Julia Extra Band 0213
wie Sie.”
“Sie werden also nichts unternehmen?”, warf ihm Claudia vor. “Und was ist mit dem Meeting? Ich dachte, dass Sie ebenso dringend nach Telema’an müssen wie ich.”
“Ich will so früh wie möglich dorthin”, sagte er kühl. “Wenn Sie einen Moment zuhören würden, könnte ich Ihnen sagen, dass ich mich auf die Suche nach einem Fahrzeug begeben werde. Ich bezweifle allerdings, ob etwas Passendes zu mieten sein wird. Vielleicht kann man einen Wagen kaufen.”
“Kaufen?” Sie sah ihn entgeistert an. “Man kann doch nicht einfach mit einem Auto in die Wüste fahren.”
“Man kann schon, wenn man sich auskennt”, sagte David. “Zum Glück ist das bei mir der Fall. Ich werde den Weg nach Telema’an finden.”
Claudia spielte nervös an ihrem Ring. Sie wünschte, ihm vorhin nicht so direkt ihre Meinung gesagt zu haben. “Ich habe zwar nicht viel Geld bei mir”, fing sie unbeholfen an. “Aber wenn Sie mich mitnehmen könnten, würde Patrick Ihnen gewiss die Hälfte der Kosten erstatten. Ich könnte es ihm zurückzahlen, sobald ich wieder in London bin. Ich wäre Ihnen dafür sehr dankbar.”
Sie sah ihn bittend an. “Bitte”, fügte sie hinzu.
David fand ihre Augen wirklich außergewöhnlich. Sie waren blaugrau. Es war eine tiefe weiche Farbe, die ihn an die Dämmerung über den Bergen erinnerte. In diesen Augen konnte sich ein Mann verlieren.
Er riss sich von ihrem Anblick los. Claudia war der Inbegriff all dessen, was er an einer Frau nicht mochte. Sie war dumm und eitel. Sie hatte ihn absichtlich provoziert. Nur weil ihre schönen Augen ihm den Atem nahmen, würde er sie nicht mitnehmen. Lange bevor sie Telema’an erreichen würden, würde er sie umbringen. Er musste es ihr abschlagen.
“Nun gut”, meinte er irritiert. “Aber keine Beschwerden! Es wird eine harte Reise werden, und sobald ich mir ein Gejammer anhören muss, können Sie aussteigen und zu Fuß gehen.”
“Danke!” Claudia strahlte. David musste schlucken. Wie tief das Blau ihrer Augen wirkte, wenn sie lächelte. “Sie werden es nicht bereuen”, versprach sie. “Ich werde kein Wort reden”, bot sie ihm großzügig an. “Ich werde alles machen, was Sie wollen.”
“Das glaube ich erst, wenn ich es erlebe”, antwortete David. Er war über seine unbeabsichtigte Reaktion wütend. Das Treffen in Telema’an war für die Firma lebenswichtig. Er musste sich darauf konzentrieren und durfte sich nicht von schönen Augen oder einem unerwarteten Lächeln ablenken lassen.
“Ich werde mich umsehen, was sich machen lässt.” David duldete keinen Widerspruch. “Bleiben Sie hier!”
“In Ordnung”, sagte Claudia erleichtert. Einen Moment lang hatte sie geglaubt, er würde ihre Bitte ablehnen. Sie hätte es ihm nicht verübeln können. Ihre Begegnung hatte unter einem schlechten Stern gestanden. Von nun an würde sie freundlich zu ihm sein.
Sie wartete gehorsam, bis David zurückkehrte. “Ich habe mit ein paar Leuten gesprochen”, sagte er. “Es gibt möglicherweise eine Gelegenheit zu einem Kauf, aber erst in der Stadt. Man scheint gerade einen Bus zu organisieren. In der Zwischenzeit bleibt uns nur zu warten.”
“Ich habe schon auf dieser ganzen Reise gewartet”, seufzte Claudia resigniert. Er verwünschte seine Reaktion auf ihr Lächeln erneut.
“Sie wollten sich doch nicht mehr beschweren!”
“Das war keine Beschwerde, sondern ein Kommentar”, entgegnete sie ihm. Dann verfiel sie in dumpfes Schweigen, um nicht wieder mit ihm zu streiten. Sie wollte nicht zurückgelassen werden.
Seufzend schlug sie die Beine übereinander, wechselte dann auf die andere Seite. Doch auch so war es nicht bequemer.
“Hören Sie damit auf”, zischte David.
Claudia erhob sich. “Ich habe einen Krampf im Bein”, erklärte sie beschwichtigend. “Ich werde ein wenig umhergehen.”
Sie ging zum Fenster hinüber und sah zu, wie das Gepäck aus dem Flugzeug auf einen alten Wagen geladen wurde. Dabei entdeckte sie Amil, mit dem sie im Flugzeug gesprochen hatte. Er nahm eine Tasche aus dem Gepäckwagen heraus. Claudia winkte ihm zu, als er wieder in den Terminal kam.
“Warten Sie nicht auf den Bus?”
“Ich habe zum Glück Familie hier”, erklärte er. “Ich muss morgen in Telema’an sein. Daher haben mir meine Verwandten ein Auto gebracht. Wenn ich jetzt aufbreche, kann ich es noch rechtzeitig schaffen.”
“Was für ein Glück!”, rief Claudia neidisch aus. “Wir werden hier eine halbe Ewigkeit
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