Julia Extra 0357
amüsierte sich königlich, während Thomas sich nur ein müdes Lächeln abrang. Immerhin war er dankbar, dass Elizabeth die brenzlige Situation gerettet hatte.
„Ich versichere euch, dass ich Elizabeth ganz bestimmt nicht verwechselt habe. Das wäre völlig unmöglich.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Sie ist nämlich einmalig. Und Elizabeth nenne ich sie, weil das ein ausdrucksstarker Name für eine so entschlossene, willensstarke Frau ist. Es passiert mir nämlich nicht noch einmal, ein Buch nach dem Umschlag zu beurteilen.“
„Thomas!“ Elizabeth war gerührt – ob die Worte nun für seine Großmutter bestimmt waren oder nicht, spielte keine Rolle.
„Gleich nach dem Examen hat Elizabeth einen gemeinnützigen Verein zur Bekämpfung des Analphabetismus von Erwachsenen gegründet, statt ihren Beruf als Lehrerin auszuüben. Mittlerweile besteht der Verein seit über fünf Jahren und es ist ihrer unermüdlichen Beharrlichkeit zu verdanken, dass er auch weiterhin besteht. Elizabeth wird nämlich eine Stiftung ins Leben rufen, um auch in Zukunft die erforderlichen Mittel für diese wichtige Arbeit sicherzustellen. Du siehst also, Nana Jo, meine Elizabeth ist eine wirklich bemerkenswerte Frau.“
Er meint es wirklich ernst, dachte Elizabeth, die von einer tiefen Freude erfasst wurde, als er sie voller Bewunderung anschaute. „Thomas!“, hauchte sie überwältigt.
Dieses Mal beugte er sich vor und küsste sie ausführlich.
„Was für eine großartige Leistung.“ Nana Jo strahlte und zog Elizabeth herzlich an sich, nachdem Thomas den Kuss beendet hatte. „Warum hast du mir das bisher verschwiegen, Thomas? Zumal offensichtlich ist, wie stolz du auf sie bist.“
„Ja, ich bin sehr stolz auf sie“, gab er zu.
„Zu Recht, mein Junge. Und da bildet Madeline Stevens sich ein, ihr Enkel hätte das große Los mit seiner Braut gezogen, nur weil deren Vorfahren sich bis zur Mayflower zurückverfolgen lassen. Das ist ja wohl keine besondere Leistung, sondern eher Zufall. Ich kann den nächsten Bridgeabend kaum erwarten. Endlich kann ich mal so richtig angeben.“
Thomas küsste Elizabeth gleich noch einmal. „Ich bin eben ein Glückspilz“, strahlte er.
„Das wirst du auch bleiben, solange du daran glaubst“, sagte seine Großmutter weise. „Was ist denn nun mit dem Restaurant?“, fügte sie ungeduldig hinzu. „Ich habe hier zweimal Fisch gegessen. Der war ganz ausgezeichnet. Die Steaks sollen auch gut sein.“
Elizabeth war dankbar für die Ablenkung, denn Thomas’ Nähe ließ sie immer mehr dahinschmelzen. Aufmerksam las sie die Speisekarte. Dabei stieß sie auf die Worte: Elegante Abendgarderobe erwünscht.
„Schon beim Lesen der Karte läuft mir das Wasser im Mund zusammen“, sagte sie. „Aber leider habe ich nur Freizeitkleidung eingepackt.“
„Ich habe auch kein Jackett mitgebracht“, bedauerte Thomas.
„Dein dunkelblaues Sportjackett hängt noch bei mir im Kleiderschrank.“ So schnell gab Nana Jo nicht auf. „Und für dich reicht ein schlichtes Kleid, Elizabeth. Der Inhaber besteht nicht auf ‚eleganter Abendgarderobe‘. Das steht da nur, um Touristen davon abzuhalten, nach einem Tag am Strand in Schwimmsachen aufzukreuzen.“
„Ich habe aber nicht mal ein Kleid dabei.“
Thomas lachte vergnügt und zog sie wieder an sich. „Meine Elizabeth reist mit leichtem Gepäck, Nana Jo.“
„Gut, dann wird eben ein Kleid gekauft. Betrachte es als mein Verlobungsgeschenk, Elizabeth.“
„Das kann ich auf gar keinen Fall annehmen“, widersprach sie sofort.
„Du kannst! Oder willst du mich alte Frau beleidigen?“ Herausfordernd hielt Nana Jo ihren Blick fest.
Natürlich musste Elizabeth nachgeben und fand sich wenig später in einem Bekleidungsgeschäft wieder.
„Schuhe brauchst du natürlich auch. Früher habe ich zu gern High Heels getragen. Leider hat mir irgendwann meine Arthritis einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich hatte bestimmt an die dreißig Paare.“
„Mich könnt ihr doch beim Einkaufen entbehren, oder?“, fragte Thomas hoffnungsvoll.
„Ich schon. Wie steht es mit dir, Beth? Ich meine Elizabeth?“
„Geh nur, Thomas. Sonst langweilst du dich noch.“ Mit einer Kusshand verabschiedete sie ihn – sehr zu Nana Jos Entzücken.
„Herrlich, jetzt können wir ungestört einkaufen.“
Schon eilte eine Verkäuferin heran und begrüßte die Stammkundin herzlich. „Wie schön, Sie zu sehen, Mrs O’Keefe! Wir haben letzte Woche neue Twinsets aus
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