Julia Extra Band 0213
angelaufen, dass es Hannah nicht überrascht hätte, wenn er auf der Stelle einen Schlaganfall bekommen hätte.
Kitty schüttelte den Kopf. “Es hat Spaß gemacht, dich an der Nase herumzuführen, Brenton. Aber jetzt – lass mich einfach in Ruhe und verschwinde.”
“Also ich muss schon sagen”, flüsterte Hannah, “wenn sie Brenton den Laufpass gibt, ist ihr Geschmack besser, als ich ihr zugetraut habe.”
Sarah versuchte ein Lachen zu unterdrücken. “Das ist aber nicht nett von Ihnen, Hannah, mich dazu zu bringen, über einen Mann zu lachen, der leidet – auch wenn er es verdient hat.” Aber ihre Augen funkelten vergnügt.
Hannah musste sich ebenfalls das Lachen verkneifen. Dann erinnerte sie sich an ihre Mission und blickte sich suchend um.
Cooper war verschwunden.
So unauffällig wie möglich ging sie zur Bibliothek. Sie öffnete leise die Tür.
Cooper stand mit dem Rücken zur Tür am Schreibtisch. Auf der Schreibunterlage stand die Hochzeitsschatulle. In diesem Moment zog Cooper an dem frisch polierten Knopf. Mit einem kleinen Quietschen öffnete sich das Geheimfach.
Sie sah zu, wie er ein Stück Papier herauszog, und konnte ihm sogar von hinten ansehen, wie unzufrieden er war, als er entdeckte, dass er nur ein altes Foto von seinem Großvater in der Hand hielt.
“Was ist los?”, fragte sie leise. “Hast du etwas anderes erwartet?”
Langsam drehte sich Cooper zu ihr um – mit schuldbewusstem Gesicht.
Hannahs letzter Rest von Hoffnung schwand, und ihr blieb nur die grimmige Befriedigung darüber, recht behalten zu haben.
Damit musste sie sich nun zufriedengeben. Auch wenn es ihr das Herz brach.
10. KAPITEL
Coopers Stimme klang heiser: “Hannah …”
Sie schloss die Tür hinter sich und trat näher zum Schreibtisch. “Was hast du denn erwartet?”
Er holte tief Luft. “Nicht das, was ich gefunden habe, das ist sicher.”
“Du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Du hast gehofft, du würdest all das finden, was Isobel vielleicht doch beiseitegeschafft hat. Was möglicherweise übrig war von dem Geld, das sie deinem Großvater durch Erpressung abgeknöpft hat.”
“Allerdings, genau das habe ich erwartet.”
Hannah griff in die Innentasche ihrer Kostümjacke, und zog zwei zusammengefaltete Papierbögen heraus. “Stell dir vor – das war auch darin. Isobels Beute.”
“Wie hast du das Geheimnis entdeckt?”, fragte Cooper. “Und wann?”
“Du willst wissen, wie lange ich es dir schon verheimlicht habe. Obwohl das eigentlich egal ist. Isobel hat mir die Schatulle vermacht – also gehört mir auch alles, was darin ist. Darüber besteht kein Zweifel, und jede Diskussion darüber ist Zeitverschwendung.”
“Ich werde mich hüten, mit dir zu streiten”, sagte er trocken. “Das letzte Mal, als du dir so sicher warst, hat mich das die Kleinigkeit von fünfzehn Millionen Dollar gekostet. Um wie viel geht es diesmal?”
“Um erheblich weniger.” Hannah hielt die Wertpapiere hoch. “Inhaberschuldverschreibungen im Wert von etwas über einer Million Dollar, zahlbar an den jeweiligen Inhaber.” Sie ging zwei Schritte auf ihn zu und hielt ihm die Papiere hin, aber er ergriff sie nicht.
Entschlossen nahm sie seine Hand und legte die Papiere hinein.
Sie war sehr stolz auf sich, denn sie hatte bei dieser Berührung nicht mit der Wimper gezuckt. Sie hatte ihn wie eine Zufallsbekanntschaft behandelt, nicht wie einen Geliebten, in dessen Macht es stand, ihre Welt zu zertrümmern.
Langsam ging sie zur Tür.
“Was zum Teufel hast du jetzt vor, Hannah?”
Sie heuchelte Erstaunen: “Du willst dich doch sicher nicht darüber beschweren, dass du einen Teil deiner fünfzehn Millionen zurückbekommst?”
“Und was soll ich damit tun?”
“Kapierst du es nicht? Es ist mir völlig gleichgültig, was du damit anstellst.”
“Du gibst es mir, weil Isobel es ursprünglich von Irving bekommen hat, und du denkst, dass du es zurückgeben solltest.” Er kam auf sie zu. “Hannah …”
Vielleicht musste sie ihm die Wahrheit um die Ohren schlagen. “Nein, das ist überhaupt nicht der Grund. Ich übergebe dir das Geld, weil dir das, was in der Schatulle versteckt war, so ungeheuer wichtig war – sogar als du nicht wusstest, was es war. Viel wichtiger als …”
Als ich es dir je sein k”nnte.
Ihre Stimme drohte zu versagen, sie räusperte sich: “… als alles andere.”
Sie öffnete die Tür in dem Moment, in dem Abbott gerade anklopfen wollte.
“Sir …”, begann
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