Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Mutter mitnehmen.“
Sebastian schüttelte den Kopf.
Sie fühlte nichts, schon gar nicht Freude darüber, irgendetwas zu erben, was Andrea dank ihrer schändlichen Lebensweise an Wertsachen erworben hatte. Das, was für Rachel wirklich wichtig gewesen wäre, hatte ihre Mutter mit ins Grab genommen: die Identität von Rachels Vater. Andrea hatte sich beharrlich geweigert, über dieses Thema zu reden.
Sebastian sah auf, als es klopfte. Die Tür des Arbeitszimmers war offen, aber Rachel blieb zögernd auf der Schwelle stehen. Ungeduldig winkte er sie herein. Er hatte mit ihrem Besuch gerechnet. Seltsamerweise freute er sich jedoch nicht darüber, dass seine Vermutung richtig gewesen war. Aber was habe ich erwartet? fragte er sich zynisch. Sie war wie ihre Mutter, obwohl er immer hatte glauben wollen, sie wäre anders und nicht so habgierig.
„Ich will nicht stören.“ Rachel betrat vorsichtig das Zimmer.
„Wenn ich meine Ruhe brauchte, wäre die Tür geschlossen.“
Rachel vermied es, ihn direkt anzusehen. „Hast du einen Moment Zeit? Ich muss einige Dinge mit dir besprechen.“
Er nickte und zeigte auf einen der roten Sessel. „Nimm Platz. Ich weiß, worüber du reden möchtest, und ich bin sicher, dass wir uns einigen können.“
Sie hatte die Neuigkeit, dass sie so gut wie nichts geerbt hatte, viel zu gelassen aufgenommen. Als Tochter der intriganten Andrea hatte Rachel nach dem Tod ihres reichen Stiefvaters bestimmt eine großzügige Abfindung erwartet. Sie war sicher schwer enttäuscht. Die kleine Büchersammlung über hellenische Kultur, die Matthias ihr vermacht hatte, war nichts weiter als eine sentimentale Erinnerung an die Abende, an denen er mit seiner Stieftochter über griechische Geschichte gesprochen hatte. Wenn Rachel die Sammlung verkaufte, würde sie nicht viel dafür bekommen.
Sebastian sah keinen Grund, Rachel eine Abfindung zu verweigern … wenn sie dafür gelobte, Stillschweigen über die Ehe ihrer Mutter mit Matthias Demakis zu bewahren. Er wollte keine schmutzigen Geschichten in der Sensationspresse lesen.
Rachel setzte sich in den Sessel, dessen hohe Lehne sie wie ein Kind aussehen ließ – oder wie eine Elfenkönigin. Rachel hatte nicht die Figur eines Kindes. Die helle Hose und das Top zeigten die Rundungen zwar nicht, aber Sebastian hatte sie gesehen, als er gelegentlich im Pool seines Großonkels mit ihr geschwommen war. Sie war so anspruchslos und konventionell, wie ihre Mutter extravagant und moralisch verdorben gewesen war. Zumindest dem äußeren Anschein nach.
Ist ihre Unschuld gespielt oder echt? überlegte Sebastian.
In Anbetracht des Gesprächs, das sie mit ihm führen wollte, musste er wohl davon ausgehen, dass sie nicht so unschuldig war, wie sie tat.
„Ich sollte nicht überrascht sein, dass du mich erwartet hast.“ Rachel lächelte flüchtig. „Du hast schon immer Dinge begriffen, die andere übersehen haben.“
„Mit Sicherheit habe ich mehr begriffen als mein Onkel. Er hat deine Mutter erst viel zu spät durchschaut.“
Rachels Miene wurde ausdruckslos. „Da hast du wahrscheinlich recht.“
„Ich nehme an, darüber willst du mit mir sprechen, oder?“ Über die Tatsache, dass Matthias seine habgierige, treulose Ehefrau schließlich durchschaut hatte und weder ihr noch ihrer Tochter irgendetwas wirklich Wertvolles hinterlassen hatte.
„Na ja, nicht unbedingt darüber. Ich muss bald zurück an meinen Arbeitsplatz. Und die Sachen meiner Mutter sind noch durchzusehen.“
„Möchtest du diese Aufgabe an die Hausangestellten delegieren?“
„Nein.“ Rachel verzog den Mund, als wäre ihr der Gedanke zuwider. „Das wäre nicht richtig, aber ich würde gern wissen, was ich mit den Sachen machen soll.“
„Die Entscheidung musst du allein treffen.“
„Ich habe vor, die Kleider und den Schmuck einer Wohltätigkeitsorganisation zu spenden. Mir ist jedoch eingefallen, dass Matthias ihr möglicherweise Familienschmuck geschenkt hat. Den sollen Fremde sicher nicht bekommen, oder?“
Ah, das fing ja gut an. „Und du willst mir vorschlagen, dass ich ihn dir abkaufe?“
Rachel sah ihn mit großen Augen an. „Mach dich nicht lächerlich. Du sollst nur prüfen, bei welchen Schmuckstücken es sich um Familienschmuck handelt. Wenn du keine Zeit hast, ist vielleicht deine Mutter bereit, alles durchzusehen. Ich kann es jedenfalls nicht, und ich will dir das, was euch gehört, zurückgeben, ehe ich anderweitig über die Sachen meiner Mutter
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