Julia Exklusiv 0180
Du meinst, ein Sonnenröschen?“ Sie überlegte. „Meine Mutter hat eins in ihrem Garten …“
„Es ist keine Blume oder Pflanze. Ich spreche von einer kristallinen Formation.“ Selten, wunderschön. „Manchmal ist sie rosa, und die Kristalle sehen aus wie Blütenblätter. Man findet sie in der Wüste, wenn man weiß, wo man suchen muss.“
„Und?“
Die Fantasie ging mit ihm durch, er war nahe daran, dieser Frau sein Herz zu schenken. „Sonst nichts, außer dass du Rose heißt. Ich musste daran denken, dass ich dich in der Wüste gefunden habe.“
„Wie eine Wüstenrose.“ Sie hätte lächeln sollen, stattdessen seufzte sie leise. „Wir müssen morgen in die Stadt zurückkehren, stimmt’s? Zurück in die wirkliche Welt.“
Sie redete nicht darum herum, seine Wüstenrose. „Ich wünschte, es wäre anders, aber uns bleibt keine andere Wahl. Wir wussten beide, dass dies nicht von Dauer sein konnte.“
Das hatte Hassan entschieden, doch sie traf ihre Entscheidungen lieber selbst. Es gab immer eine andere Wahl, wenn es auch besonderen Mut erforderte, unüberwindlich erscheinende Hindernisse zu bewältigen. Mut und Vertrauen und den Glauben, dass einen nichts zerstören konnte, nur Selbstzweifel. Das hatte ihre Mutter sie gelehrt.
Auch diesmal konnte sie, Rose, es schaffen.
Wenn sie beide etwas zurücksteckten, sie ein bisschen, Hassan ein bisschen, würden sie tausendfach belohnt werden. Doch sie musste ihn erst überzeugen.
In einem Punkt hatte er recht. Sie konnten das wirkliche Leben nicht aufhalten. Doch ihnen blieb noch der Rest der Nacht, einige wenige verzauberte Stunden, bis die Realität sie eingeholt hatte.
„Der Morgen kommt von selbst, mein Liebster“, flüsterte Rose und führte Hassans kalte Hand an die Lippen. Dann blickte sie ihm ins Gesicht. „Jetzt sollten wir das Beste aus der kurzen Zeit machen, die uns noch bleibt.“
Sie hatten beide das Beste daraus gemacht, sich so zärtlich geliebt, dass Hassan den Tränen nahe war. Doch obwohl es ihm das Herz brechen würde, Rose zu verlassen, würde er es hier beenden. Diese Oase würde für sie immer ein ganz besonderer Ort sein, und die Erinnerungen an das, was hier gewesen war, würden selbst dann unvergesslich bleiben, wenn das Unvermeidliche eintrat und ihre Welten aufeinanderprallten.
Hassan verließ das Zelt früh, und diesmal war Rose so erschöpft, dass sie sich auch nicht bewegte, als er ihr das Haar aus dem Gesicht strich, sie zum Abschied sanft küsste und sein kleines Geschenk auf dem Kissen zurückließ.
Nichts Kostbares. Er hätte sie mit teurem Schmuck überschütten, ihr alles geben können, was ihr Herz begehrte, aber er wusste, dass er sie mit solchen Dingen beleidigt hätte. Das hatte er von Rose Fenton gelernt: Ein Geschenk, das von Herzen kam, war mehr wert war als Gold. Und es würde in den einsamen Jahren, die danach folgten, tröstlich sein, zu wissen, dass ein Teil von ihm ihr gehörte.
Als Rose erwachte, wusste sie sofort, dass sie allein war. Dass Hassan gegangen war. Es überraschte sie nicht. In der Nacht war er so zärtlich gewesen, und als er sie geküsst hatte, waren seine stahlgrauen Augen feucht gewesen. Dennoch war er gegangen.
Wie konnte sie ihn überzeugen? Vielleicht sollte sie darauf bestehen, Tim fordern lassen, dass Hassan sie heiratete. Dann würde ihm keine andere Wahl bleiben. Doch bei der bloßen Vorstellung, Tim könnte Hassan unter Druck zu setzen versuchen, musste sie lächeln.
Außerdem musste er diese Entscheidung selbst treffen. Rose tastete nach seinem Kissen, um seine Nähe zu spüren, und berührte etwas Hartes. Instinktiv wusste sie, was es war. Eine Wüstenrose. Hassan hatte ihr eine Wüstenrose hinterlassen. Und eine Nachricht.
Behutsam nahm Rose die kristalline Rose in die Hand. Sie war klein und unendlich fein geformt, doch so ganz anders als die Rosenblüten, mit denen Abdullah sie umworben hatte. Nichts an dieser Rose war weich, nichts an ihr würde welken und sterben. Sie war starr, unveränderlich und in sich ruhend.
Rose lächelte versonnen. Wusste Hassan, was er ihr damit sagte? Dass er ihr mit diesem Geschenk unbewusst gestand, was er für sie empfand? Vermutlich nicht. Lange hielt sie die kristalline Rose in der Hand. Und plötzlich hatte sie Angst, dass nichts ihn umstimmen würde, was immer sie auch tat. Dass er einen eisernen Willen besaß und sie nicht einmal die Möglichkeit haben würde, es zu versuchen.
„Miss Fenton?“ Sie nahm die Gestalt vor ihrem
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