Julia Extra Band 0198

Sympathie füreinander entwickelt, und Julia war froh darüber. Ihr Mann hatte nichts dagegen einzuwenden, dass sie die zweistündige Autofahrt nach Pennsylvania unternahmen, um seinen Schwiegervater zu besuchen, so oft sie Zeit dazu fanden.
    “Es wäre schön, wenn Dad uns mal wieder in Wilmington besuchen käme”, sagte Julia jetzt laut. “Ich hatte bei seinem letzten Besuch gar nicht die Möglichkeit, ihm die Stadt zu zeigen.”
    “Ja, wir sollten ihn einladen. Er wird bestimmt zusagen, nur weil er dann noch mehr Zeit mit Kelly verbringen kann. Wir sollten beim Abendessen …”
    “Oh, aber ich habe mir doch für heute Abend eine ganz spezielle Ankündigung aufbewahrt.” Sie sah ihn mit erwartungsvoll großen Augen an, in der Hoffnung, er würde auf den Köder eingehen.
    Es schien zu funktionieren. Er wurde stocksteif. “Eine ganz spezielle Ankündigung?”
    Ihr Mund zuckte, doch sie verkniff sich das glückliche Lächeln mit äußerster Anstrengung. “Ja”, sagte sie gespielt harmlos. “Aber vielleicht sollte ich das erst mit dir allein besprechen. Immerhin bist du nicht ganz unschuldig daran.” Jetzt grinste sie doch verschmitzt.
    “Weib!”, knurrte Ryan. “Spann mich nicht so auf die Folter!” Mit einer schnellen Bewegung zog er sie aus dem Liegestuhl hoch, nahm sie bei der Hand und rannte mit ihr in den nahen Wald hinein, der schon in glühenden Herbstfarben erstrahlte.
    Unter dem roten Blätterdach eines großen Ahornbaumes blieb er endlich stehen, nahm sie bei den Schultern und sah in ihr glücklich lachendes Gesicht. “Sag mir jetzt sofort, was los ist!”
    Sie hatte schon länger den Verdacht gehabt, aber bis heute gewartet, um absolut sicher zu sein. “Was hältst du von der Idee, Vater zu werden?”
    Plötzlich schien die Zeit stillzustehen. Er sagte nichts, rührte sich noch nicht einmal, sah nur in die Augen der Frau, die er liebte.
    Endlich fand er die Sprache wieder. “Meinst du das ernst? Bist du sicher?”
    Sie nickte, und er nahm ihr Gesicht zärtlich in seine Hände und küsste ihre Nasenspitze. “Oh, ich …”
    Sie lachte leise. Es kam selten vor, dass ihrem Mann, dem Rechtsanwalt, die Worte fehlten. Eines allerdings gab ihr Bedenken. “Wie Kelly es wohl aufnehmen wird? Sie war lange Zeit ein Einzelkind”, sagte sie.
    Ryan blickte zum See hinüber und lächelte Julia dann an. “Sie wird überglücklich sein”, meinte er bestimmt. “Seit wir von unserer Hochzeitsreise zurück sind, liegt sie mir ständig in den Ohren, dass sie einen kleinen Bruder haben will.”
    “Das wusste ich ja gar nicht”, flüsterte sie verdutzt, aber es zerstreute ihre Zweifel. “Und ich habe mir solche Gedanken gemacht.”
    “Das war völlig unnötig.” Er legte die Arme um sie und zog sie an sich.
    Sie schmiegte sich an seine Brust. “Weißt du, ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal ein Kind bekommen würde. Ehrlich gesagt, habe ich ein bisschen Angst davor. Ich möchte unserem Baby eine gute Mutter sein.”
    “Ach Julia”, meinte er liebevoll, “du bist eine großartige Mutter. Sieh dir doch nur Kelly an. Sie ist auf dem besten Wege, eine wunderbare junge Frau zu werden.”
    Julia lächelte, ohne die Augen zu öffnen. “Ja, das ist sie wirklich, nicht wahr? Eine wunderbare junge Frau.”
    Sie genossen diesen stillen Augenblick für eine Weile, dann hob Julia den Kopf und sah Ryan streng an. “Aber das behältst du bis zum Abendessen für dich, verstanden?”
    “Aber das sind noch über vier Stunden!”
    “Das schaffst du schon”, meinte sie zuversichtlich. Nichts verband zwei Menschen so stark miteinander, wie ein so wunderbares Geheimnis zu wahren.
    “Soll ich dir was sagen?”, fragte er nach einer Weile. “Ich hoffe, sie wird genauso aussehen wie du.”
    “Und ich bin sicher, er wird genauso aussehen wie du.”
    Ryan legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es sanft an. “Vielleicht bekommen wir ja auch Zwillinge.”
    Sie sah ihn gespielt schockiert an.
    “Oder Drillinge. Was hältst du davon?”
    Jetzt lachte sie. Ein glückliches, perlendes Lachen. Sie liebte diesen Mann. Mit ihm an ihrer Seite würde sie die ganze Welt erobern können. Und eine ganze Kinderschar auch.
    Jetzt wusste sie, dass sie endlich ihr eigenes Happy End gefunden hatte.
    – ENDE –