Julia Collection Band 50 - Ebook
sowieso nicht infrage, da sie Zachs Adoptivschwester war. Und Maria ebenfalls nicht. Die ältere Frau liebte sie zwar, aber Willa wusste, dass sie dieses Geheimnis nicht für sich behalten würde. Also sagte sie niemanden etwas und versuchte mit ihrem Gefühlschaos allein zurechtzukommen.
Vom Winter einmal abgesehen, gab es im Spätsommer am wenigsten zu tun. Der größte Teil des Viehs graste auf Bergwiesen und das Brandmarken, Impfen und Kastrieren war bereits geschehen. Die Arbeiter machten wochenweise Schichten in Bergcamps, und die anderen setzten Zäune und Weiden instand, reparierten, was für den Winter repariert werden musste, und holten Heu ein.
Während des Frühjahrs und im Herbst arbeitete jeder von morgens bis abends. Im Spätsommer jedoch hatten die Cowboys Zeit, sich am Abend ein wenig zu amüsieren, und man ging aus.
Willa hatte mit großem Kummer erfahren, dass auch Zach heute Abend ausgehen würde. Sie schob gerade die Erbsen auf ihrem Teller hin und her und dachte über dieses Problem nach, als Maude Ann sie ansprach.
„Was wirst du denn anziehen, Willa?“
Willa hatte die Frage zuerst gar nicht wahrgenommen, doch dann wurde ihr bewusst, dass alle am Tisch sie anstarrten, und sie blinzelte überrascht. „Ist was?“
„Ich fragte, was du anziehen wirst?“
„Anziehen?“, fragte sie verständnislos.
„Ja, zum großen Sommertanzabend am Samstag in der Grange Hall.“
„Oh, ich gehe nicht hin.“
„Was meinst du damit, du gehst nicht? Natürlich wirst du mitkommen. Wir gehen alle hin.“
„Nein, du verstehst das nicht. Ich gehe nie zu solchen Veranstaltungen. Nicht mehr, seit ich fünfzehn Jahre alt war.“ Sie erzählte ihnen nicht, dass Seamus es ihr verboten hatte.
„Dann wird es höchste Zeit, dass du ausgehst“, beharrte Kate.
„Nein, ich …“
„Willa.“ Zach hatte ihren Namen so sanft ausgesprochen, dass ihr Blick sofort zu ihm hinüberglitt. In seinen Augen glitzerten Emotionen, die sie nicht deuten konnte. „Wir wollen guten Willen zeigen und die Beziehungen zu unseren Nachbarn verbessern. Es wird Zeit, dass wir Seamus’ schlechten Ruf loswerden. Deswegen ist es wichtig, dass wir alle zu dem Fest gehen und uns unter die Leute mischen.“
„Aber … aber ich habe nichts anzuziehen.“ Diese typische weibliche Klage traf in Willas Fall tatsächlich zu. Außer dem Wollrock und dem Pullover, die sie beide einem Impuls folgend vor einigen Monaten gekauft hatte, und einem schwarzen Kleid, das sie bei Beerdigungen trug, befanden sich nur Jeans und praktische Oberteile in ihrem Schrank.
„Ist das alles?“ Maude Ann lachte. „Glaube mir, Willa, dieses Problem haben wir rasch mit einem kleinen Einkaufstrip nach Bozeman oder Helena gelöst.“
„Für so etwas habe ich keine Zeit“, wehrte sich Willa.
„Komm schon, Willa“, drängte sie Kate. „Das macht Spaß. Wir fahren morgen, nur wir drei.“
„So, das wäre geschafft.“ Maude Ann trat einen Schritt zurück und betrachtete ihre Arbeit mit einem zufriedenen Lächeln.
In diesem Moment kam Kate ins Zimmer gestürmt. „Hier“, sagte sie atemlos. „Ich habe endlich die Kette gefunden, nach der ich gesucht habe. Sie wird wunderbar mit deinem Kl…“ Sie blieb abrupt stehen und starrte Willa an. „Du meine Güte, du siehst großartig aus.“
„Ist sie nicht schön?“, verkündete Debbie verträumt. „Ist sie doch, nicht wahr, Jennifer?“
„Hm, so schön wie eine Prinzessin.“
Die beiden Mädchen, die links und rechts neben Willa standen, schauten sie bewundernd an. Yolanda, die ausgestreckt auf dem Bett lag, ebenfalls.
Willa schaute immer noch ungläubig in den Spiegel.
Maude Ann und Kate hatten ihr nach der Dusche die Haare gefönt und hochgesteckt, ihr die Augenbrauen gezupft und sie geschminkt. Das Resultat war dieses bezaubernde Wesen, das sie aus dem Spiegel anschaute.
„Okay, es wird Zeit, dass du dich anziehst. Steh auf.“ Fasziniert von ihrem neuen Äußeren, gehorchte Willa Maude Ann wie ein sanftes Lamm und ließ es zu, dass die beiden Frauen ihr den neuen seidenen Morgenmantel auszogen und ihr ein Hauch von einem roten Kleid über den Kopf streiften.
Nachdem sie ihr den Reißverschluss geschlossen hatten, sah Willa staunend in den Spiegel. Das rote Kleid mit den Spaghettiträgern, dem anliegenden Oberteil und dem weich fallenden Rock, der ihr bis zur Mitte der Waden reichte, schien für sie gemacht worden zu sein. Nie hätte sie gedacht, dass sie so elegant und attraktiv oder so
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