JULIA EXTRA BAND 0264
den nackten Rücken zugewandt hatte und mit bebenden Händen versuchte, ihren BH zuzumachen.
Was nun?, dachte Enrico, wusste aber keine Antwort. Er schob die Hände in die Hosentaschen, lehnte sich an die Wand und beobachtete Freya beim Ankleiden. Als ihr langes Haar sich in ihrem Jackett verfing, juckte es ihn in den Fingern, es zu befreien, doch Freya kam ihm zuvor und wies ihn so ungehalten zurück, dass er unwillkürlich zusammenzuckte.
Ihre Tasche und deren Inhalt lagen auf dem Boden verstreut. Wahrscheinlich hatte sie vergessen, sie zu schlieÃen, als sie so überstürzt aus dem Waschraum gelaufen war. Jetzt überlegte Freya, wie sie die Sachen aufheben sollte, wo ihr Magen sich so zusammenkrampfte.
Wie hatte sie nur zulassen können, dass Enrico das mit ihr machte? Wie in Trance nahm sie wahr, wie Enrico nach ihrer groÃen Tasche griff und die Sachen einsammelte, mit ganz ruhiger Hand, mit der er noch eben â¦
Verzweifelt rang sie nach Luft. Obwohl er es hörte, fuhr er fort, ihre Utensilien in die Tasche zu packen. SchlieÃlich hielt er einen roten Spielzeug-Ferrari in der Hand.
Nickys Ferrari. Das Spielzeug ihres Sohnes.
Enrico besaà mehrere Ferraris â die meisten von ihnen waren Liebhaberstücke, die er nur selten fuhr.
âWartest du darauf, dass ich etwas sage?â, fragte er barsch. âNein.â Sie war den Tränen nahe.
Während sie sich wie ein Flittchen aufgeführt hatte, wurde ihr Sohn sechs Stockwerke tiefer von geschultem Personal betreut. Und sie hatte nicht einmal mehr das Recht, in diesem Gebäude zu sein, ebenso wenig wie Nicky, denn sie waren beide von dem herzlosen, rücksichtslosen Verführer schwacher, williger Frauen an die Luft gesetzt worden.
Als jemand an die Tür klopfte, hatte Freya plötzlich die schreckliche Vorstellung, gleich vom Sicherheitspersonal aus dem Gebäude eskortiert zu werden.
Enrico richtete sich auf, warf die Tasche auf den Schreibtisch â auf dem sie eben noch â¦
âMomentâ, rief er energisch, griff nach seinem Jackett und schlüpfte hinein. Mit seinen knapp ein Meter neunzig, dem südländischen Teint und den dunklen Augen sah er einfach viel zu gut aus. Obwohl er gerade ein wildes Liebesspiel hinter sich gebracht hatte, sah er trotzdem wie aus dem Ei gepellt aus, wie Freya feststellen musste. Ob er jetzt auch so weiche Knie hatte wie sie?
Jetzt wandte er sich ihr zu und lieà den Blick über ihr aschfahles Gesicht und das schlecht sitzende Kostüm gleiten. Freya war noch immer den Tränen nahe, drängte sie jedoch entschlossen zurück.
In diesem Augenblick klingelte ihr Handy. Freya schleppte sich zum Schreibtisch, um das Telefon aus der Tasche zu holen.
âLass es klingelnâ, forderte Enrico sie jedoch rau auf.
âDas geht nichtâ, antwortete sie, denn ihr Handy klingelte nur im Notfall.
âJetzt gerate bitte nicht gleich in Panikâ, meldete sich Cindy, die Kindergärtnerin. âNicky ist hingefallen. Er wollte dem Gorilla imponieren und â¦â
Freya hörte gar nicht mehr zu. Sie lieà das Handy fallen und rannte los.
âWas, um alles in der Welt, ist denn passiert?â, rief Enrico ihr nach.
Doch sie hatte schon die Tür aufgestoÃen. DrauÃen stand Enricos Sekretär mit einem Karton in den Händen und versperrte ihr den Weg. Freya bemerkte, dass ihre Sachen sich in dem Karton befanden, doch das war ihr jetzt völlig gleichgültig. Sie stieà den jungen Mann zur Seite und eilte zu den Fahrstühlen â mit wehender roter Mähne und ohne Schuhe.
Wo sind denn nur ihre Schuhe?, überlegte Enrico, der ihr folgte. Ihm war völlig klar, dass es nur um ihren Sohn gehen konnte, wenn Freya so panisch davonrannte.
Um ihren gemeinsamen Sohn!
Diese Erkenntnis nahm ihm den Atem. In diesem Moment erreichte er den Fahrstuhl, dessen Türen sich gerade hinter Freya geschlossen hatten. Wütend drückte er auf den Knopf des anderen Lifts, der innerhalb von Sekunden kam und ihn in den zweiten Stock beförderte.
Enrico sah gerade noch Freyas wehendes Haar, bevor sie ein groÃes, helles Zimmer betrat.
Hektisch blickte Freya sich in dem Raum um, und es dauerte einen Moment, bis sie ihren Sohn in der Kletterecke entdeckte. Wo sonst hätte er schon sein können?, dachte sie verzweifelt. Nur dort hätte Nicky Fredo beeindrucken können.
Und wer hielt ihren Sohn tröstend in den
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