Julia Collection Band 51
ihrem Bettchen. Sie deckte sie warm zu und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Träum schön“, flüsterte sie.
Dann ging sie auf Zehenspitzen zur Tür, und Nick folgte ihr. Leise zogen sie die Tür zu. Erst unten im Wohnzimmer wagte Nick wieder zu atmen.
„Unglaublich. Wenn ich mit ihr allein gewesen wäre, hätte sie bestimmt gebrüllt, bis ihr die Luft ausgegangen wäre. Ich bin dir unendlich dankbar.“
Rachel zuckte mit den Schultern. „Schön, dass ich helfen konnte.“
„Ich möchte mich bei dir bedanken – lass mich dich zum Abendessen einladen. Ich wollte mir eine Pizza liefern lassen. Ich bestelle gerne zwei.“
Rachel wandte verlegen den Blick ab. „Nick, ich halte das für keine sehr gute Idee …“
Er machte einen Schritt auf sie zu. „Sieh mal, Rachel. Wir werden zusammen arbeiten müssen, und deshalb müssen wir uns auch wieder aneinander gewöhnen.“ Er räusperte sich. „Vielleicht wäre es gut, wenn wir uns aussprächen und die Sache bereinigten.“
Sie holte tief Luft. „Na schön. Wahrscheinlich hast du recht.“
Er war regelrecht erleichtert. „Fein. Magst du immer noch am liebsten Pizza mit Pepperoni, Champignons und schwarzen Oliven?“
Rachel sah überrascht zu ihm hin. „Das weißt du noch?“
Es gab überhaupt nur wenig, was er über Rachel vergessen hatte. Und dabei hatte er sich redlich Mühe gegeben, es zu vergessen. Aber jedes kleine Detail, das er so bemüht verdrängt hatte, kam jetzt in ihrer Anwesenheit wie eine Sturmflut über ihn. Vor allem, wie weich ihre vollen Lippen gewesen waren, wenn er sie geküsst hatte …
Er starrte ja schon wieder. Mit einer abrupten Bewegung drehte er sich nach dem Telefon um. „Gibt es Mario’s Pizza Service noch?“, fragte er. Als Rachel stumm nickte, nahm er den Hörer ab.
Während er wählte, ermahnte er sich still, auf Abstand zu bleiben. Von all den Dingen, an die er sich erinnerte, musste er sich vor allem immer eines vor Augen halten: Rachel war absolut tabu für ihn.
Das gemeinsame Essen verlief wesentlich angenehmer, als Rachel es erwartet hätte. Sie saßen sich am Esstisch gegenüber und redeten bei Pizza und Wein über Gott und die Welt.
„Bist du in letzter Zeit irgendwohin gefahren?“, erkundigte Nick sich und goss den letzten Rest Wein in die Gläser.
„Nein, nur zu Weihnachten bin ich nach Minnesota zu meiner Familie gefahren.“
„Wie geht es ihnen denn?“
„Sie machen sich noch immer ständig schreckliche Sorgen um ihre einzige Tochter, aber ansonsten geht es ihnen gut.“
Nick grinste mitfühlend. „Für sie muss es ein wahrer Schock gewesen sein, als du so weit wegzogst.“
„Ja. Meine Mutter hätte sich am liebsten vor den Umzugswagen gelegt. Sie haben mich nur fortgehen lassen, weil das Klima hier gut für die Gesundheit ist und der Job großartige Karriere-Aussichten bot.“
Nick nippte an seinem Wein. „Du kannst froh sein, dass deine Eltern dich so sehr lieben, dass sie dich haben fortgehen lassen.“
Eine seltsame Bemerkung. Rachel wusste, dass Nicks Mutter starb, als er noch zur Schule ging, und sein Vater war vor fünf Jahren gestorben. Sie beugte sich ein wenig vor. „Weißt du eigentlich, dass du mir nie etwas von deinen Eltern erzählt hast?“
Ein Schatten zog über seine Miene. „Da gibt es auch nicht viel zu erzählen“, murmelte er.
Er wich also immer noch aus. Sie versuchte es mit einer anderen Formulierung. „Wie ist es eigentlich, auf einer Farm aufzuwachsen?“
„Schwer.“ Nick stürzte den Wein in einem Schluck hinunter. „Harte Arbeit, wenig Spaß. Am meisten hasste ich, dass alles vom Glück abhing. Es gab zu viele Dinge, über die man keine Kontrolle hatte – Regen, Hagel, Dürre, Schädlinge.“ Das Glas klirrte leise, als er es absetzte. „Deswegen liebe ich Zahlen. Da hat man was Handfestes. Egal welches Wetter es auch sein mag, eins und eins ergeben immer zwei.“
„Aber es muss doch irgendetwas gegeben haben, das dir am Leben auf der Farm gefallen hat?“
Nick schüttelte verbissen den Kopf. „Nein. Diese Farm hat alles Leben aus meinen Eltern herausgesaugt. Ich bin gerade noch rechtzeitig entkommen. Mein Bruder dagegen hatte nicht so viel Glück.“ Seine Miene wurde hart. „Da mein Vater darauf bestand, dass die Farm in Familienbesitz blieb, hat mein Bruder, obwohl er der Jüngere von uns beiden ist, an meiner statt die Farm übernommen. Ben konnte sich noch nie gegen meinen Vater behaupten“, murmelte er düster. Dann schüttelte
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