Julia Extra 260
Gottes willen – sprachen sie über die Zukunft!
Er schaute auf, und da stand sie. Sie sah absolut umwerfend aus in einem tannengrünen Wollkleid, das sich sanft an ihren Körper schmiegte und sein nie enden wollendes Verlangen für sie sofort neu entfachte. Das Haar hatte sie in diesem weichen, sexy Stil hochgesteckt, den er so liebte. Eine Goldkette – keine, die er ihr hätte schenken dürfen – zierte ihren wundervollen Hals und passte hervorragend zu den Ohrringen, die sie trug. Ihr Parfum schien schon vor ihr in den Raum zu wehen, unddieser unglaublich verführerische Duft machte ihn jedes Mal verrückt.
„Trish!“, rief sie freudig aus. Ihr schönes, aber häufig zu ernstes Gesicht hellte sich auf, als sie erkannte, wer die Besucher waren. „Und Bob! Ich bin so froh, dass ihr es seid und nicht ein paar von Jasons alten Kumpels.“
„Ich habe keine alten Kumpels“, protestierte er und reichte ihr ein Glas Champagner. „Ich bin ja nicht dein Vater.“
„Das bist du in der Tat nicht“, erwiderte sie, während sie das Glas entgegennahm und die Handtasche auf einen leeren Sessel fallen ließ. „Was feiern wir denn?“
Trish sprang vom Sofa auf und wedelte mit ihrem Ringfinger vor Leahs Gesicht. „Das hier“, verkündete sie überglücklich.
„Oh, mein Gott, du bist verlobt! Wie wundervoll! Und was für ein schöner Ring.“
„Der Boss hat das meiste davon bezahlt“, schaltete sich Bob ein, woraufhin sich Leah zu ihm umdrehte und ihn anlächelte. Dennoch wirkte sie nicht wirklich glücklich.
Jason wünschte sich, er wüsste, was es war, das ihre Augen so traurig aussehen ließ. Und stumpf und leer. Dachte sie an den Moment, als ihr Ehemann ihr einen Ring geschenkt hatte? Verdammt noch mal, würde sie jemals über diesen Bastard hinwegkommen?
„Das war sehr großzügig von dir, Liebling“, sagte sie.
Jason zuckte innerlich zusammen. Er hasste es, wenn sie ihn auf diese Weise Liebling nannte. Es klang so oberflächlich. So … bedeutungslos.
Er war nicht ihr Liebling. Er würde nie ihr Liebling sein.
Was für ein verheerender Gedanke.
Jason konnte den Moment nicht exakt ausmachen, in dem er sich in Leah verliebt hatte. Vielleicht war es der Freitagabend vergangenen Monat gewesen, als sie sich furchtbar verspätet hatte und er sie nicht auf ihrem Handy erreichte. Ein schlimmer, heftiger Sturm war von Westen aufgezogen, hatte schweren Regen und Hagel mitgebracht, zusammen mit Blitz und Donner. Er war über die regennasse Terrasse getigert, hatte in den tobenden Sturm hinausgeblickt und Todesängste ausgestanden, dass sie in einen der vielen Verkehrsunfälle in dieser Nacht geraten war. Als sie endlich kam, war er kurz davor, alle Krankenhäuser der Stadt anzurufen.
Es hatte einen Unfall gegeben. Im Hafentunnel. Sie war dadurch in der Mitte stecken geblieben, im tiefsten Teil, wo das Handy über keinerlei Empfang verfügte.
Jason erinnerte sich, dass seine Erleichterung so groß war, dass er sich körperlich krank fühlte. Ein übergroßes Bedürfnis, sie in den Armen zu halten und zu lieben, ergriff ihn. Er drückte sie auf den nächsten Teppich hinunter und fiel über sie her, an Ort und Stelle. Er vergaß sogar das Kondom, das er sonst immer benutzte. Hinterher – als Leah meinte, dass sie am besten die „Pille danach“ nehmen sollte –, da hätte er sie am liebsten gebeten, es nicht zu tun.
Doch zu diesem Zeitpunkt erhob er keine Einwände.
Danach war er frustriert, weil er Sex benutzt hatte, um seine Gefühle auszudrücken, anstatt ihr einfach zu sagen, dass er sie liebte.
Aber Leah schien nichts anderes von ihm zu wollen!
Karen hatte ihm prophezeit, dass er sich eines Tages neu verlieben würde. Damals hatte er ihr nicht geglaubt. Doch Karen war eine sehr kluge Frau gewesen. Sie hatte gewusst, dass die Zeit seinen Kummer und seine Trauer heilen würde.
Wie viel Zeit würde Leah noch brauchen, fragte sich Jason, um über ihre Trauer hinwegzukommen? Und wie lange konnte er es noch ertragen, sie zu lieben, aber nicht wiedergeliebt zu werden? Es wurde immer und immer schwieriger – besonders wenn er sah, wie Menschen miteinander umgingen, die sich liebten.
Bob und Trish konnten die Finger nicht voneinander lassen, sie berührten sich ständig, und wenn sie sich anblickten, dann waren ihre Augen voller Liebe, und sie redeten unaufhörlich über die Pläne für die gemeinsame Zukunft.
Leah wollte nie über die Zukunft sprechen. Sie lebte ausschließlich für den jeweiligen
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