Julia Collection Band 66
rücksichtslosen Konkurrenten betrachtete? Schnell entzog sie ihm ihre Hand.
„Möchten Sie sich nicht setzen?“ Er deutete auf einen Ledersessel und stellte einen weiteren Sessel so hin, dass er ihr nur einen guten Meter entfernt direkt gegenübersaß. Mit seinen braunen Augen schien er sie zu durchdringen.
Julia versuchte, gelassen zu bleiben, schlug die Beine übereinander und bemerkte, dass er den Blick zu ihren Fesseln wandern ließ. Ein Blick von ihm genügte, um sie ganz kribbelig werden zu lassen. Sie war daran gewöhnt, in ihrem Leben über fast alles immer die Kontrolle zu haben, und es ärgerte sie, dass sie heute genauso heftig auf Nick reagierte wie während der ersten Minuten auf dem Parkplatz des Restaurants. „Ich weiß, dass Sie es mir nicht leicht machen werden.“
„Ich bin sehr erstaunt, dass Sie hier sind“, gab Nick offen zu.
Sie starrte ihn an. „Ich dachte, nach gestern Abend sollten wir ein besseres Verhältnis zueinander entwickeln.“
„Auch das erstaunt mich.“ Er wirkte entspannt.
Dennoch hatte Julia das Gefühl, dass er seine Wut zurückhielt. In seinen dunklen Augen funkelte es feurig. Seine lockigen dunklen Haare ließen seine Gesichtszüge ein wenig weicher wirken. „Ich weiß, dass wir gestern Abend nicht gerade im Guten auseinandergegangen sind.“
„Das ist wirklich eine Untertreibung.“
„Ich dachte, vielleicht sollte ich noch einmal versuchen, Sie davon zu überzeugen, Holcomb Drilling nicht zu erwerben.“
„Seit dem Abendessen bin ich dazu entschlossener denn je.“
„Ihre Feindseligkeit ist größer geworden.“ Julia fragte sich, warum Nick so wütend war, was er kaum noch vertuschte. „Vielleicht macht dieser Besuch keinen Sinn.“
„Ist Ihnen bekannt, dass heute Nacht eine unserer Bohrinseln gebrannt hat?“
„Nein, das wusste ich nicht“, antwortete sie überrascht. Vermutlich ist das der Grund für seinen Zorn, dachte sie. „Das war es also, was Sie meinten, als …?“
„Eine Explosion unbekannten Ursprungs hat das Feuer verursacht.“ Seine Augen blitzten vor Wut.
„Sie beschuldigen uns?“
„Hat Rufus dafür jemanden angeheuert?“, fragte Nick mit Eiseskälte in der Stimme.
„Nein!“, rief Julia aufgebracht darüber, dass er ohne Beweise voreilig solche Schlüsse zog. „Mein Großvater würde nie so tief sinken und das Leben unschuldiger Menschen riskieren. Niemals!“
„Ich fürchte, dass Sie es abstreiten, wird nicht reichen, um mich zu überzeugen.“
Er bestand weiterhin stur darauf, ihre Familie zu beschuldigen. „Ist es nicht ein bisschen voreilig, so schnell solche Schlüsse zu ziehen? Es dauert oft etwas länger, um herauszufinden, wie ein Feuer entstanden ist.“
„Natürlich, Sie haben recht“, sagte er freundlich. Seine Wut war plötzlich wie weggewischt. „Bevor ich nicht die Experten für Brandstiftung gehört habe, werde ich mich mit dem Urteil über die Sache zurückhalten.“
„Das ist das einzig Vernünftige“, erwiderte Julia.
„Jetzt wüsste ich gern, was Sie eigentlich in mein Büro führt.“ Er ignorierte ihren Sarkasmus, lächelte und wartete.
Sie erwiderte seinen Blick, und ihre Verärgerung nahm zu. Seine Freundlichkeit wirkte gespielt, und das grimmige Funkeln in seinen Augen strafte die Wärme in seiner Stimme Lügen. Doch sie war entschlossen, sich nicht anmerken zu lassen, wie verstört sie war, und konzentrierte sich darauf, höflich zu bleiben. „Ich wollte Sie noch einmal um ein inoffizielles Treffen bitten. Vielleicht können wir ja doch noch eine einvernehmliche Lösung finden.“ Sie hoffte, dass sie so entspannt und freundlich klang wie vorher er. „Unsere Unternehmen sind seit vielen Jahren in Familienbesitz. Davon gibt es nicht mehr viele. Solange mein Großvater lebt, möchte ich, dass das Unternehmen so bestehen bleibt, wie es ist. Holcomb Drilling war und ist sein Lebensinhalt. Wenn Sie zu einem Versuch bereit sind, könnten wir vielleicht etwas ausarbeiten, das zu Ihrer und unserer Zufriedenheit ausfällt. Sie sind doch sicher vernünftig genug, noch einmal inoffiziell über die Sache zu diskutieren, bevor die Anwälte morgen die Verhandlungen übernehmen.“
Julia hoffte, dass sie liebenswürdig wirkte, auch wenn sie sich nicht so fühlte. Sie liebte ihren Großvater und befürchtete, dass es sein Ende bedeutete, wenn er das Unternehmen verlieren würde. Er hatte Holcomb Drilling sein ganzes Leben gewidmet, und es bereitete ihr schlaflose Nächte, ihn in solchen
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