Julia Collection Band 63
einlassen – egal mit welcher. Und schon gar nicht mit einer, die den Ort bald wieder verlassen würde.
Und Owen wusste, dass er sich selbst belog.
„Du musst das aber nicht tun“, sagte Suzanne. Die Main Street war voller Touristen. Viele Paare gab es, während andere in Gruppen von drei oder vier Personen umhergingen. Die Zahl der Männer übertraf die Zahl der Frauen bei Weitem. „Ich glaube nicht, dass ich mich auf der Main Street verirren kann.“
„Du machst Grace Whitlow richtig glücklich“, meinte Owen. „Sie sitzt jetzt da und telefoniert mit den Bliss-Schwestern und erzählt ihnen, dass sie das hier eingefädelt hat.“
„Die Frauen nehmen das alles sehr ernst“, sagte Suzanne. „Glaubst du, die Stadt hat wirklich einen besonderen Heiratszauber?“
Owen stöhnte. „Jetzt fang du nicht auch noch davon an.“
„Was meinst du damit?“
„Die Lokalzeitung veröffentlicht jedes Jahr eine Liste mit den Trauungen, die hier stattgefunden haben, und vergleicht unsere niedrige Scheidungsrate mit der vom Rest des Landes. Sie denken, es wäre etwas Besonders im Wasser. Und ein Psychiater aus Kalifornien war auch vor ein paar Jahren hier, der behauptet hat, die ganze Stadt hätte eine besondere Aura.“
Suzanne zog ihr Notizbuch aus der Jackentasche. „Was für eine Aura?“
„Eine, die von zu vielen Margaritas herrührt.“
„Oh.“ Suzanne machte ihre Kamera schussbereit. „Wieso stellst du dich nicht mit Mel da drüben hin, bei der Reklame von Marryin’ Sam’s? Das wird ein tolles Foto.“
Er sah sie finster an. „Glaube ich nicht.“
„Du kannst im nächsten Jahr auf dem Titelbild von ‚Romantisches Leben‘ sein“, sagte sie und wusste sehr wohl, dass sich Owen keinen Deut darum scheren würde. Sie wollte das Foto für sich.
„Ich will nirgendwo auf dem Titel stehen.“ Er runzelte die Stirn. „Ich muss mir ein neues Hemd kaufen.“
Sie blieb vor einem Textilgeschäft stehen und zeigte aufs Schaufenster. „Also kauf dir ein neues Hemd.“
„Was ist mit dem, das ich trage?“
„Das weiß ich nicht, weil es ja ganz von deiner Jacke verdeckt ist.“ Owen hatte wirklich keine Ahnung, welche Wirkung er hatte; sehr männlich und ganz in Leder, dazu mit einem Kinderwagen mit einem niedlichen Baby ganz in Rosa. Keine Frau, die bei Verstand war, würde sich über sein Hemd beschweren, wie immer es auch aussähe. „ Willst du ein neues Hemd?“
„Nein.“
„Dann stell dich dahin und lass mich das Foto machen. Es kommt nicht in die Zeitung, und ich schicke dir einen Abzug für Mels Album. Du trägst doch eine Jacke. Das Hemd sieht man nicht.“ Owen sah nicht begeistert aus, aber er stellte den Kinderwagen mit dem Baby so hin, wie Suzanne es ihm sagte.
„Lass uns danach zurückgehen“, meinte er. „Ich habe noch etwas zu erledigen.“
„Wollen Sie, dass ich Sie fotografiere?“
Suzanne ließ die Kamera sinken, drehte sich um und sah ein junges Paar, das auf dem Bürgersteig um sie herumging. Die junge Frau ließ die Hand ihres Mannes los.
„Dann sind Sie beide drauf“, meinte sie.
„Oh, ich brauche eigentlich nicht …“, fing Suzanne an, hielt dann aber inne. „Ja, danke. Das wäre toll.“ Sie erklärte, auf welchen Knopf man drücken musste, stellte die Entfernung ein, ging zu Owen und stellte sich neben ihn.
„Eins, zwei, drei, lächeln“, sagte die Frau, während ihr Mann zuschaute. Suzanne lächelte und fragte sich, was für eine Miene Owen wohl gemacht hatte. Vermutlich eine gequälte.
„Danke“, sagte Suzanne, als die Frau ihr die Kamera zurückgab. „Sind Sie wegen des Festivals hier?“
„Wir haben uns hier letztes Jahr kennengelernt und dachten, wir kommen für die Flitterwochen wieder.“
„Oh.“ Sie sahen beide noch so jung aus. Und so glücklich. Und sie erinnerten Suzanne daran, wie sehr sie Hochzeiten und glückliche Paare verabscheute. Und sie war noch keine dreißig Jahre alt.
„Glückwunsch“, sagte sie noch rechtzeitig, ehe das Paar Hand in Hand weiterschlenderte.
„Worum ging es da gerade?“, wollte Owen wissen, als sie zurückkam.
„Sie sind in den Flitterwochen. Der spezielle Zauber des Ortes hat schon wieder gewirkt. Es ist unglaublich.“
„Nach einer Weile gewöhnt man sich dran“, sagte Owen. „Wir haben hier immer viele Flitterwöchner.“
„Und was ist mit dir?“, fragte sie und ging neben ihm über die Straße. „Willst du nicht mal irgendwann heiraten?“
„So einfach ist das nicht.“
„Wieso
Weitere Kostenlose Bücher