Julia Collection Band 66
belogen.“
„Wir sollten eines klarstellen“, warf Cade entschieden ein. „Du hast von deiner Mutter angefangen, und ich fand, du solltest die Wahrheit erfahren, falls du sie hören wolltest. Ich weiß nicht, ob du deinem Vater böse sein solltest. Ich hasse ihn keineswegs, Katherine“, erklärte er ernst. „Es war zwar nicht seine Absicht, aber er hat meine Familie aus der Gosse geholt. Er sorgte dafür, dass mein Bruder nicht ins Gefängnis kam. Er gab mir das Geld, mit dem ich meinen Wohlstand begründete. Wir waren bettelarm und lebten von der Hand in den Mund, also nahmen wir das Geld und legten es gut an. Damals war ich voller Hass auf deinen Vater, aber nach etwa vier Jahren wurde aus dem Hass schlichte Abneigung. Ich werde ihn nie mögen, aber ich hasse ihn nicht und habe keinen Wunsch nach Rache. Als ich ihm sagte, ich müsste ihm dankbar sein, war das meine aufrichtige Meinung.“
„Ich bin froh, dass du mir das von meiner Mutter erzählt hast. Ich muss es sofort den anderen sagen“, erklärte Katherine. „Meine Brüder stehen mir sehr nah, ich habe beiden erzählt, was Dad dir und mir angetan hat.“
„Haben sie es sofort geglaubt?“
„Aber ja. Sie hatten viel öfter Streit mit Dad als ich. Sie haben sich überhaupt nicht gewundert. Es hat sie nur überrascht, dass du ihm das Geld zurückgezahlt hast. Besonders Nick staunte. Er hat eine rachsüchtige Ader, aber ich glaube, Julia hat ihn ein wenig besänftigt.“
„Ich will deinem Vater nichts schuldig sein.“
„Cade, hast du meine Mutter gesprochen?“
„Ja. Du kannst sie besuchen, wenn du möchtest. Ihr alle könnt zu ihr fahren.“ Er legte Katherine eine Hand in den Nacken, doch sie nahm die Berührung kaum wahr. Cade konnte dem Drang, sie zu berühren, nicht widerstehen, und als sein Blick auf ihre sinnlichen Lippen fiel, musste er daran denken, wie weich sie waren, wie heiß sie sein konnten.
„Ja, ich möchte zu ihr, und ich denke, Matt und Nick wollen das auch. Vor allem, wenn sie die Wahrheit wissen. Wie hast du das alles überhaupt herausgefunden?“
„Das war nicht schwer. Ich vermutete, dass keiner von euch groß nachgeforscht hatte.“
„Allerdings nicht.“ Katherine hatte ein schlechtes Gewissen. „Olivia meinte, wir sollten nach ihr suchen und uns ihre Version der Geschichte anhören. Olivia mag Dad nicht sonderlich, aber er hatte ja auch versucht, sie zu bestechen, damit sie von der Heirat absah.“
„Bei mir ist die Bestechung gelungen, weil es um meinen Bruder ging. Bei Olivia hatte dein Vater wahrscheinlich kein richtiges Druckmittel.“
„So muss es gewesen sein. Du sagtest, es war nicht schwer, meine Mutter zu finden. Weshalb hast du überhaupt nach ihr gesucht?“
Cade lehnte sich zurück und legte die Hände auf seine Knie. „Ich hatte beschlossen, wieder nach Texas zu kommen und hier ein Haus zu bauen. Da ich von dir angefertigte Wandgemälde wollte, beauftragte ich einen Privatdetektiv, die Situation hier zu erkunden. Er sollte nach dir und deiner Familie fahnden. Deine Mutter kam zur Sprache, und ich beauftragte ihn, sich auch darum zu kümmern, denn es ist immer gut, umfassend informiert zu sein. Als ich erfuhr, dass sie in Houston lebt, wurde ich neugierig. Ich besuchte sie, und wir führten ein ausführliches, interessantes Gespräch.“
„Wie ist sie denn so?“, wollte Katherine wissen.
„Sie ist eine schöne Frau. Sie studierte noch einmal Jura und machte ihr Examen. Und sie malt auch. Sie war ausnehmend freundlich zu mir.“
„War jemals eine Frau unfreundlich zu dir?“, fragte Katherine, und er lachte. „Ich möchte sie auch besuchen“, erklärte sie. „Seit wann weißt du über sie Bescheid?“
„Ich erfuhr das alles etwa zu der Zeit, als ich nach Houston kam, um das Grundstück für dieses Haus zu kaufen. Das war irgendwann im letzten Jahr.“
„Letztes Jahr! Warum hast du mir das nicht gleich bei unserer ersten Begegnung gesagt? Immerhin ist sie meine Mutter.“
„Es schien mir nicht der richtige Zeitpunkt zu sein. Danach warst du so schockiert von den Machenschaften deines Vaters. Da wollte ich dich nicht auch noch mit solchen Nachrichten belasten.“
„Du hast damit hinter dem Berg gehalten“, sagte sie vorwurfsvoll. „Was hast du noch alles in petto?“
„Keine Familiengeheimnisse mehr. Das Einzige, das ich dir bislang verschwiegen habe, ist, dass ich mit dir schlafen möchte.“ Seine Stimme klang plötzlich belegt. Cade sah, wie Katherines Augen größer
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