Julia Extra 260
Tag. Wenn er nicht um die gute Arbeit wusste, die sie jede Woche im Krankenhaus tat, hätte er vielleicht geglaubt, dass sie sehr egoistisch geworden war.
„Wir sollten auf das glückliche Paar anstoßen“, schlug Jason vor. „Auf Bob und Trish.“
Jason bemerkte Leahs Reaktion. Sofort negativ.
Es war ein weiterer entscheidender Moment in seinem Leben. Der Augenblick, in dem er feststellte, dass er mit dieser Beziehung einfach nicht weiterleben konnte. Vor allem nichtso, wie sie zurzeit war.
Etwas musste sich verändern. Er hoffte, dass dieses Etwas Leah war.
Er wird mit mir Schluss machen, dachte Leah, als sich ihre Blicke begegneten.
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ihr Magen auch.
„Entschuldigt mich bitte“, sagte sie und stellte ihr Glas ab. „Aber ich … ich muss mal kurz nach nebenan.“
Leah stürzte beinahe ins Badezimmer. Sie erreichte es gerade noch rechtzeitig, dann übergab sie sich. Es war nicht das erste Mal an diesem Tag. Oder in dieser Woche.
Ein Schwangerschaftstest an diesem Nachmittag hatte ihre Ängste bestätigt.
Sie bekam Jasons Baby.
Leah wusste ganz genau, wann es passiert war. Die Nacht des Sturms. Sie hätte am nächsten Tag zum Arzt gehen sollen. Doch sie hatte es nicht getan. Sie konnte einfach nicht.
Und jetzt war sie mit Jasons Kind schwanger. Und er wollte sie nicht mehr.
„Ist alles in Ordnung, Leah?“, rief Jason von der anderen Seite der Tür.
Leah presste eine Wange gegen die kühle Badezimmerwand. „Ja, ich … ähm … habe wohl etwas gegessen, was mir nicht bekommen ist. Es tut mir leid. Ich bin in einer Minute bei euch.“
„Bob und Trish haben eine Tischreservierung für sieben Uhr abgemacht.“
„Dann sag ihnen, dass sie gehen sollen. Bitte. Vielleicht bleibe ich doch noch etwas länger hier drinnen als eine Minute.“
„Das mache ich.“
Leah blieb noch fünf Minuten und tauchte erst wieder auf, als die Luft rein war. Das Apartment war tödlich still, als sie ins Wohnzimmer trat. Jason stand mit dem Rücken zu ihr an einem der großen Panoramafenster, die Hände in den Hosentaschen. Es hätte sein können, dass er einfach nur dastand und die Aussicht genoss, doch Leah wusste, dass das nicht der Fall war. Er suchte nach den richtigen Worten.
Sie entschied, ihm zu helfen.
„Es ist okay, Jason“, meinte sie gepresst. „Du kannst es einfach sagen. Ich werde keine Szene machen.“
Langsam drehte er sich um. Sein attraktives Gesicht wirkte ausdrucksloser als sie es jemals gesehen hatte. „Was genau soll ich sagen?“
„Dass es vorbei ist.“
„Möchtest du, dass ich das sage, Leah?“
Sie konnte nichts gegen das Beben tun, das ihren ganzen Körper schüttelte. „Nein!“
Sein Gesichtsausdruck erstaunte sie, denn er schien überrascht. „Du willst es nicht?“
Leah spürte, wie sich ihr Inneres aufzulösen begann, zusammen mit der Fassade, die sie nun seit Monaten aufrechterhielt. „Warum in aller Welt sollte ich das tun?“, fauchte sie ihn an. „Ich liebe dich, Jason. Ich habe dich die ganze Zeit geliebt.“
Jason konnte nicht glauben, wie wütend ihn ihre Erklärung machte.
„Du liebst mich?“, höhnte er. „Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich dir das abnehme, oder? Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn eine Frau mich liebt, und es ist nicht das, was ich spüre, wenn ich mit dir zusammen bin, Madam. Du redest nicht einmal wirklich mit mir. Alles, was du willst, ist das, was wir im Bett teilen.“
„Das liegt nur daran, weil es alles ist, was du mir angeboten hast!“, konterte sie und überraschte ihn mit ihrer Wut. „Falls du glaubst, dass ich die vergangenen sechs Monate genossen habe, dann täuschst du dich gewaltig! Es war die reine Hölle, das kann ich dir sagen, so zu tun, als würde ich nichts für dich empfinden. Und wenn du mir nicht glaubst, dann habe ich etwas, was du vielleicht einmal lesen solltest.“
Lesen? „Was?“
„Das hier.“
Vollkommen verwirrt beobachtete er, wie sie zu dem Sessel hinüberging und ein kleines schwarzes Buch aus ihrer Handtasche nahm. Er hätte es beinahe fallen lassen, als sie es ihm aus dieser Entfernung entgegenschleuderte.
Er starrte auf den Einband. „Das ist ein Tagebuch.“
„Ja. Meines . Ich habe immer dann darin geschrieben, wenn die Heuchelei, die ganze Verstellung einfach zu viel für mich wurde.“
„Aber warum in aller Welt hattest du den Eindruck, dass du dich verstellen müsstest?“, fragte er entgeistert.
Verzweifelt schüttelte sie den
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