Julia Collection Band 61 (German Edition)
wenn sie sich manchmal über ihn ärgerte, sie konnte nicht abstreiten, dass sie sich ganz altmodisch in ihn verknallt hatte.
Ihre Schwestern waren auf eine Mädchenschule gegangen und hatten sich als Teenager nur für Jungen interessiert. Sie hatten ihre Eltern angefleht, sich mit Jungen treffen zu dürfen. Und obgleich ihre Eltern in diesem Punkt sehr streng waren und die Versuchungen auf ein Minimum beschränkten, hatten ihre Schwestern Mittel und Wege gefunden, die Verbote zu umgehen.
Als sie dann selbst in dem Alter war, hatte sie endlos am Telefon gehangen und mit ihren Freundinnen von dem Märchenprinzen geträumt, der sie eines Tages auf seinem weißen Ross entführen würde. Ansonsten hatte sie sich auf die Schule konzentriert und keine Zeit gehabt, sich einen Freund zu angeln. Ihr Ziel war es gewesen, ein Sportstipendium für ein gutes College zu erhalten, und dieses Ziel hatte sie erreicht.
Auf dem College war sie ein paarmal ausgegangen, aber auch da hatte sie sich auf ihr Studium konzentriert, um Boston und ihr Zuhause möglichst bald hinter sich lassen zu können. Sie hatte einfach keine Zeit gehabt, sich um Männer Gedanken zu machen. Nach dem College war es ihr größter Wunsch gewesen zu reisen. Sie wollte etwas von der Welt sehen, wollte andere Länder kennenlernen, über die sie bisher nur gelesen hatte.
„Da habe ich es ja schon ganz schön weit gebracht“, murmelte sie und blickte sich in dem hübschen Zimmer um.
Die karibische Trauminsel der Scovilles hätte auch der Schauplatz in einem ihrer Romane sein können. Sie hatte das erreicht, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Aber sich mit vierundzwanzig das erste Mal zu verlieben, das war schon ziemlich heftig.
Und dumm. Was hatte ihre Mutter immer gepredigt? In jeder Lebenslage sollte man seinen gesunden Menschenverstand einsetzen. Und der sagte ihr ganz eindeutig, dass Nick für sie genauso unerreichbar war wie der Märchenprinz, von dem sie als Teenager geträumt hatte.
Den ganzen Abend heulte der Sturm ums Haus. Schwerer Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. Nick konnte nicht schlafen. Um Mitternacht ging er ruhelos durch das dunkle Haus. Er machte sich Gedanken um die Delfine und fragte sich, ob sie noch sicher waren. Der Wind hatte sich gedreht; offenbar traf der Hurrikan die Insel doch stärker als vorhergesagt.
Vor einer Stunde war der Strom ausgefallen, und seitdem hatte er auf der Station niemanden mehr erreichen können. Mit einer Taschenlampe ausgestattet, ging er in die Küche, und sofort musste er wieder an Annie denken. Er fluchte leise. Das musste endlich ein Ende haben.
In diesem Augenblick krachte es derartig, dass das Haus zu beben schien. Ohne nachzudenken, lief Nick in den Anbau hinüber, riss die Tür auf und platzte in Annies Zimmer.
„Annie, wo bist du?“, rief er und leuchtete in alle Ecken. Doch der Raum war leer.
Das Heulen des Sturms war hier intensiver zu hören, gleichzeitig spürte Nick einen Luftzug. Er kam aus dem Badezimmer. Die Tür stand offen, und er stürzte hinein.
Doch er kam nicht weit. Eine große Palme war auf das Haus gefallen und lag halb im Badezimmer, halb auf dem Dach. Regen strömte herein. Annie stand auf dem Waschtisch und versuchte, das Loch mit Handtüchern zuzustopfen.
Nick fluchte und stieg über Ziegel und Glasscherben. „Annie? Alles okay? Lassen Sie das Loch, und kommen Sie hier raus!“
„Ich bin barfuß, und ich glaube, ich habe mich schon geschnitten!“, rief sie.
„Dann legen Sie die Arme um meinen Hals. Ich trage Sie!“
„Sie können mich doch nicht tragen. Ich bin viel zu schwer!“, protestierte sie.
Er trat näher an den Waschtisch heran. „Der Meinung ist meine Physiotherapeutin aber nicht. Sie meint, ich sei kräftiger, als ich aussehe!“ Er zog Annie kurzerhand in seine Arme und hob sie hoch.
Sie schmiegte sich an seine Brust und legte ihm einen Arm um den Nacken. Da er in der einen Hand die Taschenlampe hielt, drückte Nick Annie fest an seine nackte Brust. Sie war leicht wie eine Feder, aber nass wie eine Katze, weil sie dem Regen ausgesetzt gewesen war, doch sie fühlte sich wunderbar an.
Als er seine Arme etwas sinken ließ, berührte Annies Po seinen Unterkörper, und Nick stöhnte leise auf. Er trug sie ins Schlafzimmer und schlug die Tür zum Bad hinter sich zu. Dann ließ er Annie vorsichtig auf das Bett gleiten.
„Das Badezimmer kann man vergessen, aber was mir wirklich Sorgen macht, ist das Dach auf diesem Teil des Hauses.“ Er
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