Julia Extra 0357
das Land nicht ohne dich und unseren Sohn“, erklärte er kategorisch.
Sehr interessant, dachte Laura verbittert. Jetzt, wo es ihm in den Kram passt, macht er plötzlich seine Vaterrechte geltend. Aber die Zeiten, in denen er sie nach Lust und Laune manipulieren konnte, waren endgültig vorbei.
„Du kannst Robby besuchen, wann immer du willst“, sagte sie mühsam beherrscht. „Aber ich werde dich weder heiraten, noch komme ich mit dir nach Rio. Die Menschen, die mich lieben, sind hier, und ich werde sie nicht für jemanden verlassen, der es nicht tut.“
Gabriel sah ihr forschend in die Augen. „Ist das dein letztes Wort?“, fragte er sie ungläubig.
„Ja“, bestätigte sie unter Tränen. „Ich schätze, das ist es.“
Eine schwere Bleiplatte schien Gabriel die Brust zusammenzudrücken. Woher nahm sie nur diese Standfestigkeit. Wann war sie so stark geworden?
„Laura, es tut mir so leid, dass ich dir nicht geben kann, worum du mich bittest. Ich wünschte, es wäre anders, aber ich … ich kann dich einfach nicht lieben.“
Ein Ausdruck puren Schmerzes lag auf ihrem Gesicht, als sie die Hände hob und den Schleier aus ihrer eleganten Hochsteckfrisur löste.
„Dann tut es mir ebenfalls leid“, sagte sie leise. „Aber wenn du uns nicht lieben kannst, kannst du uns auch nicht haben.“
15. KAPITEL
Gabriel hörte, wie unten die Musik zu spielen anfing und sah im Geiste die versammelte Gästeschar vor sich, die bei weißen Rosen und Kerzenlicht auf den Beginn der Zeremonie wartete. Er ballte die Hände zu Fäusten, als er wieder dieses verdammte Ziehen in der Brust spürte.
„Vergiss nicht, dass dies deine Entscheidung war, Laura. Ich wollte dich heiraten.“
Sie nickte, während ihr unaufhaltsam die Tränen über die blassen Wangen liefen. „Ich werde es nicht vergessen.“
Nein!, schoss es Gabriel durch den Kopf. So darf es nicht enden!
Mit einem gepressten Laut riss er sie in seine Arme und küsste sie mit aller Leidenschaft und Verführungskunst, die er aufbieten konnte. Er hatte sie niemals gehen lassen wollen!
Schließlich war es Laura, die die Umarmung beendete. Sanft aber bestimmt machte sie sich von ihm los und trat einen Schritt zurück, um sich aus seiner Reichweite zu retten.
„Leb wohl, Gabriel.“
Diesmal hatte er keinen Plan B in der Tasche. „Ich komme in ein paar Tagen wieder“, murmelte er schweren Herzens.
Laura lächelte schwach. „Robby wird sich zu jedem Zeitpunkt freuen, dich zu sehen.“
Er verließ das Ankleidezimmer und ging nach unten, vorbei an Lauras Mutter, die am Fuß der Treppe wartete. Kalte Winterluft empfing ihn, als er auf den Vorplatz hinaustrat, wo seine Limousine auf ihn wartete. Irgendein Witzbold – vermutlich einer von Margarets pubertierenden Freunden – hatte mit Rasierschaum Just married auf die Heckscheibe gesprüht und eine Leine, an der leere Blechdosen befestigt waren, an die hintere Stoßstange gehängt. Gabriel riss sie mit einem kräftigen Ruck ab und öffnete den hinteren Wagenschlag.
Carlos, der gerade eine SMS schrieb, fuhr erschrocken hoch, als sein Chef sich auf den Rücksitz fallen ließ.
„ Senhor Santos! Was tun Sie hier so früh? Und wo ist Mrs Laura?“
„Sie kommt nicht“, antwortete Gabriel knapp. Seine Kehle fühlte sich wie ausgebrannt an. „Und sie ist auch keine Mrs“
„Aber senhor … was ist geschehen?“
Gabriel starrte blicklos durchs Fenster auf die makellos weißen Felder, die sich bis zum Horizont erstreckten. „Fahren Sie einfach los.“
„Was ist denn passiert, Laura?“
Ihre drei Schwestern, die in ihren zartgrünen Brautjungfernkleidern ein bezauberndes Bild abgaben, standen zusammen mit ihrer Mutter in der offenen Tür und sahen sie mit großen, fragenden Augen an.
Einen Augenblick später lag Laura schluchzend in ihren Armen.
„Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte sie verzweifelt, nachdem sie sich ihren Kummer von der Seele geredet hatte.
Ruth strich ihr zärtlich eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „Das wird sich schon finden, mein Schatz. Auf jeden Fall gehe ich jetzt erst einmal nach unten und schicke alle wieder nach Hause.“
Eine Welle von Übelkeit übermannte Laura. „Das wird einen Riesenskandal geben“, stöhnte sie. „Und dabei haben die Leute gerade aufgehört, sich ständig über Robby das Maul zu zerreißen.“
„Es werden andauernd Hochzeiten abgesagt“, stellte Becky sachlich fest. „Daran ist absolut nichts Skandalöses.“
„Null Skandal“,
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