Julia Exklusiv 0227
gern hatte, war ihm selbst ein Rätsel.
Plötzlich begriff er, was mit ihm los war, und er sprang auf. Mit grimmig entschlossener Miene stieg er wieder ins Auto und fuhr los.
Julia nannte die Nummer ihrer Kreditkarte und legte den Hörer auf. Natürlich war ihr klar, dass Urlaubszeit war. Dennoch ärgerte sie sich darüber, dass sie erst am nächsten Abend um zehn nach England zurückfliegen konnte.
Auf einmal kam Tomas, Randolfos Angestellter, herein. „Sind Sie zum Abendessen hier?“, fragte er.
„Ja.“ Julia deutete ein Lächeln an. Es wäre beinah unmöglich, jetzt noch für die kommende Nacht in Rom ein Hotelzimmer zu bekommen. Sie wollte aber auch die nächsten dreißig Stunden nicht auf dem Flughafen verbringen. Diese Unannehmlichkeit wollte sie sich ersparen. Randolfo zuliebe hatte sie genug gelitten. Damit war Schluss. „Ich würde gern um acht Uhr essen, Tomas“, erklärte sie selbstbewusst. Er nickte höflich und verschwand in die Küche.
Am liebsten wäre Julia auch verschwunden. Doch sie war zu stolz, um davonzulaufen. Diese Genugtuung würde sie Randolfo nicht geben. Langsam ging sie die Treppe hinauf. Ihre Sachen hatte sie schon gepackt und in eins der Gästezimmer gebracht. Sie hatte die Kontrolle über sich und ihr Leben zurückgewonnen und würde sich nicht mehr von Randolfos Launen beeinflussen lassen.
In dem Schlafzimmer, das sie sich für die eine Nacht ausgesucht hatte, zog sie die Sandaletten aus und legte sich auf das Bett. Bis zum Abendessen blieb sie auf dem Zimmer, denn sie hatte keine Lust, Randolfo zu begegnen, wenn es nicht unbedingt nötig war. Eine Minute vor acht ging sie nach unten. Sie hatte eine weiße Hose und ein kurzes, eng anliegendes hellgrünes Top angezogen und überlegte, ob er überhaupt zum Essen kommen würde. Vor einigen Stunden hatte sie ihn wegfahren gehört. Es war ihr egal, ob er den roten Sportwagen zu Schrott fuhr oder nicht.
Da Tomas den Tisch auf der Terrasse gedeckt hatte, ging sie durch die riesige Glastür nach draußen und atmete die warme Luft tief ein.
Randolfo erwartete sie schon. In der hellen Hose und dem schwarzen Seidenhemd, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren, wirkte er ungemein attraktiv. Julia bekam Herzklopfen und wandte den Blick ab.
„Ich habe befürchtet, du seist nicht mehr hier“, sagte er.
Sie zuckte betont gleichgültig die Schultern. „Ich habe erst für morgen Abend einen Platz im Flieger bekommen, und zu deinen Eltern wollte ich nicht fahren. Da dein Haus groß genug ist für uns beide, ohne dass wir uns unbedingt über den Weg laufen müssen, habe ich keinen Grund, die Nacht und einen ganzen Tag am Flughafen zu verbringen. Immerhin sind wir erwachsene Menschen und keine Teenager mehr. Das Ende einer Affäre ist wirklich kein Drama.“
„Setz dich bitte, Julia, und trink ein Glas Rotwein“, forderte er sie auf.
Sie setzte sich und nahm das Glas in die Hand, das er ihr reichte. Ich muss ganz ruhig bleiben und mich beherrschen, morgen bin ich sowieso weg, mahnte sie sich. Dann servierte Tomas das Essen. Julia seufzte insgeheim erleichtert auf und gestand sich ein, dass sie hungrig war. Aber sie hatte auch mittags nichts gegessen.
Während des Essens warf sie Randolfo einen Blick zu. Er saß ihr gegenüber und war außergewöhnlich schweigsam. Was hätte er auch jetzt noch sagen sollen, nachdem die Affäre beendet war? Die gespannte Atmosphäre verdarb ihr jedoch den Appetit.
„Möchtest du noch ein Glas Wein?“ Er lächelte flüchtig.
„Ja, gern.“ Julia beobachtete ihn, während er erst ihr und dann sein Glas füllte, das er sogleich auf einen Zug leerte.
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass er sich viel unbehaglicher fühlte als sie. „Dir schmeckt der Wein offenbar sehr gut. Du hast beinah die ganze Flasche allein geleert“, stellte sie fest.
Er versteifte sich und kniff die Augen zusammen. „Ist das nicht verständlich nach dem, was du mir heute Nachmittag erzählt hast?“
„Es war nur die Wahrheit.“ Sie legte Messer und Gabel auf den Teller. Es reichte ihr. Länger konnte sie die gespannte Atmosphäre nicht ertragen.
„Ja, ich weiß. Nachdem ich den Schock überwunden hatte, habe ich mir eingestanden, dass alles zusammenpasst.“
Julia war verblüfft. Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet.
„Du hattest recht. Maria wollte mich zunächst gar nicht heiraten“, sagte er ruhig. „Dass sie und Enrique ein Liebespaar waren, war eigentlich nicht zu übersehen. Als ich sie kennenlernte,
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