Julia Extra Band 0198
lernen würde, ihn zu lieben. Wenn sie erst einmal Mann und Frau waren und zusammenlebten, würde sich ihre Beziehung weiterentwickeln. Zumindest war das seine Hoffnung.
Der Wagen nahm mehr Geschwindigkeit auf. Bald würden sie bei dem kleinen Bauernhaus ankommen, in dem Pippa lebte. Tom zog den Wagen durch eine Kurve. Auf einmal stieß Pippa einen Schrei aus. Tom hatte schon mit aller Kraft auf die Bremsen getreten, doch es war zu spät. Es war ihnen ein Auto entgegengekommen, dem sie nicht mehr ausweichen konnten. Der Aufprall war heftig. Wenn Pippa nicht angeschnallt gewesen wäre, wäre sie vermutlich durch die Windschutzscheibe geflogen. Ein Glück nur, dass die Airbags sie und Tom beschützten.
Einen Augenblick lang war Pippa so geschockt, dass sie gar nicht verstand, was eigentlich vorgefallen war. Dann aber kam sie wieder zu Sinnen. Rasch warf sie Tom einen Blick zu. Er hatte schon den Sicherheitsgurt abgeschnallt und die Autotür aufgemacht.
„Alles in Ordnung mit dir?”, fragte sie ängstlich.
„Ich denke ja. Bleib du hier.”
Der rote Sportwagen, der ihnen entgegengekommen war, war von der Straße in die Hecke geschleudert worden. War der Fahrer tot? Besorgt schaute Pippa zu, wie Tom zu dem Wagen lief. Zu ihrer großen Erleichterung ging die Tür des Sportwagens auf und ein hochgewachsener schlanker Mann kletterte heraus. Der dunkle Abendanzug, den er trug, wollte so gar nicht zu der Situation passen.
Pippa zog sich auf einmal der Magen zusammen. Dazu schlug ihr Herz wie verrückt. Das aber hatte nichts mit dem Unfall zu tun. Die beiden Männer standen sich jetzt dicht gegenüber.
„Sind Sie verletzt?”, fragte Tom.
Der andere Mann hatte eine tiefe, männlich vibrierende Stimme.
„Nichts Ernstes, nur ein paar Schnitte. Aber sagen Sie mal, warum, um alles in der Welt, sind Sie so schnell gefahren?”
„Sie scheinen nicht richtig geschaut zu haben, als Sie aus der Nebenstraße gekommen sind”, erwiderte Tom zu seiner Verteidigung.
„Doch, das habe ich. Als ich abgebogen bin, war die Straße leer. Aber Sie sind mehr als fünfzig Kilometer gefahren. Das ist viel zu schnell für diese kleine Straße. Da hatte ich nicht die geringste Chance, den Unfall zu vermeiden.”
Das war die Wahrheit. Tom war zu schnell gefahren. Vor der Abbiegung, die gleich hinter einer Kurve lag, hätte er unbedingt bremsen müssen. Normalerweise tat er das auch, aber offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass in der Nacht noch jemand hier unterwegs war. Es war reines Glück, dass es nur Sachschaden gegeben hatte. Sie waren alle drei nur knapp am Tod vorbeigeschrammt.
Tom hatte offenbar verstanden, dass er an dem Unfall schuld war. Er widersprach dem anderen Mann nicht mehr und schaute sich den Sportwagen an.
„Das sieht nicht schön aus.”
Die beiden Männer hatten Pippa den Rücken zugekehrt, doch dieser gelang es kaum, die Augen von dem Fahrer des Sportwagens abzuwenden.
„Ich fürchte, die Reparatur wird nicht ganz billig werden. Der Wagen ist neu. Wie sieht es mit Ihrem Auto aus?”
Der Mann war über einen Meter achtzig groß, hatte eine schmale Taille und muskulöse Schultern. Als er sich zu Toms Wagen umdrehte, erkannte Pippa sein Profil. Die strenge Nase, der fein geschnittene Mund, die tief liegenden Augen. Dazu dunkles, gelocktes Haar.
„Sie haben eine Beifahrerin im Wagen. Hoffentlich wird sie die Wahrheit aussagen, wenn es zu einem Prozess kommt.”
„Das scheint mir nicht nötig zu sein”, erwiderte Tom. „Ich habe bereits zugegeben, dass ich zu schnell gefahren bin, aber ich hatte Vorfahrt. Sie sind aus einer Nebenstraße gekommen und hätten warten müssen. Dennoch werde ich für die Reparatur aufkommen. Da ist es nicht nötig, es zu einem Prozess kommen zu lassen. Und was meine Verlobte angeht, sie würde selbstverständlich die Wahrheit sagen, ich würde niemals von ihr erwarten, dass sie lügt.”
Der andere Mann lachte kurz auf und zeigte damit nur zu deutlich, dass er Tom kein Wort glaubte. Pippa sah, wie Tom die Fäuste ballte, doch gelang es ihm, gelassen und ruhig zu klingen, als er sagte: „Wir sollten unsere Adressen austauschen. Der Rest ist dann Sache der Versicherungen. Ich arbeite selbst in einer Versicherungsgesellschaft, Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen, dass der Schaden nicht beglichen wird.”
„Schön. Ich hole meine Papiere.”
Als er zurückkam, ließ Pippa sich tief in den Sitz sinken, damit er sie nicht erkannte.
„Ist die Beifahrerin
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