Julia Exklusiv Band 0197
Frage stellte sich ihr schon seit geraumer Zeit, aber eine schlüssige Antwort hatte sie immer noch nicht gefunden.
Ihr Zögern schien Clive neuen Mut zu geben, denn er kam nun langsam auf sie zu.
Unwillkürlich musste sie Leandros zugestehen, dass seine Beschreibung durchaus zutreffend war. Clive war tatsächlich ein blonder Hüne, der vor Kraft kaum laufen konnte. Er war genau das, was man unter einem Muskelpaket verstand – und nicht wenige Frauen hatten eine besondere Schwäche für solche Männer. An Gelegenheiten mangelte es ihm nicht, denn er arbeitete in einem Fitnesscenter, das vor allem von mehr oder weniger jungen und einsamen Frauen besucht wurde.
Sie schätzte an ihm allerdings vor allem seine inneren Qualitäten, denn trotz der rauen Schale war er ein gutmütiger und stets hilfsbereiter Nachbar und Freund – mehr aber auch nicht.
„Du hast gehofft, dass ich nach dem Wiedersehen mit Leandros froh bin, dich in meiner Nähe zu haben, stimmt’s?“, fragte sie.
„Deine Mutter hielt es zumindest nicht für ausgeschlossen“, erwiderte Clive ausweichend, ehe er den Mut fand, sich zu ihr zu setzen. „Und hoffen wird ein Mann ja wohl noch dürfen“, fügte er hinzu.
Und eine Frau träumen, ergänzte Isobel in Gedanken. Ihr Traum saß vier Etagen tiefer und war sicher damit beschäftigt, seiner Schwiegermutter den Gedanken schmackhaft zu machen, in seine Luxusvilla umzuziehen. Und wie sie ihn kannte, würde es ihm problemlos gelingen.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie.
Clive setzte sich zu ihr aufs Bett und legte ihr den Arm um die Schultern. „Was willst du jetzt tun?“
Ich würde viel darum geben, wenn ich es wüsste, dachte Isobel bedrückt. Einen Moment war sie versucht, sich an ihn zu schmiegen und ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Doch es half alles nichts. So wohltuend seine Nähe und sein Verständnis waren, Clive war und blieb für solche Vertraulichkeiten der falsche Mann – selbst wenn sie es sich in diesem Augenblick anders gewünscht hätte.
„Ist das nicht ein schönes Bild?“
Leandros’ beißender Sarkasmus erschreckte sie so sehr, dass Isobel unfähig war, sich zu bewegen. Clive hingegen reagierte wie ein Schuljunge, den man auf frischer Tat ertappt hatte. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, zog er die Hand zurück und sprang vom Bett auf.
Erst als er auf Leandros zuging, änderte sich seine Haltung, und einen Moment lang fürchtete Isobel, er würde ihm die Antwort auf seine Frage mit den Fäusten geben. Aber Leandros schien sich auf den Konflikt zu freuen, denn er ließ seinen Rivalen nicht aus den Augen. Als sich die beiden an der Tür trafen, sahen sie sich feindselig an, ehe sich Clive schweigend an ihm vorbeidrängte und den Raum verließ.
Leandros ließ die Tür mit einem Fußtritt ins Schloss fallen. „Der Wagen ist da“, sagte er schroff. „Lester und mein Fahrer verstauen gerade den Rollstuhl deiner Mutter im Kofferraum.“
„Du hättest ihnen lieber helfen sollen, anstatt mir nachzuspionieren“, erwiderte Isobel trotzig.
„Damit du dich in Ruhe von deinem Liebhaber verabschieden kannst?“
„Clive ist nicht mein Liebhaber! Er ist ein guter Freund, nicht mehr und nicht weniger!“
Erst als sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass sie ihre letzte Trumpfkarte ausgespielt hatte. Doch letztlich war sie erleichtert darüber, dass es endlich heraus war. Nun musste Leandros einsehen, dass seine Eifersucht unbegründet war – und damit der Grund für seine Weigerung, sich scheiden zu lassen, hinfällig.
„Du hast auch schon besser gelogen“, machte er ihre vage Hoffnung mit einem Schlag zunichte. „Oder glaubst du, ich könnte das kleine Einmaleins nicht mehr?“
Sein Blick flackerte bedrohlich, sodass Isobel unwillkürlich aufstand, um im Falle eines Falles fluchtbereit zu sein. „Kannst du mir vielleicht verraten, wovon du sprichst?“, fragte sie verunsichert, weil Leandros langsam auf sie zukam.
„Du hast drei Zimmer reserviert“, sagte er mit versteinerter Miene, „und zwar für vier Personen. Was das bedeutet, liegt doch auf der Hand, oder nicht?“
Der Vorwurf war derartig aus der Luft gegriffen, dass es einen Moment dauerte, bis sie begriff, worauf Leandros anspielte. „Das, was du glaubst, bedeutet es jedenfalls nicht“, widersprach sie entschieden. „Clive wollte mich überraschen. Deshalb hat er sein Zimmer unter seinem eigenen Namen gebucht. Es liegt nicht einmal auf derselben Etage, falls es dich beruhigt.“
Das
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