Julia Exklusiv 0227
fragte er schließlich.
„Ach, fang jetzt nicht so an. Du bist doch selbst kein Heiliger. Außerdem ist Enrique schon lange tot.“ Er will Maria und nicht mich, mich hat er nur benutzt, dachte sie verbittert. Von Eifersucht geplagt fügte sie hinzu: „Wenn du mir nicht glaubst, frag doch Maria. Ich kann übrigens verstehen, dass sie dich verlassen hat.“
Der Blick, den er ihr zuwarf, war geradezu erschreckend kühl und abweisend. „Maria ist tot, wie du genau weißt“, stieß er hervor.
Ihr Zorn und ihre Eifersucht waren blitzartig verschwunden. „O nein. Seit wann? Was ist passiert?“, flüsterte sie und sah ihn schockiert an.
„Du liebe Zeit, du bist wirklich eine gute Schauspielerin.“ Randolfo schüttelte verächtlich den Kopf. „Tu nicht so, als wüsstest du es nicht. Du hast mir selbst erzählt, Señor Eiga hätte dir nach dem Unfall geschrieben. Maria saß neben Enrique im Auto.“
„Das hat er nicht erwähnt“, sagte Julia leise und mehr zu sich selbst. „Er hat nur geschrieben, Enrique sei durch meine Schuld bei einem Autounfall ums Leben gekommen und er wünsche mich zur Hölle.“ Sie sah ihn an. Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. Ihr war jetzt alles egal. Ihr Traum vom Glück war ausgeträumt, es bestand keine Hoffnung mehr. „Es war offenbar ein Fehler, dass ich mich wieder mit dir eingelassen habe“, fügte sie hinzu und betrachtete das zerwühlte Bett. Am liebsten hätte sie geweint. Immer wenn sie sich geliebt hatten, hatte er daran gedacht, dass sie indirekt für den Tod seiner heiß geliebten Maria verantwortlich war. Es war einfach unglaublich. Als er ihr die Hand auf den Arm legte, schüttelte sie sie ab. „Ich muss duschen.“
Julia eilte ins Badezimmer und verschloss die Tür. Dann streifte sie den Morgenmantel ab und stellte sich unter die Dusche. Erst als das warme Wasser über ihren Körper rann, ließ sie den Tränen freien Lauf.
Randolfo ließ den Motor seines Sportwagens aufheulen und nahm die Kurven der schmalen Küstenstraße mit halsbrecherischer Geschwindigkeit. Er kam erst zur Besinnung, als er beinah mit einem Lieferwagen zusammengestoßen wäre, und ging vom Gas. Schließlich wendete er und fuhr nach Hause zurück. An der Einfahrt zu seinem Haus, das er nach seinen Vorstellungen hatte bauen lassen und von dessen Terrasse aus man einen herrlichen Blick auf das Meer hatte, fuhr er vorbei zu den früheren Ställen und Scheunen. Nachdem er den Wagen geparkt hatte, wanderte er rastlos umher. Der Umbau der Gebäude war beendet – genauso wie seine Beziehung mit Julia. Er stöhnte auf.
Als Julia ihm von Maria und Enrique erzählt hatte, war ihm klar gewesen, dass sie die Wahrheit sagte. Er war jedoch so zornig darüber gewesen, von den beiden zum Narren gehalten worden zu sein, dass er es an Julia ausgelassen hatte.
Es passte alles zusammen. Beinah fünf Jahre war er mit Maria verlobt gewesen. Obwohl sie guten Sex gehabt hatten, waren sie nur drei bis vier Wochen im Jahr zusammen gewesen. In gewisser Weise hatte er sie gern gehabt. Er gestand sich ehrlicherweise ein, dass er mehr daran interessiert gewesen war, geschäftlich zu expandieren, als zu heiraten. Maria hatte versucht, ihre Karriere als Sängerin zu verfolgen. Solange er ihr dabei geholfen hatte, war sie zufrieden gewesen.
Maria hatte es zunächst nicht eilig gehabt, zu heiraten. Erst als Julia Enrique verlassen hatte, hatte sie unbedingt den Termin für die Hochzeit festsetzen wollen – wahrscheinlich, weil Enrique sie gedrängt hatte, ihn zu heiraten.
Randolfo konnte sich gut vorstellen, dass der Unfall aus ganz anderen Gründen passiert war, als er bisher angenommen hatte. Wahrscheinlich hatten Enrique und Maria sich gestritten, während er viel zu schnell gefahren war. Dasselbe hatten Randolfo und Julia nach dem Essen bei Peter Hatton auch getan. Doch Randolfo war noch rechtzeitig bewusst geworden, was er da tat.
Jetzt konnte er verstehen, dass Julia nichts mehr mit der Hazienda ihres Vaters zu tun haben wollte. Dort war sie als sehr junges Mädchen zu sehr verletzt worden. Er setzte sich auf die Erde und lehnte sich an einen alten Olivenbaum. Ich habe mich ihr gegenüber ausgesprochen boshaft benommen, gestand er sich ein. Nach der Auseinandersetzung von vorhin würde sie wahrscheinlich gar nicht mehr mit ihm reden.
Wie er sich als intelligenter, weltgewandter Mann so grob und wie ein dickköpfiger Flegel benehmen konnte, obwohl Julia die einzige Frau war, die er wirklich
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