Julia Exklusiv Band 238 (German Edition)
los. Sie schimpfte über halsstarrige griechische Männer und sagte zu ihrem Sohn, sogar ein Dinosaurier wie er hätte wissen müssen, dass es nicht alle Frauen mit intaktem Hymen ins Erwachsenenalter schafften. Sie schäme sich für ihn, weil er Rachel, ohne sie heiraten zu wollen, die Unschuld geraubt und sich Beschuldigungen gegen sie aus den Fingern gesogen habe. Er würde es verdienen, wenn Rachel sich weigern würde, jemals wieder mit ihm zu sprechen. Sie, Phillippa Kouros, würde nicht noch einmal versuchen, für einen so dummen Sohn die Heiratsvermittlerin zu spielen.
Nachdem seine Mutter einfach aufgelegt hatte, hatte Sebastian noch mehrere Minuten lang ihre Worte in den Ohren.
Sie hatte recht. Wie hatte er sich das alles einreden können? Es gab nicht die geringsten Anzeichen dafür, dass Rachel jemals so werden könnte wie ihre Mutter. Und dennoch hatte er sie für die Schandtaten ihrer Mutter verantwortlich gemacht.
Sebastian wurde blass, als er an die Beschuldigungen dachte, die er gegen Rachel erhoben hatte. Er hatte sie beleidigt, obwohl sie sich ihm bedingungslos hingegeben hatte und er die Wahrheit in ihrem verletzten Blick hätte erkennen müssen. Und er hatte sich sogar eingeredet, es sei ihre Schuld, dass sie ohne Schutz miteinander geschlafen hatten. Es war jedoch allein seine Schuld. Er war der Erfahrene, aber er hatte überhaupt nicht daran gedacht, weil es ungemein wichtig für ihn gewesen war, endlich mit ihr eins zu sein.
Die Worte seiner Mutter waren nichts verglichen mit den Gedanken, die ihn jetzt quälten. Er hatte das Gefühl, am Rande eines Abgrunds zu stehen, in den er stürzen würde, wenn er sich mit Rachel nicht versöhnen konnte.
Sebastian ging in ihr Zimmer, doch es war leer. Nicht nur sie war nicht da, auch ihre Sachen fehlten. Er riss Kleiderschranktüren und Kommodenschubladen auf und fand bestätigt, was er schon wusste: Sie war fort.
Er blickte sich um und suchte nach einem Hinweis, einem Brief, irgendetwas, und ihm fiel die dekorative Schachtel im Papierkorb auf. Sie sah aus wie das Andenkenkästchen, das seine Mutter auf ihrem Toilettentisch stehen hatte. Sie bewahrte darin Dinge auf, die seinem Vater gehört hatten.
Warum lag die Schachtel im Papierkorb? Rachel musste sie von der Insel mitgebracht haben. Es war seltsam, dass sie sich jetzt entschlossen hatte, sie wegzuwerfen. Sebastian holte sie heraus und öffnete sie ohne Gewissensbisse. Furcht überkam ihn, als er sah, was darin war. Rachel hatte buchstäblich ihn und jede Erinnerung an ihn aus ihrem Leben entfernt. Von ihrer ersten Begegnung an hatte sie alle möglichen Andenken gesammelt. Gab es einen besseren Beweis dafür, dass Rachel von Anfang an Gefühle für ihn gehegt hatte? Und er hatte davon nie Notiz genommen.
Nein, das stimmte nicht ganz. Er hatte ihre schüchterne Bewunderung bemerkt, und manchmal war er nett zu Rachel gewesen. Sie hatte ihn fasziniert wie keine andere Frau, sogar schon, als sie erst siebzehn gewesen war. Schon damals hatte er sie begehrt, aber ihre Unschuld und ihre Reserviertheit Männern gegenüber waren zu offensichtlich gewesen. Sie war niemals schwimmen gegangen, wenn die Freunde ihrer Mutter in der Nähe gewesen waren. Andreas Partys hatte sie gemieden, solange sie auf der Insel gelebt hatte.
Ich war unglaublich dumm, wie konnte ich nur das Schlimmste von ihr annehmen? überlegte er. Seine einzige Entschuldigung war, dass er nach Matthias’ Tod außer sich vor Kummer und Schmerz gewesen war. Er hatte nicht nur eine Vaterfigur verloren, sondern auch einen guten Ratgeber und Helfer in geschäftlichen Angelegenheiten. Die Sinnlosigkeit von Matthias’ Tod hatte für Sebastian alles noch schlimmer gemacht. Außerdem hatte er sich jahrelang damit herumgequält, dass Andrea, diese hinterhältige Frau, seinem Großonkel das Leben so schwer gemacht hatte.
Obendrein hatte er Rachel viel zu sehr begehrt. Ob es ihm gepasst hatte oder nicht, er hatte sich kaum noch beherrschen können. Und das alles zusammen hatte bewirkt, dass er Rachel mit Andrea in einen Topf geworfen hatte.
Rachel saß wie betäubt in dem mit Vinyl bezogenen Bürosessel. Sie konnte es nicht fassen.
Sie hatte die Ärztin aufgesucht, weil sie das Gefühl gehabt hatte, mit ihren Hormonen sei etwas nicht in Ordnung. Und jetzt dies.
„Herzrhythmusstörungen sind heutzutage schon unter jungen Menschen verbreitet. Man bekommt sie mit den richtigen Medikamenten und einer entsprechenden Lebensweise ganz gut in den
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