und Cousinen, mit denen ich spielen konnte.“
„Erzählen Sie mir mehr über Ihre Familie“, bat sie.
Sullivan sprach nur selten über sich oder über persönliche Angelegenheiten. Da er jedoch ungewollt Lissas Adoption enthüllt hatte,
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