Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
doch sicher die Dinge haben, die sie besonders geschätzt hat?“
„Nein.“
„Ich besitze noch einige Gegenstände, die meiner Mutter gehörten. Das empfinde ich zuweilen als Trost“, wandte Phillippa ein.
„Mir hilft es mehr zu wissen, dass ich mit ihren Sachen etwas Gutes für Kinder in Not tun kann.“
Phillippa nickte verständnisvoll. „Ich helfe dir sehr gern.“
„Danke“, erwiderte Rachel, und es kam von Herzen.
Der liebliche Duft von Geißblatt und die salzige Seeluft hüllten Rachel ein. Sie war am Strand entlanggewandert, weil sie gedacht hatte, ein Spaziergang würde sie beruhigen.
In Sebastians Nähe war sie sich ihrer Weiblichkeit immer allzu sehr bewusst. Nach dem, was ihr mit sechzehn passiert war, fiel es ihr sonst nicht schwer, ihre Weiblichkeit zu ignorieren. Aber dieser Tycoon durchbrach ihre Abwehr, die bei anderen Männern zuverlässig funktionierte.
Und er brauchte sich noch nicht einmal anzustrengen.
Sebastian Kouros hatte kein Interesse an ihr. Er hatte niemals auch nur angedeutet, dass er mehr in ihr sah als die Stieftochter seines geliebten Großonkels. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, seinetwegen ganz konfus zu werden.
„Was machst du hier draußen, Kleines?“
Beim Klang seiner Stimme wirbelte Rachel herum. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, und sie wich taumelnd zurück, denn seine Nähe irritierte sie.
Sebastian packte sie an den Schultern, um zu verhindern, dass Rachel hinfiel und im flachen Wasser landete. Er zog sie zurück auf den trockenen Strand, ohne sich von der Stelle zu rühren, sodass sie viel zu dicht vor ihm stand. „Hast du mich nicht kommen hören?“
„Ich … war in Gedanken.“ Sie hatte Mühe, all die neuen Sinneseindrücke zu verarbeiten. Durch den dünnen Stoff ihrer Bluse spürte sie den Druck seiner Finger. Im Vollmondlicht konnte sie erkennen, dass sein eng anliegendes schwarzes T-Shirt seine muskulöse Brust betonte. Die hellen Shorts lenkten die Aufmerksamkeit auf Beine, die eher zu einem Langstreckenläufer als zu einem Firmenchef passten. Er war barfuß wie sie, und ihre nackten Zehen waren nur Zentimeter von seinen entfernt.
Das fand Rachel aus irgendeinem Grund sehr erotisch.
2. KAPITEL
„Wenn du so in Gedanken warst, dass du meine Schritte auf dem Kies nicht gehört hast, musst du ja über etwas sehr Fesselndes nachgedacht haben“, erklärte Sebastian.
Was für eine Ironie! Rachel hatte an ihn gedacht, und deshalb war sie nicht darauf vorbereitet gewesen, ihn hier zu treffen. „Ja.“
„Warum bist du nicht im Bett?“
War ihm bewusst, dass er sie noch immer festhielt? Um ihn daran zu erinnern, dass er sie loslassen und zurücktreten sollte, zuckte Rachel die Schultern. „Ich konnte nicht schlafen.“
Er ignorierte ihren Versuch freizukommen. Wahrscheinlich hatte er ihre Bewegung nicht einmal bemerkt.
„Das ist verständlich, denn deine Mutter ist vor einer Woche gestorben.“
„Ja, damit wird es zusammenhängen.“ Rachel ließ ihn seine eigenen Schlüsse ziehen. Am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt, aber das war natürlich unmöglich. Sie begehrte ihn, und das allein war schon schockierend. Aber sie wollte noch etwas anderes von ihm. Etwas, was es in ihrem Leben nicht gab, wie sie schon vor langer Zeit erfahren hatte: Liebe, Bindung, Geborgenheit.
„Ich verstehe es. Der Tod meines Onkels hat meiner Familie viel Kummer bereitet.“
Damit gab er indirekt zu, dass er wegen seiner Trauer um Matthias nicht schlafen konnte. Noch deutlicher würde Sebastian seine eigene Schwäche wahrscheinlich nicht eingestehen. Rachel war zwar niedergeschlagen wegen des Todes ihrer Mutter, aber auch erleichtert darüber, dass sie nicht mehr im Schatten von Andreas Missetaten leben musste.
Rachel versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, obwohl seine Nähe sie völlig verwirrte. „Matthias war ein guter Mensch.“
Endlich nahm Sebastian die Hände von ihren Schultern und trat zurück. „Das war er, doch ich hätte über deine Trauer nicht einfach hinweggehen sollen.“
„Was meinst du damit?“ Da sie keine echte Trauer gezeigt hatte, hatte er auch nicht darüber hinweggehen können. War sie überhaupt fähig, um ihre Mutter zu trauern?
„Ich war heute Nachmittag nicht nett zu dir, und das tut mir leid.“ Es klang gestelzt, wahrscheinlich weil er sich sonst niemals entschuldigte.
„Das ist nicht so schlimm. Mach dir deswegen keine Gedanken“, erwiderte sie.
„Ich habe dich verletzt, und ich hätte
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