Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
Tochter war.
Es war unfair von ihm gewesen, und er hatte sie damit offensichtlich verletzt.
Sebastian hätte nicht sagen können, wann er sich zuletzt bei einer Frau entschuldigt hatte. Aber jetzt musste er es tun.
Rachel saß Phillippa gegenüber und fragte sich, warum sie sich eingeredet hatte, sie müsse zusammen mit der Familie zu Abend essen. Es war ihr unhöflich vorgekommen, noch einmal darum zu bitten, dass ihr das Essen auf ihrem Zimmer serviert wurde. Und dann hatte Sebastian ihr durch eine Hausangestellte ausrichten lassen, er erwarte, dass sie zum Abendessen erscheinen würde. Rachel hatte ihn nicht beleidigen wollen.
Warum interessierte es sie, was dieser Tyrann von ihr dachte? Dass er in der Vergangenheit freundlich zu ihr gewesen war, zählte nicht. Er hatte ihr gezeigt, dass er wie alle überzeugt war, sie sei genauso wie ihre Mutter. Es spielte keine Rolle, dass er der einzige Mann war, auf den sie jemals körperlich reagiert hatte. Er war der Held ihrer Träume gewesen, und sie musste diese jugendlichen Fantasien für immer überwinden.
Und das bedeutete, sie musste sich bemühen, es zu einem völligen Bruch mit den Familien Kouros und Demakis kommen zu lassen.
Trotzdem versuchte Rachel, sich mit Sebastians Mutter zu unterhalten. Die ältere Frau war offenbar sehr traurig, und Rachel mit ihrem weichen Herzen konnte es nicht ignorieren.
Sebastian war gleich zu Beginn des Essens wegen eines wichtigen Anrufs aus dem Ausland weggerufen worden. Sein Bruder und die anderen Angehörigen hatten die Insel verlassen, nachdem die Testamente verlesen worden waren.
„Ich habe einen Kräutergarten auf der kleinen Terrasse meiner Wohnung in Südkalifornien“, erzählte Rachel, als der Salat serviert wurde.
Gartenarbeit war Phillippas große Leidenschaft, und Rachel war dankbar, ein Thema gefunden zu haben, das nichts mit dem schmerzlichen Verlust, den die Familie erlitten hatte, zu tun hatte.
„Basilikum und Minze wachsen in Töpfen besonders gut“, erwiderte Phillippa, deren Miene sich vor Interesse aufhellte. „Ich hätte nicht vermutet, dass du Gartenarbeit magst. Andrea war allein schon bei dem Gedanken entsetzt, sich die Hände schmutzig zu machen.“
„Meine Mutter und ich hatten sehr wenig gemeinsam.“
„Das ist bedauerlich.“
„Ja.“ Was hätte Rachel auch anderes sagen sollen?
„Mütter und Töchter haben oft viele Gemeinsamkeiten. Meine Mutter hat mich viele Dinge gelehrt, nicht zuletzt die Liebe zum Gärtnern.“
„Sie war bestimmt eine ganz besondere Frau.“
„Ja, das war sie. Sie und mein Onkel Matthias haben sich immer sehr nahe gestanden.“ Der Kummer kehrte zurück und schien sich wie ein Mantel um Phillippa zu legen.
„Hast du deinen Söhnen beigebracht, im Garten zu arbeiten?“ Rachel konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass sich Sebastian oder Aristide für Pflanzen interessierten, aber sie hoffte, dass die Frage Phillippa ablenkte.
Sie lächelte nachsichtig. „Nein. Die beiden hatten für so ein Hobby nie Zeit. Ich habe zwei wundervolle Söhne, doch ich hätte gern noch eine Tochter bekommen.“
„Wenn sie heiraten, hast du zwei Schwiegertöchter.“ Sebastian mit einer passenden jungen Griechin aus guter Familie verheiratet … Der Gedanke tat weh, aber Rachel beachtete den Schmerz nicht. Sie hatte gelernt, ihre Gefühle zu ignorieren.
Phillippa schüttelte den Kopf. „Als Jungen hatten sie für Hobbys keine Zeit, und als Männer sind sie zu beschäftigt damit, Geld zu verdienen, um eine Ehefrau zu finden. Sebastian ist schon dreißig, und bisher haben seine Beziehungen immer nur einige Wochen gedauert.“
„Ich bin sicher, wenn er die Richtige findet …“ Rachel verstummte, weil seine Mutter sie seltsam ansah. Bevor sie fragen konnte, was los war, kehrte Sebastian zurück und setzte sich ans Tischende.
„Du könntest etwas für Rachel tun“, sagte er zu Phillippa.
Sie lächelte ihren Sohn liebevoll an. „Worum geht es?“
„Rachel hat sich entschlossen, alles, was ihre Mutter besessen hat, für karitative Zwecke versteigern zu lassen. Zuvor will sie sich vergewissern, dass sich keine Erbstücke unter dem Schmuck befinden. Dafür braucht sie dich.“
Phillippa warf Rachel einen überraschten Blick zu. „Ich soll die Sachen deiner Mutter für dich durchsehen?“
„Nur die in ihrem Schlafzimmer. Alles, was in der Villa sonst noch ihr gehört, kann sowieso hier bleiben.“ Rachel hielt das für die einfachste Lösung.
„Aber du willst
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