Julia Exklusiv Band 0197
freiwillig in die Gefahr begeben, ihr erneut zu verfallen. Sie brauchte ihn nur zu berühren, um ihm den Verstand zu rauben, und selbst wenn sie ihn verhöhnte und verspottete, war der Klang ihrer Stimme so betörend wie der Gesang der Sirenen.
Das alles wusste er nur zu gut. Genauso wenig hatte er vergessen, dass sie alles verabscheute, was ihm etwas bedeutete: seine Familie, seine Freunde und seinen Lebensstil. Wollte er sich dieses Kuckucksei wirklich ins Nest zurückholen?
Sein Verstand riet ihm, einen großen Bogen um Isobel zu machen, doch sein Körper sagte etwas anderes. Selbst unter der Dusche meinte Leandros ihre Berührung zu spüren, und dem Handtuch, mit dem er sich schließlich abtrocknete, haftete ihr erregender Duft an.
Als er vor dem Spiegel stand, suchte er unwillkürlich nach Anzeichen dafür, dass ein Mann das Bad benutzte. Zu seiner Verwunderung ließ sich nicht der geringste Hinweis darauf finden. Doch davon ließ er sich nicht täuschen. Vielleicht war Clive tatsächlich nicht Isobels derzeitiger Liebhaber. Was für die Gegenwart galt, musste allerdings nicht auf die Vergangenheit zutreffen. Umso mehr Grund hatte er, es bei dem einmaligen Ausrutscher zu belassen und so schnell wie möglich zum Alltag überzugehen – und darin war für Isobel eindeutig kein Platz.
So dachte Leandros jedenfalls, als er sich das Handtuch um die Hüften schlang und das Bad verließ. Dann aber sah er Isobel, und im selben Moment wusste er, dass ein Leben ohne sie ungleich schrecklicher wäre als ein Leben mit ihr.
Sie trug einen Morgenmantel und stand am Fenster. Das Haar fiel ihr über die Schultern, und die Hände hatte sie tief in die Taschen geschoben. Auch ohne ihr Gesicht zu sehen, glaubte Leandros zu wissen, was in ihr vorging. Dem dringenden Bedürfnis, zu ihr zu gehen und sie in die Arme zu nehmen, konnte er gerade noch widerstehen. Doch sein Entschluss, sie zu sich nach Hause zu bringen und nie wieder gehen zu lassen, stand fest.
„Du kannst jetzt ins Bad“, sagte Leandros betont sachlich und begann seine Kleidung zusammenzusuchen.
„Ich dusche, wenn du gegangen bist“, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen.
„Das geht nicht. Oder hast du schon vergessen, dass wir diese Bruchbude gemeinsam verlassen?“
„Ich habe es mir anders überlegt.“
Ihre Weigerung, ihn zu begleiten, traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. „Darf man erfahren, warum?“, fragte Leandros entgeistert. „Hier kannst du unmöglich bleiben, und deine Mutter ist längst auf dem Weg …“
Isobel musste sich nur umdrehen, um ihn verstummen zu lassen. Sie wirkte so zerbrechlich, dass er Angst bekam.
„Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du Silvia für eine Nacht bei dir unterbringen könntest“, sagte sie höflich. „Morgen Abend reisen wir ohnehin ab, und bis dahin werde ich es hier schon aushalten.“
„Willst du nicht doch mitkommen?“, bat Leandros sie in der Hoffnung, ihr auch die Pläne für den nächsten Tag ausreden zu können, wenn sie erst in seiner Villa waren.
„Wir haben heute schon mehr als genug Fehler gemacht“, wies Isobel seine Bitte unmissverständlich zurück.
Noch vor wenigen Minuten war er derselben Meinung gewesen, doch nun verletzte es ihn zutiefst, dass sie die intimste aller Erfahrungen als Fehler bezeichnete. „Wir haben uns geliebt“, widersprach er energisch. „Was soll daran falsch sein?“
„Wir haben miteinander geschlafen“, verbesserte sie ihn. „Das beweist nur, dass tatsächlich zwei Personen in das kleine Bett passen. Aber das ist auch das Einzige, worin ich dir recht gebe. Deshalb muss ich dich bitten, jetzt zu gehen.“
Dass sie ihn hinauswarf, war schlimm genug. Unerträglich war, dass sie dabei keine Miene verzog. „Steht der Bodybuilder schon vor der Tür?“, fragte Leandros in seiner ohnmächtigen Wut. „Oder warum hast du es so eilig, mich loszuwerden?“
Jede Reaktion wäre ihm recht gewesen, weil er sie zum Anlass hätte nehmen können, sich für den Rauswurf zu rächen und Isobel erneut auf das schmale Bett zu zerren.
Doch sie sah ihn nur ausdruckslos an, ehe sie sich unvermittelt umdrehte und ins Bad ging.
5. KAPITEL
Als Isobel aus dem Bad kam, glaubte sie zunächst, das Opfer einer optischen Täuschung zu sein. Stand Leandros wirklich vor dem Bett und packte ihren Koffer?
„Warum bist du noch hier?“, fragte sie schroff und vergewisserte sich, dass der Gürtel ihres Morgenmantels verschlossen war. Leandros war zwar angezogen, aber das bedeutete
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