Julia Extra Band 0213
gemacht, dass sie seinem Charme erlegen war, und ihn außerdem in der Annahme bestärkt, dass Hannah ein Vermögen erben würde. Sie las weiter.
Jedenfalls solltest du in der Zwischenzeit schon ausreichend Gelegenheit gehabt haben, seinen wahren Charakter zu sehen und Abstand von ihm zu gewinnen. Falls du das nicht getan haben solltest, dann verdienst du nichts Besseres als ihn. Aber ich wette, dass du ihn durchschaut hast. Es war nie meine Absicht, dir nichts zu hinterlassen; ich wollte nur nicht, dass du es mit Brenton teilst.
Hannah überflog den Abschnitt mit den Anweisungen, wie das Geheimfach der Hochzeitsschatulle zu öffnen war. Im nächsten Absatz kam Isobels bissiger Humor wieder zum Vorschein.
Falls du die Schatulle weggeworfen hast, weil du beleidigt warst, nur etwas so Wertloses von mir bekommen zu haben, dann hast du das, was darin war, nicht verdient. Desgleichen, falls du sie für eine kleine Summe an Cooper Winston verkauft hast. Wenn du andererseits Cooper Winstons Charme nicht widerstehen konntest und dir die Schatulle von ihm hast abschwatzen lassen, kann ich das vollkommen verstehen. Ich hoffe, du hast genau so viel Spaß mit ihm, wie ich damals mit …
Hier war die Schrift unterbrochen. Dann ging es aber in großen, kräftigen Buchstaben weiter:
Nun, es gibt Themen, die man niemals auf Papier festhalten sollte, selbst wenn man bald sterben wird. Deswegen sage ich nur: Manche Dinge sind wichtiger als Geld, und wenn du diese Dinge bei Cooper gefunden hast, dann bist du eine glückliche Frau.
Der Tränenschleier vor Hannahs Augen ließ die Unterschrift verschwommen aussehen.
Eine glückliche Frau.
Wenn Isobel doch nur recht behalten hätte.
Hannah und Brutus hatten heute eine besonders lange Strecke bei ihrem Ausgang zurückgelegt, und als sie wieder in der Lobby von “Barron’s Court” ankamen, schnaufte Brutus ordentlich.
Die Fahrstuhltüren standen offen. Hannah trieb den Hund schnell durch die Halle, stieg mit ihm ein und drückte auf den Knopf für den fünften Stock. Als sie sich hinunterbeugte, um die Leine vom Halsband zu lösen, sagte sie zu Brutus: “Wie oft habe ich dir schon gesagt, du wärst nicht so außer Atem, wenn du nicht immer so heftig ziehen …”
In dem Moment, als die Fahrstuhltüren sich zu schließen begannen, kläffte der Hund und schoss wieder in die Lobby hinaus. Hannah war fassungslos; so etwas hatte Brutus noch nie getan. Sie schob ihre Hand zwischen die Türen, drückte sie wieder auf und folgte ihm.
Der kleine Hund lief hysterisch kläffend auf Cooper zu, der in der Mitte der Halle stand, und warf sich gegen seine Knie. Cooper beugte sich hinab und nahm ihn auf den Arm.
Brutus schnüffelte an Coopers Hemdtasche, dann seufzte er und ließ sich mit halb geschlossenen Augen und hingebungsvoll ausgestrecktem Kopf von Cooper das Kinn kraulen.
“Das ist ja ekelhaft”, murmelte Hannah. Ihr Gewissen erinnerte sie daran, dass sie wahrscheinlich einen genauso idiotischen Gesichtsausdruck hätte, wenn sie in Coopers Arme gekuschelt wäre … “Danke, dass du ihn festgehalten hast. Ich nehme ihn dir ab.” Sie streckte die Arme nach dem Hund aus.
Brutus öffnete widerwillig die Augen und knurrte sie an.
Hannah fiel die Kinnlade herunter. “Hör mal, du dämliches Biest …”
“Brutus hat dich noch nie gebissen”, erklärte Cooper ihr. “Aber das ist jetzt egal. Es gibt momentan Wichtigeres. Du warst an jenem Abend einverstanden, dass wir unser Gespräch noch beenden – aber dann bist du weggelaufen. Und seitdem gehst du mir konsequent aus dem Weg.”
“Ich bin nicht weggelaufen. Ich bin gegangen, weil ich dachte, dass alles Nötige gesagt war.”
“Falsch – wir haben noch sehr viel zu besprechen. Es gibt jetzt drei Möglichkeiten für dich. Entweder setzen wir unser Gespräch hier mitten in der Eingangshalle fort, oder du kommst mit mir nach oben, wo Daniel uns nicht belauschen kann.”
“Und was ist die dritte Alternative?”
Er griff in seine Hemdtasche und zog einen Hundekuchen heraus. Brutus spitzte die Ohren und bellte, und Cooper gab ihm die Leckerei. “Ich werde Hundekuchen in all meine Taschen stopfen, sodass Brutus, wenn ich in der Nähe bin, nicht nur zu mir laufen wird, sondern dich auch noch an der Leine mitziehen wird. Was ist denn so schlimm daran, mit mir zu reden, Hannah? Hast du Angst, dass ich eine Bresche in deinen selbstgerechten Schutzwall schlage?”
Sie zuckte mit den
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