Julia Exklusiv 0180
ihre Gedanken schweifen lassen und kostbare Zeit verschwendet. Was war nur mit ihr los? Als sie aufstand, um ins Zelt zu gehen, stöhnte sie leise. Sie hatte vergessen, welche Folgen ein scharfer Ritt haben konnte, wenn man es nicht gewohnt war.
Vielleicht sollte ich die schmerzenden Stellen mit Salbe einreiben, dachte sie und griff nach der Zellstoffschachtel, hielt jedoch stirnrunzelnd inne.
Am Vorabend hatte sie alles liegen und stehen lassen, jetzt war der Raum aufgeräumt, und die Dinge lagen säuberlich wieder an ihrem Platz. Argwöhnisch blickte Rose sich um. Jemand war hier gewesen. Jemand hatte ihr Nachthemd und die Shalwar Kameez zusammengelegt und das Bett gemacht.
In aufkommender Panik nahm sie die Schachtel in die Hand, aber noch während sie nach dem Handy tastete, wusste sie, dass es zwecklos war.
„Suchen Sie das hier?“
Rose wirbelte herum. Hassan ließ den Vorhang hinter sich zufallen und kam mit dem Handy zwischen Daumen und Zeigefinger auf sie zu.
Im ersten Moment brachte sie kein Wort hervor. Doch es war auch nicht nötig, denn er kannte die Antwort. Schließlich zuckte sie die Schultern. „Verflixt! Ich hatte nicht bedacht, dass Sie hier eine Putzfrau haben.“
7. KAPITEL
Diesmal reagierte Hassan nicht ironisch lächelnd. Aber vielleicht war er einfach nicht in Stimmung.
„Wen haben Sie angerufen, Rose?“, fragte er erstaunlich beherrscht. „Noch wichtiger, was haben Sie ihnen gesagt?“
Das war einfach zu beantworten, aber ob er ihr glauben würde? „Niemanden. Daher habe ich auch nichts gesagt“, erwiderte Rose kurz angebunden.
„Erwarten Sie, dass ich Ihnen das glaube?“
Schön wär’s, dachte sie. Wenigstens ab und zu. Dennoch verstand sie natürlich, dass er ihr nicht traute. An seiner Stelle hätte sie es auch nicht getan. Sie beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben.
„Natürlich habe ich es versucht“, gestand sie. „Aber ich konnte meine Mutter gestern Abend nicht erreichen. Es hat mich nicht überrascht, dass die Leitung ständig besetzt war. Wahrscheinlich ist sie es auch jetzt wieder. Ich wollte meinem Bruder nicht zumuten, unserer Mutter etwas vorschwindeln zu müssen. Zwar würde er sich alle Mühe geben, aber der arme Kerl könnte niemandem etwas vormachen.“
„Warum sollte er schwindeln müssen?“
„Na ja, ich hätte ihm schließlich nicht verraten können, wo ich bin, höchstens, wer mich entführt hat. Und das wäre bestimmt nicht gut gewesen.“
Hassan warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, äußerte sich jedoch nicht dazu. „Und was ist mit Ihrer Nachrichtenagentur? Die haben Sie doch bestimmt angerufen.“
Rose schnitt ein Gesicht. „Ich hätte es tun müssen. Gordon wird außer sich sein. Aber letztlich hätte ich ihnen nur sagen können, dass Sie mich entführt haben …“
„Wollen Sie behaupten, Sie hätten es nicht getan?“, unterbrach er sie ungläubig. „Sie hätten weder Ihre Nachrichtenagentur noch Ihren Bruder angerufen? Und warum nicht?“
Sie konnte nachvollziehen, warum es ihm schwerfiel, ihr das abzunehmen. „Ich dachte, ich finde erst mal heraus, warum Sie mich entführt haben, ehe ich Abdullahs Sturmtruppen auf den Plan rufe.“
„Aha.“ Seine Stimme troff vor Sarkasmus.
Plötzlich fiel Rose ein, dass sie ihre Behauptung beweisen konnte. Sie streckte die Hand aus. „Geben Sie mir das Handy.“
„Soll das ein Witz sein?“
„Nein. Geben Sie mir das Handy, und ich beweise Ihnen, dass ich niemanden angerufen habe.“ Da Hassan es für keine gute Idee zu halten schien, gab sie zu bedenken: „Wenn ich die Kavallerie bereits mobil gemacht hätte, wäre es jetzt sowieso zu spät, etwas daran zu ändern, Hassan. Geben Sie mir das Handy.“
Sie zuckte die Schultern und reichte er ihr. Rasch gab Rose die Nummer ihres Anrufbeantworters ein. Von Gordon waren drei Nachrichten eingegangen. In der letzten, vor knapp einer halben Stunde aufgenommen, nannte er eine Geheimnummer, die sie rund um die Uhr anrufen könnte. Da hatte sie vor dem Zelt Eistee getrunken, und das Handy war längst nicht mehr in der Packung gewesen. Sie reichte Hassan das Gerät, damit er die Nachrichten abhören konnte.
„Ziemlich überzeugend, finden Sie nicht?“
Er antwortete nicht, sondern klappte das Handy zusammen, steckte es ein und betrachtete sie, als versuchte er auszuloten, was sie im Schilde führte. Na ja, er war wohl auch nicht der Mann, der sich dazu herabließ, um Verzeihung zu bitten. Der Gedanke würde ihm wahrscheinlich nicht mal
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