Julia Collection Band 57
Schulter.
Sie legte leicht den Kopf zur Seite und sagte leise: „Wir haben uns lange nicht gesehen, Jericho.“
„Ja“, sagte er nur. Die Musik hatte aufgehört, lediglich das rhythmische Rauschen der Wellen war zu hören.
Der silberne Lichtschein auf dem dunklen Meer erhellte die Nacht. Jericho musste daran denken, wie oft er den Mond und das Meer von seiner eigenen Terrasse aus beobachtet hatte und dabei an das Mädchen hatte denken müssen, das jetzt zu dieser aufregenden Frau herangewachsen war. Er wartete. Er spürte, dass sie ihn nachdenklich betrachtete, und rührte sich nicht. Sie musste den ersten Schritt tun.
Palmwedel rieben sich an einer Wand, und die Takelage der auf den Strand hochgezogenen Segelboote schlug leise gegen die Masten. In der Ferne war das dumpfe Stampfen eines Frachters zu hören, der nur als Lichtpunkt am Horizont auszumachen war.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich dich hier wiedersehen würde“, sagte Maria. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals nach Belle Terre zurückkommen würde.“
„Ich auch nicht.“
Sie lachte leise. „Jericho Rivers, der junge Held und einer meiner wenigen Freunde, wortkarg wie immer.“
Er wandte sich langsam zu ihr um, die Hände lagen immer noch auf dem Balkongeländer. „Was soll ich denn sagen, Maria Elena?“
„Ich weiß auch nicht.“
„Warum bist du gekommen?“, fragte er sanft.
„Wegen eines Auftrags. Ich bin rein beruflich hier.“
„Wegen der Eröffnung eines Museums, das die Geschichte einer kleinen unbedeutenden Küstenstadt bewahrt?“ Er lachte kurz. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Das ist doch vollkommen uninteressant, zumindest für eine berühmte Journalistin.“
„Irrtum, Jericho. Die Geschichte von Belle Terre und die Verbundenheit der Stadt mit der Vergangenheit ist auch von allgemein menschlichem Interesse.“
„Ach so, natürlich. Das ist ja dein Spezialgebiet, darin bist du besonders gut. Irgendjemandem in deiner Redaktion muss eingefallen sein, dass du aus Belle Terre kommst, und voilà, schon bist du da. So ist es doch gelaufen?“
„Ja, ungefähr so.“
„Du hättest den Auftrag doch sicher auch ablehnen können, aber du hast es nicht getan.“ Es lag eine gewisse Zärtlichkeit in diesen Worten, obgleich Jericho keine Miene verzog. Aber sein Blick sprach Bände.
Auf einmal wurden all ihre Wünsche und Sehnsüchte wach, die sie jahrelang unterdrückt hatte. Ihr Herz schlug schneller. Langsam schüttelte sie den Kopf, und ihre Lippen formten ein tonloses „Nein.“
„Warum bist du gekommen, Maria Elena?“ Seine dunkle Stimme vibrierte. „Warum hast du den Auftrag nicht abgelehnt?“
Eine Wolke schob sich vor den Mond, und in dem blassen Dunkel schien selbst das Meer zu schweigen. „Es ist mein Job.“ Das klang beinahe auswendig gelernt. „Ich suche es mir nicht aus. Ich gehe da hin, wohin man mich schickt. Und das ist dieses Mal eben …“
Jericho kam näher, und sie nahm seinen Duft wahr, der ihr immer noch so vertraut war. Was wollte Jericho von ihr? Weshalb fragte er sie aus? War er wütend auf sie? Unsicher, wie sie reagieren sollte, wiederholte sie: „Und das ist dieses Mal eben …“
„Deine Heimatstadt“, vollendete er den Satz. Seine Stimme klang sanft und zärtlich, als hätte er den Kampf mit sich selbst ausgefochten und wusste nun, was zu tun war. Er blickte sie lange an. „Dein Zuhause. Belle Terre. Du bist zu mir nach Hause gekommen.“
„Nein!“ Sie senkte den Blick und wandte sich schnell ab. Ihr Atem kam stoßweise, und sie ließ das Geländer los, als wollte sie fliehen.
Aber Jericho war schneller. Er trat hinter sie, hielt ihre Hände fest und drückte sie wieder auf das Geländer. So hielt er sie gefangen, allerdings ohne sie mit dem Körper zu berühren. Er beugte sich leicht vor. „Bitte, bleib.“
„Ich kann nicht“, sagte sie leise und zögernd. „Ich bin ja nicht allein gekommen. Die anderen werden nach mir suchen.“
„Um ins Hotel zurückzufahren?“ Er trat einen Schritt vor, und sie spürte seine Körperwärme. „Und um allein ins Bett zu gehen?“
„Allerdings! Allein!“
„Möchtest du das denn?“ Er legte ihr den linken Arm um die Taille und drehte ihren Kopf mit der rechten Hand so, dass sie ihn ansehen musste. „Wirklich, Maria Elena?“
Sie wich seinem Blick nicht aus. „Ich habe hier einen Auftrag zu erfüllen, Jericho, und weiter nichts. Mit wem ich ins Bett gehe, steht hier gar nicht zur Debatte.“
„Lügnerin“,
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