Julia Collection Band 55 (German Edition)
lachte trocken und wischte sich mit einem Küchenhandtuch über die Augen. „Das weiß ich nicht. Ich habe immer angenommen, dass auch die Teilnehmerinnen eines Miss-Amerika-Wettbewerbs fähig wirken müssen. Aber Peter hat seine eigene Sicht der Dinge.“ Sie schaute Charles an. „Habe ich mir mein Make-up ruiniert? Mr James hat sich so viel damit Mühe gegeben.“
Charles fand, dass ihre grünen Augen durch das Zwiebelschneiden noch faszinierender wirkten. „Es sieht gut aus. Aber Mr James kann es ja in der Pause auffrischen.“
„Das wird er bestimmt machen“, stimmte sie zu und griff nach einer Paprikaschote. „Wir sollten den Mitarbeitern sagen, dass sie in Zukunft Zwiebeln besser weglassen sollten.“
„Mach ich.“ Charles verrührte die Eier mit dem Mixer. „Hat Peter irgendetwas über Delphine gesagt?“
„Ja.“ Jennifer zerteilte schwungvoll eine Paprikaschote. „Einiges.“
„Zum Beispiel?“
„Er sagte, dass selbst er niedrige Instinkte habe und sich gelegentlich gestatten würde, auch Modepüppchen anziehend zu finden.“
„Dann hat er es also zugegeben! Er findet sie anziehend.“
„Ja, mehr oder weniger.“ Sie fragte sich, ob Charles noch mehr wissen wollte.
„Was hat er sonst noch gesagt?“
Jennifer zögerte.
„Los erzähl es mir. Wir müssen doch wissen, woran wir sind.“
„Er hält dich für einen oberflächlichen Angeber, der in Delphine nur eine weitere Trophäe sieht. Er meinte, dass sie ihm leidtäte.“
Jetzt war Charles wirklich verdutzt. „Sie tut ihm leid? Bei deinem Professor muss eine Schraube locker sein. Sie tut ihm leid! Wenn überhaupt, dann bin ich eine ihrer Trophäen.“
„Schön, dass du es einsiehst“, murmelte sie leise.
„Du denkst also auch, dass ich nur eine von Delphines Trophäen bin? Wie kommst du denn darauf?“
Sie fuchtelte mit dem Messer herum. „Das ist doch ziemlich offensichtlich. Ich hätte es wahrscheinlich anders ausgedrückt, aber ich finde deine Wortwahl passend. Sie kommt mir vor wie eine von diesen Gesellschaftsprinzessinnen, die gern zeigen, was sie besitzen. Und im Moment hat sie den jüngsten Direktor eines Chicagoer Kaufhauses an der Angel. Wahrscheinlich bist du ihr genauso wichtig wie ihr Nerzmantel, den sie so gern trägt.“
„Du irrst dich gewaltig! Das ist absoluter Unsinn.“ Charles hatte einfach das Gefühl, Delphine verteidigen zu müssen. Doch eine kleine Stimme in seinem Inneren sagte ihm, das Jennifer durchaus recht haben konnte. Um sich abzulenken, verquirlte er die Eier mit solchem Eifer, dass Spritzer auf dem Küchentisch landeten.
Jennifer zuckte lediglich mit den Achseln. „Na gut, vielleicht irre ich mich. Ich kenne sie ja überhaupt nicht. Aber du wolltest es ja unbedingt wissen.“ Sie blickte zu ihm hinüber. „Charles, du musst die Eier nicht auf dem Tisch verteilen. Wir wollen sie eigentlich noch braten.“
„Ich habe sowieso keinen Hunger mehr.“
„Du bist verärgert. Was ist denn los?“
„Nichts.“
„Komm, ich habe dir von meinem Gespräch mit Peter erzählt. Wie verlief deines mit Delphine?“
Charles legte den Mixer in die Spüle. „Wir haben über nichts Spezielles geredet.“
„Was hat sie zu Peter gesagt? Ich habe dir alles erzählt, jetzt bist du dran.“
Er atmete einmal tief durch und drehte sich zu ihr um. „Na gut. Was macht es schon, wenn du es weißt? Dein Professor hat sie schwer beeindruckt. Sie hat mich ernsthaft gefragt, wieso ein Mann von seinem Format sich mit einer kleinen Verkäuferin abgibt.“
„Kleine Verkäuferin?“
„Ja, tut mir leid. Das waren ihre Worte. Delphine legt großen Wert auf gesellschaftlichen Status.“
„Wieso arbeitet sie überhaupt als Model, wenn ihre Familie so reich ist?“
„Sie mag es, ihre Eltern wütend zu machen. Und ihre Familie wäre von Peter bestimmt nicht angetan, da er nicht reich ist. Das beunruhigt mich am meisten. Ihre Familie mag mich. Aber es würde sie ärgern, wenn sie sich mit Peter träfe, und das könnte Ansporn genug für Delphine sein, mit ihm anzubandeln.“
„Trifft sie sich denn nie mit einem Mann, nur weil sie ihn mag? Muss sie immer irgendeinen Hintergedanken dabei haben?“
Charles lehnte sich an den Küchenschrank. „Es ist nicht so, dass sie das alles bewusst macht. Sie tut es einfach. Mich fand sie zum Beispiel interessant, weil ich ihr auf einer Party an Bord einer Jacht zeigen konnte, wie man ein Boot steuert. Nun, ich habe meine eigene Jacht, und das hat sie beeindruckt.
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