Julia Collection Band 55 (German Edition)
zusammen. „Ich entscheide darüber, ob ich glücklich bin oder nicht.“
„Ach, Jennifer, ich denke einfach, dass du dich selbst nicht so gut kennst, um das wirklich entscheiden zu können. Du hast bislang dein Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft, und ich meine, dass das am besten auf dem College geht.“
„Und du kennst mich gut genug, um das beurteilen zu können?“
Peter blickte sie über den Rand seiner Brille an. „Sind wir heute ein wenig widerborstig? Du vergisst, dass zu meiner Arbeit auch die Studienberatung gehört. Ich kenne mich mit so etwas aus.“
„Und du vergisst, dass ich keine deiner Studentinnen bin.“
„Nein, das bist du nicht, aber du könntest es sein, wenn du wieder studieren würdest.“
Jennifer musste bei diesem Gedanken grinsen. „Wenn ich eine deiner Studentinnen wäre, dürften wir uns nicht mehr treffen.“
„Ich bin gern bereit, auf dich zu verzichten, bis du deinen Abschluss in der Tasche hast.“
„Du würdest auf mich verzichten?“, murmelte sie.
„Hm?“
„Ach, nichts.“
Peter bemerkte ihre Anspannung. „Nein! Wie meinst du das? Ich habe dir doch von Anfang an erzählt, dass ich nichts davon halte, Intimitäten zu überstürzen. Soweit ich mich erinnere, hast du mir zugestimmt, ja, du warst sogar erleichtert. Du hast mir doch gesagt, wie satt du Männer hast, die immer nur das Eine wollen.“
„Das stimmte auch. Damals, meine ich. Oh, das heißt natürlich nicht, dass ich finde, wir sollten gleich miteinander ins Bett hüpfen. Aber …“
„Aber was?“
Jennifer presste die Lippen zusammen. Wenn Peter wirklich so schlau war, wieso musste sie ihm dann alles haarklein erklären? Wahrscheinlich war es ja wirklich klüger, sich in einer neuen Beziehung mit der Sexualität etwas Zeit zu lassen, aber sie wünschte sich, dass er sie einfach mal in den Arm nehmen und leidenschaftlich küssen würde. Dass er einmal seine Selbstkontrolle aufgab.
Aus einem unbestimmten Impuls heraus zog sie ihre Hand zurück. „Lass uns noch einmal auf die Sache mit dem Schaufenster zurückkommen.“
„Was mich betrifft, so ist diese Sache erledigt. Du solltest es auf jeden Fall ablehnen.“
„Warum? Wäre es dir peinlich? Hast du Angst davor, dass deine Kollegen an der Universität dich auslachen werden?“
„Das hat damit überhaupt nichts zu tun.“ Er rückte seine Brille zurecht. Erst jetzt fiel ihr auf, dass dies offenbar ein Tick von ihm war.
„Und wenn ich mich nun gern im Schaufenster zeigen würde?“
Peter sah sie streng an. „Machst du das jetzt aus purem Widerspruchsgeist? Oder willst du mich einfach nur ärgern?“
„Was hat das Ganze denn mit dir zu tun? Ich soll in dieses Schaufenster steigen, nicht du.“
„Ich habe doch gar nicht behauptet, dass es um mich ginge. Ich habe nur gewagt, dich darauf hinzuweisen, dass es erniedrigend wäre, wenn du zusagen würdest.“
„Ich finde, dass du mich erniedrigst, indem du mir nicht zugestehst, meine eigene Entscheidung zu treffen.“ Die Worte brachen einfach so aus ihr heraus. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mir helfen könntest, zu einem Entschluss zu kommen. Aber du willst mir ja nur deine engen Maßstäbe aufdrängen.“
Einen Moment lang sah Peter sie völlig verdutzt an. „Es tut mir leid, wenn du das von mir denkst. Ich wollte dir wirklich nur helfen.“
„Du warst aber keine große Hilfe. Ich werde selbst zu einer Entscheidung kommen. Und es ist mir ziemlich egal, was du davon hältst.“ Verärgert knüllte sie ihre Serviette zusammen und warf sie auf ihren Teller. „Ich gehe jetzt nach Hause. Ich muss nachdenken.“
Peter stand auf und sah sie entgeistert an. „Warte, ich fahre dich nach Hause.“
„Nein. Der öffentliche Nahverkehr ist gut genug für eine Studienabbrecherin wie mich.“
„Jennifer …“
Sie ging einfach weg, ohne sich noch einmal umzusehen. Zu Hause, in ihrer kleinen Wohnung in Elmhurst, weinte sie erst einmal. Danach fühlte sie sich ein klein wenig besser. Sie wusste nur immer noch nicht, ob sie Charles’ Angebot nun annehmen sollte oder nicht.
Sie war immer noch am Nachdenken, als Peter anrief. „Es tut mir leid, wenn es sich so angehört hat, als ob ich dich bevormunden wolle. Ich hätte dich nicht wie eine Studentin behandeln sollen. Aber du warst so verwirrt, dass ich dir einfach nur helfen wollte.“
„Das weiß ich doch.“ Sie hatte sich längst beruhigt. „Das ist schon okay.“
„Vergibst du mir?“
„Aber ja, Peter.“
„Und
Weitere Kostenlose Bücher