Julia Extra Band 0213
er.
“Verdammt, Abbott, nicht jetzt!” Cooper griff nach Hannahs Arm. “Komm wieder herein!”
“Es tut mir leid, Sir”, fuhr der Butler unbeirrt fort. “Aber die Frischvermählten wollen jetzt abreisen.”
Cooper fluchte leise. “In Ordnung, wir kommen.” Er starrte Hannah zornig an. “Glaub ja nicht, dass wir schon fertig sind. Wir reden später weiter.”
“Aber sicher”, sagte sie zustimmend.
Mit großem Trara und genug Konfetti, um Mrs Abbott und eine Reinigungsmannschaft wochenlang zu beschäftigen, wurden Ken und Sarah verabschiedet. Die Gäste fingen an aufzubrechen, aber schon bevor die letzten von ihnen verschwanden, schlich Hannah in ihr Zimmer und holte die Reisetasche, die sie gepackt hatte, als sie heute Nachmittag von der Arbeit gekommen war. Sie schlüpfte durch die Hintertür und stieg die Feuertreppe hinunter zu Mrs Patterson.
Brutus begrüßte sie schwanzwedelnd und brachte seine Leine, die er ihr hoffnungsvoll vor die Füße legte. Doch Mrs Patterson scheuchte ihn weg und machte Hannah stattdessen eine Tasse Kräutertee.
Um zehn Uhr am nächsten Morgen hatte Brenton schon zwei Sekretärinnen beschimpft, eine Empfangsdame zum Weinen gebracht und dem Anwalt im Nachbarbüro von Hannah gedroht, ihn zu feuern. “Was ist denn nur heute mit ihm los”, murmelte der Kollege über die Stellwand hinweg. “Selbst wenn er einen Fall verloren hat, benimmt er sich normalerweise nicht so.”
“Er ist von einer Frau enttäuscht worden”, informierte Hannah ihn. “Oder vielleicht sollte ich besser sagen, seine Karrierepläne sind geplatzt. Bei Brenton läuft das ungefähr auf das Gleiche hinaus.” Sie drehte sich um und sah ihren Boss mit finsterem Blick in der Tür stehen.
Sie seufzte. Da hatte sie sich wohl versehentlich etwas zu früh die Rückzugsmöglichkeiten verbaut – aber nur unwesentlich früher, als sie ohnehin vorgehabt hatte.
“Bevor du anfängst, mir die Leviten zu lesen, Brenton”, verkündete sie, “möchte ich dir mitteilen, dass du meine Kündigung in einer Viertelstunde auf dem Schreibtisch hast.”
“Auf ein Empfehlungsschreiben solltest du nicht rechnen.”
“Brauche ich nicht. Ich habe schon ein Angebot – nicht hier in der Stadt.”
Brenton grinste. “Hat er dich fallen lassen? Soso. Fühl dich nicht verpflichtet, hierzubleiben und deine Kündigungsfrist einzuhalten. Ehrlich gesagt, bist du hier zu nichts mehr nütze.”
“Oh, ich würde dich doch nicht so hängen lassen. Aber sagen wir zwei anstatt der üblichen vier Wochen?”
Sobald er außer Hörweite war, griff sie zum Telefon, um die Firma anzurufen, die ihr das Angebot gemacht hatte. Der Personalchef teilte ihr mit, dass inzwischen jemand anderes die Stelle bekommen habe. “Als wir bis Ende letzter Woche nichts von Ihnen gehört hatten, Miss Lowe”, sagte er bedauernd, “haben wir angenommen, dass Sie kein Interesse mehr hatten.”
Sie stützte den Kopf in ihre Hände. Was bin ich doch für ein Idiot, dachte sie unglücklich. Sie hatte wieder einmal zu schnell gehandelt. Und hatte sich damit in ihre Ausgangsposition zurückkatapultiert – Brenton war auf dem Kriegspfad, und sie war quasi obdachlos.
Die nächsten zwei Wochen würden die Hölle sein. Sie würde die Zeit lieber im Gefängnis absitzen, als unter Brenton weiterzuarbeiten. Noch dazu ohne Cooper als Puffer …
Beim bloßen Gedanken an seinen Namen wurde sie von einer Welle des Schmerzes überwältigt. Sie hatte die Erinnerung an ihn in der Zwischenzeit verdrängen können, aber jetzt stürmte alles wieder auf sie ein.
Es war völlig unsinnig, wenn man bedachte, wie er sie behandelt hatte. Aber weniger als zwölf Stunden nachdem sie das Penthouse verlassen hatte, sehnte sich ihr Herz – oder das, was davon noch übrig war – schmerzlich danach, ihn noch einmal zu sehen.
Hannah seufzte. Hatte sie denn gar nichts gelernt?
Am Abend desselben Tages wäre sie fast mit Cooper zusammengestoßen, als sie mit Brutus von ihrem Abendspaziergang zurückkam. Glücklicherweise hatte sie ihn rechtzeitig gesehen, war in eine Seitengasse hinter “Barron’s Court” abgebogen und hatte so das Zusammentreffen vermeiden können.
Am nächsten Tag ließ sie die Fahrstuhltüren direkt vor seiner Nase zugehen. Später entwischte sie ihm vor dem Haupteingang, indem sie in ein Taxi stieg, das sie sich eigentlich gar nicht leisten konnte.
Jedes dieser Beinahe-Treffen ließ sie das sehnsüchtig vermissen, was sie miteinander geteilt hatten.
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