Julia Extra 0357
dich verlassen?“
„Nein!“, brachte sie unter Tränen hervor und wedelte abwehrend mit der Hand. Gabriel hatte es nicht verdient, zum Buhmann gemacht zu werden. Er war von Anfang an ehrlich zu ihr gewesen. Aber sie hatte in ihrer Arroganz geglaubt, sie könnte ihn ändern, nur weil sie es sich so sehr wünschte.
„Ihr versteht nicht“, flüsterte sie. „Ich war diejenige, die ihn weggeschickt hat …“
„… aber das ist dir nicht gelungen“, ertönte eine tiefe, heisere Stimme hinter ihr. „Auch wenn du dein Bestes getan hast.“
Laura rang nach Luft und wirbelte herum.
In der offenen Tür stand Gabriel, was an sich schon kaum zu glauben war, aber noch unglaublicher war das breite Lächeln auf seinem Gesicht. Es reichte von einem Ohr zum andern und bis in seine Augen hinein, die voller Zärtlichkeit auf ihr ruhten.
„Was tust du hier?“, fragte Laura schwach. „Ich dachte, du wärst auf dem Weg nach Rio.“
Er kam langsam auf sie zu. „Ich konnte nicht gehen. Nicht, ohne dir vorher etwas gesagt zu haben.“
„Und was … möchtest du mir sagen?“
„Ich liebe dich“, antwortete er schlicht.
Laura schwankte. Dies war ein Traum, aus dem sie gleich wieder erwachen würde. Es konnte nicht anders sein.
Gabriel fing sie auf, bevor die Beine unter ihr nachgeben konnten. „Ich liebe dich“, wiederholte er klar und deutlich. Dann sah er Robby an, der ihren Wortwechsel mit aufmerksamem Blick verfolgt hatte, und fügte hinzu: „Und ich liebe meinen Sohn.“
Ein aufgeregtes Raunen ging durch den Raum, worauf Gabriel sich mit einem leidenschaftlichen Funkeln in den Augen den Hochzeitsgästen zuwandte.
„Ja, Robby ist mein Kind“, verkündete er. „Laura hat es mir damals nicht gesagt, weil sie aus guten Gründen glaubte, dass ich ihm niemals der Vater sein könnte, den er braucht.“ Er fing Lauras Blick ein und hielt ihn fest. „Aber ich habe dazugelernt, querida. Lass mich dir für den Rest meines Lebens beweisen, dass ich der Mann sein kann, den ihr beide verdient.“
Ein kleiner Schluchzer entfuhr Lauras Lippen. „Du liebst mich …?“
„Mehr als mein Leben.“ Er umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen, und sie sah, dass er ebenfalls Tränen in den Augen hatte.
„Und was ist mit Oliveira und dem Kaufvertrag?“
Er zuckte die Schultern. „Soll der Franzose die Firma bekommen.“
„Aber du hast doch so darum gekämpft! Sie war alles, was du wolltest … alles, wovon du geträumt hast!“
„Weil ich sie für das Familienerbe hielt, aber das ist sie nicht. Das wahre Vermächtnis meiner Familie habe ich nicht verloren, sondern endlich gefunden.“
Gabriel hob sanft Lauras Kinn an und sah ihr tief in die Augen. „Es ist Liebe“, fügte er leise und nur für sie bestimmt hinzu. „Mein Familienerbe … bist du .“
EPILOG
Laura seufzte zufrieden, als Gabriel den SUV um die Biegung der Straße lenkte und sie Olmstead Mansion auf dem Hügel erblickte.
Es war jetzt ihr Zuhause!
Am Tag nach ihrer Trauung hatte Gabriel es als Hochzeitsgeschenk für sie gekauft, und inzwischen war es Laura schon so lieb und vertraut, als hätte sie nie woanders gelebt. Obwohl sie nur einen Tag und eine Nacht in New York gewesen waren, war sie heilfroh, endlich wieder hier zu sein.
Kaum hatte der SUV vor dem Haus angehalten, wollte sie aussteigen, aber Gabriels strenger Blick hielt sie davon ab. Also ließ sie sich seufzend wieder in ihren Sitz zurücksinken und wartete geduldig, bis er ausgestiegen und um den Wagen herumgelaufen war.
Er reichte ihr die Hand, um ihr herauszuhelfen, und ein weicher, liebevoll besorgter Ausdruck lag in seinen dunklen Augen. Wie immer, wenn er sie berührte, durchrieselte Laura ein wohliger Schauer.
Seit sie wieder ein Kind erwartete, führte Gabriel sich auf wie eine überfürsorgliche Glucke. Er war ihr ständig auf den Fersen, unentwegt um ihre Sicherheit und Bequemlichkeit besorgt. Es hätte nervend sein können, wenn es nicht so anbetungswürdig gewesen wäre.
„Ich bin nur schwanger und kein hilfloser Invalide“, erinnerte Laura ihn zum wohl tausendsten Mal.
Gabriel küsste sie auf die Nasenspitze und grinste jungenhaft. „Ich habe vieles abzubüßen.“
Als sie die breite Steintreppe zum Eingang hinaufstiegen, blies ein kalter Wind von Norden und wirbelte das bunte Laub auf. Er kündete von dem Frost, der bald kommen würde, aber Laura fühlte eine wunderbare Wärme in sich.
„Ich glaube, unsere Kleine ist froh, wieder zu Hause zu sein“, meinte
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