Julia Collection Band 55 (German Edition)
Beispiel gegeben.“
Jennifer war baff. Sie konnte nicht glauben, dass der ehemalige Kaufhausleiter eine dermaßen hohe Meinung von ihr hatte. Sie hatten zwar über die Jahre gelegentlich miteinander gesprochen, und er kannte auch ihren Namen, aber bislang hatte sie immer angenommen, dass er so mit allen seinen Angestellten umging. „Danke“, brachte sie gerade noch heraus.
„Und lassen Sie sich nicht alles von Charles gefallen, wenn Sie mit ihm im Schaufenster arbeiten“, fuhr Jasper fort. „Sie sind nicht dümmer als er, wahrscheinlich sogar erfahrener. Charles streckt voller interessanter Ideen. Viele davon sind wirklich gut, wie diese Werbeaktion im Schaufenster. Er ist bestimmt der richtige Mann, um unser Kaufhaus zu leiten. Aber er ist auch sehr sprunghaft und müsste dringend Wurzeln schlagen.“
Jennifer schaute verwirrt zur Seite, um Jaspers Blick zu entgehen. Er meinte doch wohl kaum, dass ausgerechnet sie diejenige sein sollte, die Charles zu einer Änderung seines Lebensstils inspirieren könnte?
Nein, sicherlich nicht. Sie war im Augenblick einfach hypernervös. Am liebsten wäre sie einfach in die Haushaltswarenabteilung gegangen und hätte sich an die Kasse gestellt. Stattdessen saß sie auf diesem Stuhl, wurde professionell gestylt und führte eine rätselhafte Unterhaltung mit dem früheren Direktor des Kaufhauses. Sie fühlte sich plötzlich ziemlich hilflos.
Jasper betrachtete sie nachdenklich. „Oh, nun machen Sie sich doch keine Sorgen.“ Er klopfte ihr auf die Schulter. „Ich möchte, dass Sie diese Woche genießen. Ich will damit sagen, haben Sie einfach keine Angst, nur weil Charles jetzt Ihr oberster Boss ist. Lassen Sie sich nichts gefallen, dass wird ihm guttun. Ich habe ihn niemals Chuck oder Charley genannt, in der Hoffnung, dass er dadurch ernsthafter wird und Verantwortungsbewusstsein entwickelt. Nun, ich habe versagt. Vielleicht haben Sie ja mehr Glück.“
„Da habe ich meine Zweifel.“
„Abwarten. Ich muss jetzt gehen, aber ich freue mich darauf, Sie bei der Pressekonferenz zu sehen.“
„Muss ich den Reportern auch Fragen beantworten?“, fragte Jennifer schnell.
„Vielleicht.“
„Aber was soll ich denn sagen?“
„Was immer Ihnen gerade einfällt“, gab Jasper zurück. „Ich habe volles Vertrauen zu Ihnen.“
Er spazierte aus dem Raum und überließ eine verdutzte Jennifer dem schon ungeduldig wartenden Mr James.
Charles räusperte sich, bevor er das Mikrofon in die Hand nahm. Die Werbeabteilung hatte an die fünfzig Stühle im Konferenzsaal aufgestellt, und die meisten davon waren besetzt. Die Pressevertreter holten ihre Kassettenrekorder heraus, während die Fotografen ihre Camcorder und Kameras bereithielten. In einer Ecke des Saales konnte er seinen Vater ausmachen. Alles wartete nur noch auf Jennifer, die jeden Moment in ihrem ersten neuen Outfit erscheinen sollte.
Charles blickte befriedigt in die Reihen der Medienvertreter und freute sich, dass sein Vater zu dieser Konferenz gekommen war. „Guten Morgen!“, begann er seine Rede, und die ersten Kameras blitzten auf. „Wir können nun anfangen. Jennifer Westgate, die Kollegin, die sich dazu bereit erklärt hat, mich bei dieser ungewöhnlichen Aktion zu unterstützen, ist auf dem Weg hierher. Wie Sie alle aus den Medien wissen, werden wir heute mit unserer Werbeaktion in den drei Schaufenstern der Michigan Avenue beginnen. Jedes Schaufenster zeigt einen anderen häuslichen Lebensbereich. Ich hoffe, Sie haben schon Aufnahmen davon gemacht, denn die Dekorationen sind wirklich außergewöhnlich gelungen und bestehen ausschließlich aus Waren, die Sie bei Derring’s kaufen können.“
Die Reporter schienen davon wenig begeistert zu sein, und Charles drehte weiter auf. „Außerdem werden Miss Westgate und ich eine Woche lang jeden Tag zehn Stunden in diesen Schaufenstern leben. Und zwar werden wir ebenfalls ausschließlich in Artikeln von Derring’s gekleidet sein.“ Er sah, dass sich die Tür zum Saal öffnete. Ein Frau trat in Begleitung von Mr James ein. „Ich sehe, dass Jennifer gerade …“
Es verschlug ihm die Sprache, als sie auf das Podium zuschritt. War das wirklich Jennifer? Unglaublich! Ein Gefühl der Ehrfurcht überkam ihn. Sie wirkte einfach nur begehrenswert. Sie war ja nie hässlich gewesen, aber er hätte niemals angenommen, dass sie so aufregend aussehen konnte. Nein, sie war viel zu klug für oberflächlichen Glamour. Urplötzlich stieg Ärger in ihm auf. Wo war seine
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