JULIA EXTRA BAND 0272
und grau.
„Bis wir kalte Füße kriegen.“
„Wir hätten Stiefel mitbringen sollen.“
„Ja. Allerdings hatte ich auch nicht damit gerechnet, überhaupt hier zu sein“, erinnerte er sie und nahm ihre Hand. „Gehen wir stromaufwärts, die andere Richtung habe ich schon ein wenig erkundet.“
Sie schlenderten los und hielten sich in sicherem Abstand zur Uferböschung. Trotzdem galt es, aufzupassen, denn der Schnee machte den Boden ziemlich rutschig.
„Weißt du, wer dort wohnt?“, fragte Jake, als sie an einem Haus vorbeikamen.
„Mrs. Watson. Sie ist eine enge Freundin von Tante Sally gewesen, obwohl sie bestimmt zehn Jahre jünger ist. Wir waren oft bei ihr zum Essen eingeladen, wenn ich hier war. Ansonstenkenne ich nur noch die McDonalds, denn Tante Sally hat sich während meiner Besuche immer ganz auf mich konzentrieren wollen und sich deshalb nicht mit anderen Nachbarn oder Bekannten getroffen.“
Der Wind, der bereits seit dem Morgen wehte, frischte auf, und nach einer Weile blieb Cath stehen. „Ich beginne, erbärmlich zu frieren.“ Einzig ihre Hand, die Jake noch immer umschlossen hielt, fühlte sich noch warm an.
„Dann lass uns umkehren.“
Sie nickte und war froh, als sie wenig später wieder im Haus waren. Es hatte Spaß gemacht, draußen im Schnee herumzulaufen, doch nun war es nicht weniger schön, wieder im Warmen zu sein.
„Möchtest du gleich Feuer im Kamin haben oder erst später?“, fragte Jake, nachdem er ihren Mantel und seine Jacke aufgehängt hatte.
„Jetzt gleich wäre nicht schlecht. Und was fangen wir mit dem restlichen Nachmittag an?“ Es war viel zu früh, um das Abendessen vorzubereiten, aber sie war nicht sicher, ob sie einfach im Wohnzimmer sitzen und sich mit ihm unterhalten wollte.
„Wir könnten ein bisschen im Keller herumstöbern und nach weiteren Tagebüchern suchen.“
„Okay.“
Nein, sie war nicht so erpicht darauf wie er, sich dort unten umzusehen, tat es allerdings lieber mit ihm gemeinsam als irgendwann allein. Außerdem kann ich mir bei der Gelegenheit vielleicht einen groben Eindruck verschaffen, wie viel Arbeit da auf mich wartet, überlegte sie, während Jake schon die Stufen hinuntereilte. Sie folgte ihm gemächlich und war noch auf halber Treppe, als die Kellertür zuschlug.
„Hast du irgendwo ein Fenster aufgelassen?“, fragte Jake von unten.
„Nein, aber diese Tür fällt häufig von allein zu. Ich habe vergessen, sie zu blockieren. Vermutlich hat sich das Haus während der Jahrhunderte etwas gesenkt“, meinte Cath. „Wo fangen wir an?“, fragte sie und ging die restlichen Stufen hinunter.
„Am besten dort, wo du das erste Tagebuch gefunden hast.“
„Dann müssen wir hier entlang.“ Sie ging ihm voraus undwusste, dass sie auf dem richtigen Weg war, als sie an der Wiege vorbeikam. Auch dieses Mal stieß sie sie an und beobachtete, wie sie hin und her schaukelte. „Wie alt sie wohl sein mag? Wahrscheinlich ist sie bereits seit Generationen in der Familie.“
Läuft denn alles immer wieder auf das Thema „Kinder“ hinaus?, dachte er traurig. Er wünschte, er könnte erleben, wie Cath schwanger wäre, dabei sein, wenn sie ihr Neugeborenes in den Armen hielt und zärtlich betrachtete. Irgendwann würde sie aufblicken, und in ihren Augen würde sich tiefe Liebe spiegeln – wie er sie früher darin gelesen hatte, wenn sie ihn angesehen hatte. Sah sie denn nicht, dass das, was sie hatten, gut war? Wie konnte sie das alles einfach aufgeben?
„Vermutlich hat sie den Holzschwamm.“
„Nein, hat sie nicht, und wenn sie gesäubert und poliert worden ist, wird sie ein Schmuckstück sein. Würdest du sie mir nach oben tragen?“
„Wozu?“
„Ich möchte sie auf Vordermann bringen.“
„Cath …“ Was sollte er noch sagen? Es war alles gesagt. „In Ordnung.“ Er räumte sich den Weg frei und hob die Wiege hoch. Sie war schwerer als erwartet, aber es war kein Problem, sie den schmalen Gang entlangzutransportieren. „Machst du mir die Tür auf, bitte.“
Cath eilte an ihm vorbei und die Stufen hinauf. „Verflixt, sie klemmt“, sagte sie und stieß mit aller Kraft dagegen.
„Na, wunderbar.“ Jake stellte die Wiege ab, ging zu ihr die Stufen hinauf versuchte selbst sein Glück, doch ohne Erfolg. Die Tür bewegte sich kein bisschen, auch dann nicht, als er sich so schwungvoll, wie der enge Raum es zuließ, mit der Schulter dagegenwarf. „Die Angeln sind auf der anderen Seite“, erklärte er, nachdem er den Rahmen
Weitere Kostenlose Bücher