Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
musste sie ihren Stolz vergessen. Die Entscheidung, einen Vaterschaftstest vorzuschlagen, hatte sie getroffen, bevor sie überhaupt das Telefon in die Hand genommen hatte, um Sebastian anzurufen.
Wieder folgte ein langes Schweigen.
„Sebastian?“
„Ich bin noch da.“
„Sag etwas.“
„Mir fehlen die Worte.“ Doch dann sagte er leise: „Du bist schwanger. Und du hast mich angerufen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich habe dir wirklich keinen Grund gegeben, mir zu vertrauen und dich in der Situation an mich zu wenden.“
„Ich vertraue dir keineswegs.“ Hielt er sie tatsächlich für so dumm? Glaubte er wirklich, sie würde ihm jemals wieder vertrauen nach allem, was er ihr angetan hatte?
„Aber du hast angerufen.“
„Ja, weil ich keine andere Wahl hatte.“
„Weil du schwanger bist.“
„Weil es Komplikationen gibt. Ich muss wissen, dass für mein Baby gesorgt ist.“
„Was für Komplikationen?“ Sebastian klang besorgt. „Bist du krank?“
Rachel erklärte ihm, was die Ärztin ihr mitgeteilt hatte. Ihren Abstecher in die Notaufnahme ließ sie aus. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es nicht gut ankommen würde.
Sebastian wollte den Namen der Ärztin und des Frauenarztes haben und stellte ihr viele Fragen im Zusammenhang mit ihren gesundheitlichen Störungen. Doch da Rachel bei der Ärztin nicht so genau nachgefragt hatte, musste sie zugeben, dass sie keine genauen Angaben machen konnte. Es war ihr in gewisser Weise peinlich, aber Sebastian machte ihr keine Vorwürfe.
Auch wenn er sie nicht verurteilte, war sie wütend auf sich selbst, weil sie einfach den Kopf in den Sand gesteckt hatte. Als sie ihm von Dr. Pompellas Empfehlung erzählte, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen, fluchte Sebastian vor sich hin. Regte er sich über den Vorschlag der Ärztin auf oder darüber, dass Rachel sich geweigert hatte, darüber überhaupt nachzudenken? Sie wusste es nicht und wollte es auch nicht herausfinden, deshalb fragte sie nicht.
„Gib mir die Adressen und Telefonnummern“, forderte er sie unvermittelt auf.
Rachel tat es. Sie war zu verwirrt, um Sebastian zu fragen, warum er nicht nur ihre Privatanschrift, sondern auch die Adresse des Fitnesscenters haben wollte und jede Telefonnummer, unter der sie zu erreichen war. Gehorsam machte sie sämtliche Angaben, obwohl sie es für übertrieben und überflüssig hielt.
„Ist denn im Moment alles in Ordnung mit dir? Geht es dir gut?“
„Ja, momentan geht es mir wirklich gut.“ Rachel rechtfertigte ihre Antwort insgeheim damit, dass man sie nicht aus der Notaufnahme entlassen hätte, wenn sie ernsthaft krank wäre.
„Wir unterhalten uns später“, verkündete Sebastian kurz angebunden und legte auf.
7. KAPITEL
Rachel blickte mehrere Sekunden lang erstaunt das Telefon an. Durch die offenen Terrassentüren drang das Geräusch der Brandung herein, und wie immer scheuerte die Lehne des Korbsessels an ihren Schultern. Alles war normal, trotzdem hatte Rachel das Gefühl, aus ihrer Wohnung heraus in eine andere Wirklichkeit getreten zu sein, in der Sebastian Kouros nicht so ein gemeiner Kerl mehr war wie zuvor.
Das Gespräch war völlig anders gelaufen, als sie erwartet hatte. Sebastian hatte ihr nicht vorgeworfen, ihn in eine Falle gelockt zu haben. Er hatte die Vaterschaft nicht abgestritten, anerkannt hatte er sie jedoch auch nicht. Erstaunlicherweise war er recht friedlich gewesen und hatte ihr keine Beschuldigungen an den Kopf geworfen. Dass er, weil sie den Namen gewechselt hatte, angenommen hatte, sie hätte innerhalb von drei Monaten nach ihrem Zusammensein mit ihm einen anderen Mann geheiratet, war verzeihlich. Sie konnte es ihm nicht verübeln, dass er die falschen Schlüsse gezogen hatte.
Soweit sie es beurteilen konnte, war Sebastian nicht einmal böse auf sie gewesen. Aber warum hatte er das Gespräch so unvermittelt beendet?
Vielleicht musste er erst noch darüber nachdenken, ob er ihr glauben sollte oder nicht. Oder er brauchte Zeit, um mit den Neuigkeiten zurechtzukommen. Sie hatte sich der Realität auch nicht sofort gestellt, und für ihn musste es noch schwieriger sein. Er hatte sie fallen gelassen und offenbar gehofft, sie nie wiederzusehen. Jetzt tauchte sie schwanger wieder auf, ausgerechnet sie, eine Frau, die er nicht wollte und der er nicht traute.
Wenn sie zu intensiv darüber nachdachte, kam es ihr vor wie ein Albtraum, von einem Mann schwanger zu sein, der so arrogant und gemein sein konnte.
Er
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