Julia Exklusiv 0180
ich Sie gern mit einer Salbe ein.“
Unwillkürlich stellte Rose sich vor, wie Hassan ihre Schultern, den Rücken und die verkrampften Beinmuskeln mit einer warmen Salbe massierte. Bei der Vorstellung überliefen sie wohlige Schauer. Schnell entzog sie ihm ihre Hand, schnitt ein Gesicht und lachte.
„Danke, Hassan, aber ich halte es für besser, still vor mich hin zu leiden. Sie haben schon genug Ärger am Hals.“
Genug Ärger? Wie viel Ärger konnte man auf sich laden und trotzdem einen Ausweg finden?
Ungeduldig ging Hassan auf und ab und wartete darauf, dass Simon Partridge das Satellitentelefon endlich abnahm.
Rose Fenton war eine Frau, der die Welt zu Füßen lag. In einer Woche würden die Medien, vielleicht sogar Hollywood und die Verlage sich um ihre Story reißen.
Jedes Mal, wenn er mit ihr zusammen war, machte er es ihr leichter. Sie brauchte ihn nur anzusehen, und er hatte das Bedürfnis, ihr seine innersten Geheimnisse und Wünsche anzuvertrauen.
Stattdessen hatte er ihr angeboten, sie zu massieren. Es war einfach taktlos gewesen. Aber es fiel ihm nur zu leicht, sich vorzustellen, wie ihre samtige Haut sich anfühlte.
Er stöhnte auf. „Kommen Sie, Partridge. Wo, zum Teufel, bleiben Sie?“
Samtige Haut, samtige Lippen. Hassan blieb stehen, schloss die Augen und durchlebte erneut den Kuss, den Rose so hingebungsvoll erwidert hatte.
Dabei hatte er auf Distanz bleiben wollen. Es hätte so leicht sein können. Rose war Journalistin, und er hatte grundsätzlich etwas gegen diese Leute. Doch sobald er ihre Stimme am Telefon gehört hatte, war er verloren gewesen.
Hassan blieb stehen und lehnte sich gegen den Stamm einer alten Palme. Wem wollte er etwas vormachen? Schon als er Abdullahs Maschine betreten und ihrem forschenden Blick begegnet war, war es um ihn geschehen gewesen.
Rose hatte etwas Besonderes an sich. Das gewisse Etwas, das die Menschen vor den Fernsehschirm zog, wenn sie von den jüngsten Unruheherden berichtete. Eine unwiderstehliche, starke Ausstrahlung, die ihr die Sympathien der Massen eintrug. Und aus der Nähe hatte er entdeckt, woran es lag.
Trotz ihrer zähen, selbstsicheren Art war Rose sehr verletzlich. Sie lachte gern und weinte nicht. Selbst wenn ihr danach war.
Heute hätte sie sich ihm fast anvertraut. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, sie getröstet, erfahren, welcher Mann diesen Ausdruck in ihre Augen zaubern konnte … und wünschte sich, dieser Mann zu sein.
„Ja … hallo …“, meldete sich eine verschlafene Stimme.
„Partridge?“, fragte Hassan scharf.
„Euer Exzellenz?“ Ein tastendes Geräusch, dann ein Krachen. „Was ist los? Was ist passiert?“
„Nichts“, erwiderte Hassan gereizt. „Deswegen rufe ich ja an. Haben Sie ihn endlich gefunden?“
„Euer Exzellenz, ich melde mich, wenn ich ihn gefunden habe. Hier ist es vier Uhr morgens …“
„Und?“, sagte Hassan schroff.
„Und ich bin erst um zwei ins Bett gekommen“, antwortete Partridge, der jetzt hellwach war, in dem gleichen Ton. „Soweit ich herausfinden konnte, hat Faisal sich in den Adirondack Mountains mit einem Mädchen in einer Hütte versteckt. Aber niemand weiß, mit welchem Mädchen in welcher Hütte, und davon gibt es dort oben mehr als genug. Und da diese Häuser nicht säuberlich entlang einer Straße aufgereiht sind, dauert es eine ganze Zeit, sie alle zu überprüfen.“ Er schwieg und erkundigte sich dann sarkastisch: „Da wir gerade von Vermissten sprechen, wie geht’s Miss Fenton?“ Offenbar hatte er von Rose’ Entführung gehört. „Ich nehme doch an, dass Sie etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben? CNN hat gemeldet, sie wäre wie vom Erdboden verschluckt.“
Immerhin etwas. „Und wen macht man für ihr Verschwinden verantwortlich?“
„Sie scheinen keinerlei Anhaltspunkte zu haben. Oder falls sie welche haben, hüllen sie sich in Schweigen. Abdullahs Version lautet, Miss Fenton müsse sich von Tims Wagen entfernt und verirrt haben, während er dem Pferd nachjagte. Oder sie sei vielleicht in eine Schlucht gefallen.“
„Rose Fenton? Das meinen Sie doch nicht ernst?“
„Jedenfalls kann man es der Öffentlichkeit eher schmackhaft machen, als zuzugeben, dass sie entführt worden sein könnte. Sie hatten doch gesagt, Sie würden nichts … Derartiges unternehmen.“
„So? Ich habe unser Gespräch etwas anders in Erinnerung. Aber Sie können beruhigt sein. Miss Fenton geht es bestens, und sie genießt es, mein Gast zu sein.“
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