Julia Collection Band 55 (German Edition)
gute, alte, bodenständige Jennifer geblieben? Er konnte doch nicht eine Woche mit dieser Frau verbringen, ohne dass sie ihn in den Wahnsinn treiben würde.
Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug mit einem breiten Gürtel, der ihre schlanke Taille betonte. Doch ihre Kleidung war nichts im Vergleich zu ihrem Gesicht und ihren Haaren. Ihr sonst so glattes Haar war nun voller Locken und wallte aufregend um ihre Schultern, während sie zum Podium schritt. Während sie sonst durchaus als Mitglied eines Kirchenchors durchgegangen wäre, sah sie nun wie ein Covergirl aus. Besonders ihre Augen strahlten eine geheimnisvolle Schönheit aus. Es war ihm nie aufgefallen, wie schön ihre Augen waren.
Als sie sich neben ihn setzte und ihn mit ihren großen grünen Augen anblickte, musste er sich mit Gewalt daran erinnern, dass er sich mitten in einer Pressekonferenz befand.
„Darf ich Ihnen Miss Westgate vorstellen? Jennifer arbeitet normalerweise in der Haushaltswarenabteilung. Und nun wird sie mit mir zusammen eine Woche lang in unseren Schaufenstern verbringen.“
Unter den Reportern machte sich leises Gelächter breit, das Charles sich nicht erklären konnte. Er hatte auch vergessen, was er sagen wollte, aber er ließ sich die Zügel nicht aus der Hand nehmen. „Haben Sie irgendwelche Fragen zu unserer Werbeaktion?“
Eine Reporterin meldete sich als Erste. „Was werden Sie beide diese Woche über tun?“ Das Gelächter wurde lauter.
„Das ist eine gute Frage“, antwortete Charles, ohne auf das Gelächter zu achten. „Unsere Mitarbeiter haben sich große Mühe gegeben, einen funktionierenden Ablauf zu erstellen. Wenn wir beispielsweise in der Küchendekoration sind, werden wir frühstücken oder auch kochen. Und zwar ausschließlich mit Geräten aus unserer Haushaltswarenabteilung. Dies ist auch einer der Gründe, wieso gerade Miss Westgate für diese Aufgabe ausgewählt wurde. Sie weiß am besten, wie die einzelnen Geräte funktionieren.“
„Sie haben also Miss Westgate nicht selbst ausgesucht?“
„Nein“, gab Charles zurück. „Das war die Aufgabe einer Expertengruppe, die ich ins Leben gerufen habe.“
„Und wer hat Sie ausgewählt, Mr Derring?“
Charles lächelte. „Das wollte ich Ihnen eigentlich schon zu Beginn erzählen. Nachdem ich die Idee mit dem Schaufenster entwickelt habe, war mein Vater, Jasper Derring, der Ansicht, dass ich einer der beiden Akteure sein sollte. Es ist eine gute Möglichkeit, mich der Öffentlichkeit vorzustellen, und steht gleichzeitig in der Tradition unseres Hauses, eine persönliche Beziehung mit unseren Kunden aufzubauen. Eine Tradition, die es ansonsten leider nicht mehr allzu häufig gibt.“ Irgendwie hatte Charles den Eindruck, dass dies die Reporter nicht besonders interessierte.
Eine weitere Reporterin meldete sich zu Wort. „Sind Sie verheiratet, Mr Derring?“
„Nein.“
„Ist Jennifer verheiratet?“
Alle Blicke richteten sich auf Jennifer, die ganz ruhig verneinte. Nun stand ein Reporter in der ersten Reihe auf. „Haben Sie beide ein Verhältnis miteinander?“
Diese Frage brachte Charles aus der Fassung. „Nein! Natürlich nicht.“
Jennifer neben ihm schüttelte verlegen mit dem Kopf.
„Das würden wir gern von Jennifer hören!“, rief jemand aus dem Hintergrund.
Jennifer feuchtete ihre Lippen mit der Zunge an. „Ich bin in festen Händen, und ich vermute, für Mr Derring gilt das Gleiche. Das bedeutet, dass wir auch kein Verhältnis miteinander haben werden.“
Charles war erleichtert, wie souverän Jennifer mit dieser Situation umging. Wie kamen diese Reporter nur auf solche Ideen?
Einen Moment lang herrschte Stille, dann kam die nächste Wortmeldung.
„Sie wirkten überrascht, wenn nicht sogar beeindruckt, als Jennifer den Saal betrat. Was haben Sie in diesem Moment gedacht?“
Es war Charles ein völliges Rätsel, wieso die Presse so sehr an ihrem Privatleben interessiert war. Doch dann fiel ihm wieder Jennifers Mahnung ein, dass genau dies geschehen könnte, da sie beide unverheiratet waren.
„Ich war nur von ihrer Schönheit beeindruckt. Sie etwa nicht? Sie ist der lebendige Beweis dafür, was Derring’s Frauen von der Kleidung bis hin zur Kosmetik zu bieten hat. Jennifer war schon immer eine attraktive Frau, aber nun hat sie sich in eine geheimnisvolle, verführerische Schönheit verwandelt. Ich bin wirklich beeindruckt und Sie hoffentlich auch, meine Damen und Herren.“
Er blickte in die Runde der Pressemeute und konnte
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