Julia Exklusiv Band 0197
nicht …
„Weil ich ohne dich nicht gehe“, erwiderte er bestimmt und richtete sich auf.
„Habe ich mich denn nicht deutlich genug …?“
„Doch“, fiel er ihr ins Wort. Erst als er sich zu ihr umdrehte, stellte sie fest, dass er ihr Kleid in Händen hielt. Es war das einzige, das sie aus London mitgebracht hatte – und das einzige, das sie all die Jahre aufgehoben hatte.
„Ich habe es auf Anhieb wiedererkannt“, teilte er ihr mit, während er langsam auf sie zukam. „Es freut mich, dass du es in Ehren gehalten hast – sicher weil du so die Erinnerung an mich direkt auf der Haut tragen konntest.“
Zu ihrer Beschämung entsprach es der Wahrheit. Das wollte sie Leandros jedoch lieber nicht gestehen. „Es passt mir und ist einigermaßen bequem“, erwiderte sie deshalb. „Aber wenn du es wiederhaben willst, musst du es nur …“
„Allerdings will ich das“, unterbrach er sie erneut. „Und zwar zusammen mit der Frau, der ich es damals geschenkt habe.“
„Leider muss ich dich enttäuschen.“ Unwillkürlich wich Isobel einen Schritt zurück. „Das Kleid kannst du gern mitnehmen, aber auf meine Gesellschaft wirst du verzichten müssen.“
„Deine Augen verraten mir etwas anderes“, sagte Leandros leise und stellte sich so dicht vor sie, dass sie seinen Atem im Gesicht spürte. „Du sehnst dich danach, dass ich dir den Morgenmantel ausziehe und wir dort weitermachen, wo wir eben aufgehört haben.“
„Wenn du glaubst, mich einschüchtern …“
„Niemand will dich einschüchtern“, widersprach er. „Im Gegenteil. Ich versuche, besonders rücksichtsvoll zu sein. Schließlich weiß ich, wie viel dir daran liegt, deinen Dickkopf durchzusetzen. Andererseits habe ich nicht vergessen, dass du dir mit deiner Sturheit oft selbst im Weg stehst. Deshalb bin ich sogar bereit, dich notfalls mit sanfter Gewalt nach Hause zu bringen.“
Sie musste sich eingestehen, dass er recht hatte. Trotzdem durfte er nicht so mit ihr reden. „In deine Villa verschleppen, wolltest du sagen“, erwiderte sie deshalb sarkastisch. „ Mein Zuhause ist es jedenfalls nicht.“
„Dann wird es das ab sofort“, erwiderte er wütend. „Wenn wir erst in unserem Ehebett liegen, wirst du es schon einsehen“, fügte er schonungslos hinzu, ehe er ihr achtlos das Kleid aushändigte und zurück zum Bett ging.
Ihr Frust wich einer unbändigen Wut. „Wenn Diantha auch da ist, können wir es uns ja zu dritt nett machen“, sagte sie scharf. „Oder soll ich Clive anrufen, damit die Orgie stattfinden kann, von der du vorhin …?“
Als Leandros sich umdrehte und sie zornig ansah, verstummte sie.
„Wehe, du nimmst diese beiden Namen noch einmal in den Mund“, drohte er ihr unverhohlen. „Noch sind wir miteinander verheiratet, Isobel, und kein Grieche lässt sich von seiner Frau auf der Nase herumtanzen. Also zieh dich jetzt bitte an. Ich möchte diesen ungastlichen Ort so schnell wie möglich verlassen – und zwar gemeinsam mit dir.“
„Kannst du mir einen guten Grund nennen, warum ich dich begleiten sollte?“, fragte Isobel trotzig.
„Einen sehr guten sogar“, lautete seine entwaffnende Antwort. „Du kannst von mir genauso wenig lassen wie ich von dir. Und wenn du dir das endlich eingestehst, können wir vielleicht aufhören, uns gegenseitig zu zerfleischen. Eine letzte Chance sollten wir unserer Ehe jedenfalls geben. Oder denkst du anders darüber?“
Natürlich nicht, hätte sie am liebsten erwidert. Das auszusprechen erschien ihr allerdings zu kühn. „Also schön“, erwiderte sie deshalb ausweichend und tröstete sich mit der Gewissheit, dass es zunächst nur für eine Nacht wäre.
Zum Anziehen ging sie vorsichtshalber ins Bad. Als sie zurückkam, erwartete Leandros sie bereits ungeduldig an der geöffneten Zimmertür. „Ich muss noch zu Ende packen“, erinnerte sie ihn.
„Wir lassen das Gepäck nachkommen“, erklärte er. „Wie ich diesen Laden kenne, fällt jeden Moment wieder der Strom …“
Ehe er den Satz beenden konnte, bewahrheitete sich seine Befürchtung. Das Licht erlosch, und der Kühlschrank hörte auf zu summen.
„Das hat mir gerade noch gefehlt“, schimpfte Leandros, als er sie über den dunklen Korridor führte.
Im Treppenhaus war es so düster, dass Isobel erleichtert die Hand nahm, die er ihr reichte. Trotzdem stolperte sie mehrmals, bis sie schließlich eine Stufe verfehlte und das Gleichgewicht verlor. Sicher wäre sie gestürzt, wenn er sie nicht im letzten Moment
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