Julia Exklusiv 0227
wichtigste war: Könnte sie es ertragen, ihn zu verlieren? Sie liebte ihn von ganzem Herzen. War das, was er ihr anbot, wirklich so schlecht? Vielleicht würde er sie eines Tages lieben. Sollte sie es wagen?
Sie betrachtete sein markantes Gesicht und war unschlüssig. Doch bei dieser wichtigen Entscheidung durfte Sex keine Rolle spielen. „Hast du mit vielen Frauen zusammengelebt?“
„Nein, bisher mit keiner Einzigen“, antwortete er. „Dazu bestand keine Notwendigkeit.“ Er lächelte spöttisch. „Die Frauen, die ich vor dir gekannt habe, haben mich geradezu verfolgt.“
„Ah ja, wie konnte ich deine Arroganz vergessen?“ Julia lachte leise. Sie war ungemein erleichtert. Wenn sie die erste Frau war, mit der er zusammenleben wollte, war sie ihm zumindest nicht gleichgültig. „Was ist mit Maria? Immerhin warst du mit ihr verlobt.“
Unvermittelt löste er sich von Julia und versteifte sich, ehe er ihr den Rücken zukehrte. Er hat mich fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel, dachte sie. Doch warum reagierte er so heftig auf eine harmlose Frage? Er zog sich den Morgenmantel über und drehte sich mit eisiger Miene langsam wieder zu Julia um. Innerhalb weniger Minuten war aus dem leidenschaftlichen Liebhaber ein Mann geworden, der wie ein Eisberg wirkte.
„Erwähn Maria in meiner Gegenwart nie wieder“, forderte er sie kurz angebunden auf.
Plötzlich begriff sie, was los war: Er liebte Maria immer noch, er würde sie immer lieben.
Eine Welt brach für Julia zusammen. Sie eilte an ihm vorbei und zog sich auch den Morgenmantel über. Wie konnte ich nur so dumm sein zu glauben, er hätte mich gern? überlegte sie verzweifelt. Er wollte nur Sex, sonst nichts. Sie würde nichts anderes sein als seine Geliebte, die er bezahlen und wegschicken würde, sobald er sie leid war. Ihr verkrampfte sich der Magen.
Beinah hätte Julia eingewilligt, in sein Haus zu ziehen, weil sie gehofft hatte, er würde sie eines Tages lieben. Es gab jedoch keine Hoffnung, denn er liebte seit vielen Jahren eine andere Frau. Sie war zutiefst verletzt. Es war einfach ungerecht. Die einzigen Männer, die sie zu lieben geglaubt hatte, hatten beide nicht sie, sondern Maria geliebt. In dem Moment verlor Julia die Beherrschung.
„Keine Angst, Randolfo“, rief sie aus, während er auf die Tür zuging. „Du wirst mich nie wieder deine heiß geliebte Maria erwähnen hören, denn du wirst mich nicht wieder sehen.“ Er drehte sich zu ihr um und kam auf sie zu. Doch Julia ließ sich von seiner zornigen Miene nicht einschüchtern. „Offenbar hat sie dir am Ende doch noch einen Korb gegeben. Das überrascht mich nicht. Du warst ihr ja schon immer gleichgültig.“
Randolfo hob die Hand, und in seinen Augen blitzte es wütend auf. Sie rechnete damit, dass er sie schlagen würde. Aber mitten in der Bewegung hielt er inne und fuhr sich stattdessen mit den Fingern durchs Haar. „Nein, du brauchst nichts zu befürchten. Ich habe noch nie eine Frau geschlagen und fange bei dir nicht damit an. Señor Eiga hat wirklich recht: Du bist sehr hartherzig. Enrique, der arme Kerl, hat vielleicht einen Fehler gemacht. Er hat dich jedoch sehr geliebt und war verzweifelt, nachdem du ihn verlassen hattest. Seine Depressionen haben ihn das Leben gekostet und …“
In Julias grünen Augen blitzte es zornig auf, und schließlich ging ihr Temperament mit ihr durch. „Du liebe Zeit, du dummer, scheinheiliger Kerl. Das hat dein Freund Señor Eiga dir erzählt, oder?“, unterbrach sie ihn hitzig. „Lass dir eins sagen: Wenn Enrique deprimiert war, dann hatte es bestimmt nichts mit mir zu tun. Frag doch deine Maria. Mit wem habe ich ihn wohl nackt und in inniger Umarmung überrascht? Seit ihrem vierzehnten Lebensjahr waren er und Maria ein Liebespaar. Wenn jemand zu bedauern ist, dann bist du es, weil du diese Frau immer noch liebst. Es überrascht mich nur, dass du sie nicht geheiratet hast. Sie hat mir damals erklärt, Enrique liebe sie und wolle sie heiraten, aber du seist die bessere Partie. Sie wollte nicht ihr Leben auf einer Hazienda verbringen, sondern lieber einen reichen Mann auf seinen Geschäftsreisen begleiten.“
Randolfo stand mit unbewegter Miene da. Er betrachtete Julia, als hätte er sie nie zuvor gesehen. Sein Schweigen zerrte an ihren Nerven.
„Bist du sprachlos, Randolfo? Die Wahrheit tut weh, stimmt’s?“, stieß sie spöttisch hervor.
„Wie kannst du es wagen, schlecht über Tote zu reden und Lügen über sie zu verbreiten?“,
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