Julia Collection Band 55 (German Edition)
Neben anderen Dingen und Fähigkeiten.“
„Welche anderen Dinge?“
„Egal.“ Es war ihm noch nie vorgeworfen worden, ein schlechter Liebhaber zu sein, aber es wäre ihm lieber gewesen, wenn Frauen ihn nicht nur wegen dieser Qualität gemocht hätten. Er konnte seinem Playboy-Image selbst nicht mehr viel abgewinnen. „Ich bin reich und, wie du herausgestellt hast, der jüngste Direktor eines Chicagoer Kaufhauses. Sie schätzt bekannte Persönlichkeiten.“
„Was findet sie dann an Peter? Er ist weder reich noch berühmt. Will sie damit nur ihren Eltern eins auswischen?“
„Ich bin mir da nicht sicher. Vielleicht sieht sie in ihm etwas ganz anderes. Er ist ein Intellektueller und zweifelsohne ein anerkannter Wissenschaftler. Ich schätze, er hat auch ein oder zwei Bücher geschrieben.“
Jennifer nickte. „Ja, hat er. Gerade das fand ich ja auch so anziehend an ihm und war ganz verwundert, dass er sich für mich interessierte. Er ist sehr kultiviert. Groß. Bestimmend. Fast schon eine Vaterfigur. Manche Frauen finden so etwas anziehend.“ Verlegen senkte sie den Blick.
„Wieso?“
„Nun, wenn ein Mädchen einen Vater hatte, der immer nur arbeitete und sich kaum Zeit für seine Tochter nimmt, dann wird sie sich später, wenn sie erwachsen geworden ist, nach den Dingen umschauen, die sie als Kind nicht bekommen hat. So war es jedenfalls bei mir. Aber es ist mir erst gestern Abend aufgegangen, dass ich Peter deshalb so reizend finde.“
Charles war von ihrer Selbsterkenntnis beeindruckt. „Lebt dein Vater noch?“
„Nein, meine Eltern sind beide tot.“
„Das tut mir leid. Aber ich fürchte, dass diese Theorie auf Delphine nicht zutrifft. Ihr Vater hat sie vom ersten Tag ihres Lebens an verhätschelt. Vielleicht stellt Peter nur eine neue Herausforderung für sie dar.“
„Kann sein. Was siehst du eigentlich in ihr, Charles? Du beschreibst sie als ein verhätscheltes Mädchen, dass Männer nur so zum Spaß erobert. Was für ein Gefühl ist es, wenn man nur eine weitere Kerbe an ihrem Bettpfosten ist?“
„Wahrscheinlich habe ich sie anfangs aus den gleichen Gründen ausgesucht wie sie mich. Ich gebe zu, dass ich Blondinen mag. Mir gefallen Frauen, die gern flirten und sich toll zurechtmachen. Es ist lustig. Sie sind eine Herausforderung.“
„Worin liegt der Reiz?“
„Es reizt mich, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und sie herumzukriegen, besonders dann, wenn alle anderen Männer im Raum scharf auf sie sind. Die Frau besitzen, die alle anderen Männer haben wollen. Den anderen zuvorkommen. So sind wir Männer nun mal.“
Jennifer rollte mit den Augen. „Gut, wenn sie jetzt mit Peter anbändelt, kannst du es ja als Herausforderung betrachten, sie zurückzuerobern.“
Charles zwinkerte ihr zu. „Du hast recht.“ Aber diese Beziehungsspielchen wurden ihm langsam langweilig. Er war nun einunddreißig Jahre alt und musste sich um die Leitung eines großen Kaufhauses kümmern. Da blieb nicht mehr viel Zeit übrig, sich mit Frauen zu verabreden. Es wurde Zeit, dass sein Leben in ruhigeren Bahnen verlief. Insgeheim hatte er gehofft, dass dies vielleicht mit Delphine möglich sei.
„Und in unserer beider Interesse“, fuhr Jennifer fort, „kann ich nur hoffen, dass du die Herausforderung annimmst und gewinnst.“
„Okay“, antwortete Charles geistesabwesend und kippte die Eiermasse in die Pfanne. „Heißt das, dass du deinen Professor unbedingt behalten willst?“
„Ja.“
„Obwohl du herausgefunden hast, dass er nur ein Vaterersatz für dich ist?“
Jennifer senkte den Kopf, und ihre langen Haare fielen ihr über die Schultern. Charles’ Magen zog sich zusammen. Für einen Augenblick war sie nur ein kleines, unglückliches Mädchen.
Aber im nächsten Augenblick hatte sie sich gefasst, und ihre Augen leuchteten wieder voller Humor. „Vielleicht hoffe ich ja, dass mein neues Aussehen ihn in einen feurigen Liebhaber verwandelt.“
Ihre Aussage verwirrte ihn, und für die nächsten paar Minuten war er unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Rühreier brannten an.
Als sie am Nachmittag in der Wohnzimmerdekoration saßen, wurde Jennifer langsam nervös. Peter hatte sich noch nicht blicken lassen, und sie wusste nicht, ob er überhaupt noch kommen würde. Sie trug heute ein langes, schulterfreies grünes Kleid mit einer Schärpe aus Samt. Es war sehr elegant, und sie hoffte, dass es Peter beeindrucken würde. Ihr Haar war von der Hairstylistin raffiniert hochgesteckt
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