Julia Collection Band 51
wickelte sich das Telefonkabel um einen Finger und kritzelte mit der anderen Hand verträumt Mrs Rex Michael Barrington III. auf ihren Schreibtischkalender.
„Man weiß ja nie, ob Sie nicht eines Tages den schmeichelnden Versprechungen eines Konkurrenzunternehmens erliegen. Ich muss mich darauf verlassen können, dass Sie Barrington treu bleiben, Sophia.“
„Oh. Ich bin diesem Unternehmen absolut treu ergeben.“
„Das höre ich gern. Ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Blumen, und noch herzliche Glückwünsche zum Geburtstag.“
„Nochmals vielen Dank.“
„Wir sprechen uns morgen wieder.“
„Bis morgen.“
„Warten Sie“, fuhr Michael fort, bevor Sophia auflegen konnte. „Es gibt noch etwas, was ich Sie fragen wollte.“
„Ja bitte?“
Einen Moment herrschte Schweigen. Sophia konnte sich Michael in seinem Büro in Deutschland vorstellen: attraktiv, in einem kostbaren, nach Maß geschneiderten Anzug, den Hörer unterm Kinn, die Füße auf dem Schreibtisch in der lässigen Haltung einer selbstbewussten Führungspersönlichkeit.
„Gehen Sie manchmal aus, Sophia?“
„Entschuldigung?“ Die Frage kam völlig überraschend. „Wie meinen Sie das?“
„Haben Sie einen Freund?“
Sophia holte tief Luft. Konnte es wahr sein? Wollte Michael sie bitten, mit ihm auszugehen? Das war zu viel für einen Tag: eine enorme Gehaltserhöhung, ein zauberhafter Blumenstrauß und dann noch eine Einladung zum Dinner von Michael Barrington?
„Nein.“ Sophia kniff sich in den Arm.
„Sind Sie sicher, dass es niemand Besonderes in Ihrem Leben gibt?“
Schuldbewusst dachte sie an Mike. Er war etwas Besonderes. Sophia konnte das Knistern nicht leugnen, das sich jedes Mal einstellte, sobald sie in ein und demselben Raum mit Mike war. Aber wie erregend die Chemie auch sein mochte, mit Mike, dem Postmann, hatte sie keine Zukunft.
Schon lange träumte sie davon, dass Michael Barrington sie auffordern würde, mit ihm auszugehen. Und obgleich sie Aufrichtigkeit in allen Dingen hoch bewertete, war sie nicht bereit, diese Gelegenheit zu verpatzen, indem sie Michael von Mike erzählte.
„Nein“, erklärte sie fest und ignorierte die Schuldgefühle. Mike hatte ihr nichts versprochen. Sie schuldete ihm nichts.
„Ich bin überrascht“, sagte Michael. „Ich hätte gewettet, dass eine Frau mit einer so schönen Stimme wie der Ihren, sich nur schwer der Männer erwehren kann.“
„Es gibt keinen.“ Sophia verbannte alle Gedanken an Mike aus ihrem Kopf. Es war ja nicht gelogen. Sie und Mike waren niemals richtig ausgegangen. Sie waren kein Paar. „Gibt es einen besonderen Grund für Ihre Frage?“
„Nun, ich wollte Sie nur anregen, Ihren Freund zum Firmen-Picknick in zwei Wochen mitzubringen.“
„Wie?“ Sophia verdrehte die Augen. Hatte sie richtig gehört?
„Ich wollte ihn kennenlernen und ihm gratulieren, weil er sich glücklich schätzen kann, eine so vertrauenswürdige Freundin zu haben.“
Vertrauenswürdig? Sophias Mut sank. Sie hatte Michael falsch verstanden. Er hatte nicht die Absicht, sie einzuladen.
„Aber da Sie keinen Freund haben, darf ich Ihnen stattdessen wohl persönlich die Hand schütteln.“
Ihr die Hand schütteln? Nun, damit befand sie sich sehr schnell wieder in der Wirklichkeit. Sophia ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken.
„Nehmen Sie auch an diesem Picknick teil?“
„Ich tue mein Bestes, um bis dahin meine Angelegenheiten in Frankfurt zu beenden“, versicherte Michael.
Hoffnung erwachte in Sophias Herzen. Endlich. Sie würde dem Objekt ihrer lang gehegten Zuneigung begegnen und konnte mit der Ausführung ihres Plans beginnen. Wenn Michael sie kennenlernte, würde er sie sicher einladen. Daran zweifelte Sophia nicht.
„Dann bis morgen.“
„Auf Wiedersehen“, flüsterte Sophia.
Die Leitung klickte, als Michael die Verbindung unterbrach und Sophia enttäuscht und verwirrter als je zuvor zurückließ.
In einem Raum von der anderen Seite des Flurs blickte Michael Barrington seinen Vater an. Mit der Übersendung der Blumen war es ihm gelungen, Mike zu übertrumpfen. Reicher Mann gegen charmanten bösen Jungen. Wer ging als Sieger hervor?
„Bist du sicher, dass das die richtige Entscheidung war?“, fragte er seinen Vater.
„Nur auf diese Weise kannst du erfahren, ob du ihr vertrauen kannst, Sohn. Du weißt, welche Rolle das Vertrauen in einer Beziehung spielt. Wenn Sophia deine Assistentin bleiben soll, musst du herausfinden, ob sie dir und dem
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