Julia Exklusiv 0227
waren sie sehr gute Freunde. Ich habe Enrique sogar aufgefordert, während meiner Abwesenheit gut auf sie aufzupassen.“ Er lachte freudlos auf und schob den Teller weg. „Was für ein schlechter Scherz.“
Julia spürte, wie sehr er sich ärgerte und wie verletzt er war. Er tat ihr leid.
„Sie hatten es nicht verdient, zu sterben. Dennoch kann ich nicht behaupten, ich sei traurig darüber, dass sie nicht mehr da sind.“ Er wirkte so kalt und zynisch, dass Julia das Mitleid verging. „Wirklich traurig finde ich, dass du als so junges Mädchen in diese schreckliche Geschichte hineingezogen worden bist.“
„Es ist ja vorbei“, erwiderte sie gleichgültig. Sie konnte sich nicht darüber freuen, dass Randolfo ihr glaubte, denn es änderte nichts. Er hatte Maria geliebt, und sie, Julia, liebte er nicht. Wenn sie hoffte, er würde sie eines Tages vielleicht doch lieben, verschwendete sie nur ihre Zeit. Ohne Liebe wollte sie nicht mit ihm zusammenleben, das passte nicht zu ihr. Es würde sie zerstören, wenn sie ihre Ideale und Wertvorstellungen verriet. „Würdest du mich bitte entschuldigen?“, fügte sie kühl hinzu und stand auf.
„Nein.“ Er sprang viel zu hastig auf und warf dabei den Tisch um. Randolfo verzog grimmig die Lippen und blickte Julia durchdringend an. Dann stieg er über die Scherben hinweg, die überall verstreut lagen, und packte sie an den Schultern. „Willst du mich heiraten, Julia?“
Sie hatte das Gefühl, vor Überraschung in Ohnmacht zu fallen, und blickte ihn ungläubig an.
In dem Moment erschien Tomas. Wahrscheinlich hatte er den Lärm gehört. Randolfo redete kurz mit ihm auf Italienisch, und er verschwand wieder.
„Willst du mich heiraten, Julia?“, wiederholte Randolfo ernst und entschlossen. „Vergiss alles, was ich heute Nachmittag gesagt habe. Nur wir beide sind wichtig, du und ich.“
Ihr Traum wurde wahr. Aber es war zu spät, wie sie sich traurig eingestand. Sie war nicht bereit, die Zweitbeste zu sein. „Nein. Es tut mir leid.“
„Warum nicht? Du weißt, dass wir gut zusammenpassen.“
„Ja. Ich weiß aber auch, dass du Maria immer noch liebst“, entgegnete Julia ruhig. „Mit einem Geist will ich nicht konkurrieren.“
„Mit Marias Geist?“, wiederholte er ungläubig. „Ich habe Maria nie geliebt. Dich habe ich in den zwei Wochen, die wir zusammen waren, öfter geliebt als Maria in all den Jahren.“
Diese Bemerkung war typisch für ihn. „Wir haben Sex gehabt“, fuhr sie ihn an.
„Nein! Ja“, donnerte er. „Du liebe Zeit, ich vermassle schon wieder alles.“ Er legte eine Hand auf ihre Taille und sah Julia tief in die Augen. „Es geht mir nicht um Sex. Ich liebe dich, Julia.“
Er hatte wirklich gesagt, er liebe sie. Danach hatte sie sich schon lange gesehnt. Doch sie war sich nicht sicher, ob sie ihm trauen konnte. „Du warst aber mit Maria verlobt und wolltest sie heiraten“, wandte sie ein.
„Das stimmt. Nur ungern gebe ich zu, dass ich sie nie geliebt habe, jedenfalls nicht so, wie man eine Frau liebt, die man heiraten will. Und auch nicht so, wie ich dich liebe. Du kennst mich, Julia, und weißt, wie ich auf dich reagiere.“ Er ließ die Hände über ihre vollen Brüste gleiten.
Sogleich richteten sich ihre Brustspitzen auf, und es überlief Julia heiß. „Das beweist gar nichts“, stieß sie atemlos hervor.
„Es beweist, dass ich dich wie verrückt begehre. Glaubst du wirklich, ich wäre damit zufrieden, mit dir so eine Beziehung zu haben wie damals mit Maria? Wenn ich sie geliebt hätte, hätte ich viel öfter mit ihr zusammen sein wollen. Ich war jung, und ihr hübsches Gesicht war mir in dem Nachtklub aufgefallen, in dem sie als Sängerin auftrat. Wir haben miteinander geschlafen und uns spontan verlobt. Die Beziehung hat nur deshalb so lange gehalten, weil Maria mit der Situation gut leben und ihre Karriere weiterverfolgen konnte. Mir hat es wahrscheinlich vor allem deshalb gefallen, weil sie nichts von mir erwartete. Als mir bewusst wurde, dass die ganze Sache zu nichts führte, hätte ich die Verlobung am liebsten gelöst. Ich habe es nicht getan, um Maria nicht zu verletzen. Ich war zu jung und zu rücksichtsvoll.“
Julia wusste immer noch nicht, ob sie ihm glauben konnte. „Vielleicht warst du in dem Fall wirklich einmal rücksichtsvoll“, erklärte sie spöttisch. „Mir gegenüber hast du dich jedoch ganz anders verhalten. Es hat dir nie etwas ausgemacht, mir unverblümt deine Meinung zu sagen.“
Randolfo
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